IMPERICON FESTIVAL 2024 live in der Simm City Wien 07.04.2024
Das Impericon Musikfestival ist eine jährliche Veranstaltung, die von Impericon, einem Online-Shop für Streetwear und Merchandise im Bereich Metalcore, Hardcore und Punk, organisiert wird. Das Festival findet an verschiedenen Orten in Europa statt, darunter Deutschland, Österreich, die Schweiz. Jedes Jahr bietet der Veranstalter ein beeindruckendes Lineup mit führenden Bands aus den oben genannten und verwandten Genres. In Wien fand das Festival 2024 in der Simm City mit As I Lay Dying als Headliner statt. Die Fahrt zur Simm City am 07.04.2024 fühlte sich an, wie die Fahrt zum ersten Open Air des Jahres – viele Wiener waren unterwegs, um sich den ersten Sonnenbrand einzufangen. Fast 30 Grad zeigte das Thermometer schon bei der Hinfahrt am frühen Nachmittag. Da ein Sonnenbrand aber bekannterweise nichts besonders Gutes ist, versammelten sich die Metalfans lieber in der Simm City, um einen wunderschönen Tag mit lauter Musik zu genießen. Der Einlass um 14.30 Uhr verlief reibungslos, der Vorraum in der Location war voll mit Merchständen. Da die erste Band erst eine Stunde nach Einlassbeginn loslegte, hatte man also gleich mal genügend Zeit, um sich einen Überblick über das reichhaltige Angebot an Shirts, CDs und Accessoires zu verschaffen.
von Marko Jakob und Lucifera Nightmare
MENTAL CRUELTY
Nun ging es aber los mit Livemusik. Den Anfang machte die deutsche Deathcore-Band Mental Cruelty, die 2016 in Karlsruhe gegründet wurde. Ihr Stil vereint Elemente des traditionellen Death Metal mit modernen Breakdowns und technischer Virtuosität. Bekannt sind sie für Alben wie “Purgatorium” (2018) und “Inferis” (2019), die ihnen in der Metal-Community Anerkennung einbrachten. Die Band ist für ihre energiegeladenen und intensiven Live-Auftritte bekannt und hat auf verschiedenen Bühnen in Europa gespielt. Ihre Musik behandelt oft düstere und verstörende Themen wie Existenzialismus, Misstrauen und Gewalt. Mental Cruelty genießt internationale Anerkennung und hat eine wachsende Fangemeinde auf der ganzen Welt – und die österreichische Fangemeinde der Band war schon zu Festivalstart zahlreich in der Location vertreten, so dass der Opener gleich mal vor einer ordentlichen Crowd performen durfte. „Danke, dass wir dieses wundervolle Festival eröffnen dürfen – danke, dass ihr alle schon da seid.“, sagte Sänger Lukas. Ich hatte Mental Cruelty zum ersten Mal live gesehen und fand, dass die Band nicht der typische, ‚kleine‘ Opener war – das war schon richtig großes Deathcore-Kino und für mich eine der besten Bands des Abends. „Ich will euch springen sehen – Wien springt“ – immer wieder ermunterte die Band das Publikum erfolgreich zum Mitmachen. Die Temperatur in der Simm City stieg auch von Minute zu Minute und Lukas hat sich sogar mehrmals Wasser über den Kopf gegossen. Beim Auftritt der deutschen Band lag eine unglaubliche Energie in der Luft – davon hätte man gern noch ein paar Minuten länger was gehabt.
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DYING WISH
Als nächstes waren Dying Wish an der Reihe. Die Band wurde im Jahr 2018 gegründet und besteht aus Mitgliedern der Portlander Hardcore-Szene. Dying Wish hat sich einen Namen für ihren intensiven und emotionalen Stil gemacht, der Elemente des Hardcore-Punk und Metalcore vereint. Ihr Sound ist geprägt von aggressiven Gitarrenriffs, harten Breakdowns und einer eindringlichen Gesangsperformance. Die Texte der Band behandeln oft persönliche Themen wie emotionale Turbulenzen, Wut und Verzweiflung, was zu einer starken emotionalen Resonanz bei ihren Hörern führt. Dying Wish hat eine EP mit dem Titel “Dying Wish” veröffentlicht, die im Jahr 2019 herauskam. Die Band hat auch Singles wie “Innate Thirst” und “Enemies in Red” veröffentlicht, die positive Resonanz in der Hardcore-Szene erhalten haben. Die Band hat sich schnell einen Ruf als energiegeladene Live-Band erarbeitet und hat auf verschiedenen Bühnen in den USA gespielt. Ihre Live-Auftritte zeichnen sich durch eine intensive Bühnenpräsenz und eine starke emotionale Aufladung aus, die das Publikum mitreißt. Insgesamt ist Dying Wish eine aufstrebende Band in der Hardcore-Szene, die für ihre leidenschaftliche Musik und ihre eindrucksvollen Live-Auftritte bekannt ist. „Wir sind Dying Wish aus Portland – danke, dass wir in eurer wunderschönen Stadt spielen dürfen.“ sagte Sängerin Emma Boster. Die Frontfrau der Band legte eine flippige Show hin und spulte während der Show reichlich Meter ab. „Lasst uns einen Oldschool Circle Pit machen“, rief Bassist Jon dann in die Menge. Das Publikum war wirklich gut drauf und drehte erstmal ein paar Runden. Weiter ging die Show – die Band verstand es wirklich richtig gut, die Fans in die Show einzubinden. „Das ist ein Fist-Song“ rief Jom jetzt und streckte die Faust dabei in die Höhe. Aber nicht nur das Zusammenspiel zwischen Band und Publikum klappte gut, sondern auch die Musiker selbst harmonierten wie ein perfekt eingespieltes Team. Nun folgte eine der neueren Singles ‚Torn From Your Silhouette‘ – „und macht noch einen Circlepit“ hiess nun wieder. Dann gab es tatsächlich mal eine kurze Passage zum Ausruhen, aber nicht lange. „Noch zwei“ sagte die super aufgelegte Sängerin und steckte dabei die Zunge raus. Nun wurde es wieder heftig und es folgte ein finaler Circlepit mit Anfeuerungsrufen von der Bühne – „Vienna, lets go go goooo“.
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FUTURE PALACE
Weiter ging es mit einer Band, die schon im Herbst 202 auf der Bühne in der Simm City stand. Future Palace waren damals Support der Band Battle Beast. Die deutsche Post-Hardcore/Alternative-Rock-Band aus Berlin wurde 2018 gegründet. Future Palace besteht aus Maria Lessing (Lead-Gesang), Manuel Kohlert (Lead-Gitarre) und Johannes Früchtenicht (Schlagzeug). Sie stehen seit 2020 beim Musiklabel Arising Empire unter Vertrag und haben bisher zwei Studioalben veröffentlicht: “Escape” im Jahr 2020 und “Run” im Jahr 2022. Der Bühnenhintergrund in der Simm City war jetzt mit einem riesigen Future Palace Schriftzug dekoriert. Das Berliner Trio hatte das Drumset auf der rechten Seite aufgebaut. Sängerin Maria sagte dann bei einem der ersten Songs im Set „‘Fever‘ ist der einzige richtige Party-Song den wir haben, also gebt alles“. Die Stimmung war jetzt richtig gut und nach einem lauten „come on“ wurde fleißig mitgeklatscht. Spätestens jetzt war das Wiener Publikum auch bei Future Palace richtig laut. Die Band zeigte eindrucksvoll, wie man auch als Trio ein Publikum zum Bewegen bringen kann. Außerdem hatten Future Palace auch eine bezaubernde Lichtshow. „Der nächste Song ist der Vorletzte, den wir released haben – weiss irgendjemand, wie der heißt? Und schon schrie das Publikum den Titel entgegen. Weiter ging es mit ‚Malphas‘. Das Video zum Song hat inzwischen auch schon wieder die 1 Mio Views Marke auf YouTube geknackt – wow. „Für alle, die uns noch nicht kennen – wir sind Future Palace. Der nächste Song ist neu, den haben wir erst am 05.04. rausgebracht und ich bin auf eure Reaktionen gespannt“. Und die Reaktionen zu ‚Uncontrolled‘ waren sehr sehr positiv. „Wir kommen leider schon zum letzten Song. Wer noch Bock hat zu quatschen – wir sind am Merch und freuen uns über jede Art von Support.“ Und der letzte Song war noch mal ein richtiger Kracher, der wohl bekannteste Song der Band – ‚Paradise‘.
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CASEY
Nun wurde es eine Spur ruhiger, aber nicht weniger schön. Herrliche Lichter untermalten die Show der britischen Post-Hardcore-Band Casey. Das Quintett wurde im Jahr 2014 gegründet und besteht aus Sänger Tom Weaver, den Gitarristen Liam Torrance und Toby Evans, Bassist Adam Smith und Schlagzeuger Max Nicolai. Casey hat bisher drei Studioalben veröffentlicht, das neueste erschien 2023 und trägt den Titel ‚How To Disappear‘ Die Alben wurden von Kritikern positiv aufgenommen und haben der Band eine wachsende Fangemeinde eingebracht. Die Band hat auf verschiedenen Bühnen in Europa gespielt und tourte auch international, um ihre Musik einem breiteren Publikum zu präsentieren. Ihre Live-Auftritte werden oft für ihre Intensität und Emotionalität gelobt. Sänger Tom sagte „es ist so heiß hier drin, dass wir fast kochen – Moshpit und so weiter gibt es schon genug bei den ganzen anderen Bands, wir lassen es etwas ruhiger angehen.“ Der Gitarrist, der auch einige Gesangsparts übernahm, sowie der Sänger waren beide in weiss gekleidet – keine schlechte Wahl bei der Hitze. Mit der wunderbaren a Capella Passage zu Beginn von ‚How To Disappear‘ erlebten wir nun die wohl ruhigsten Minuten des Abends. Anschließend gab es riesen Jubel und und ein „danke schön“ auf Deutsch. Bei ‚Hell‘ ging es dann nochmal richtig zur Sache und die bei den ruhigeren Songs gesparte Energie konnte nun wieder rausgelassen werden.
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NASTY
Nun war die Bühne frei für die vor 20 Jahren gegründete Hardcore Band Nasty. Sie sind bekannt für ihre kraftvolle Mischung aus Hardcore-Punk und Beatdown-Hardcore, die von Bands wie Hatebreed und Madball beeinflusst ist. Und das merkte man auch heute Abend – jetzt war das ganze etwa zwei Stufen wilder, als noch bei der Band zuvor. Ihre inzwischen neun Studioalben wurden von Fans und Kritikern gleichermaßen positiv aufgenommen und haben der Band einen festen Platz in der Hardcore-Szene eingebracht – sogar einen Einstieg in die deutschen Albumcharts gab es im Jahr 2020. Nasty haben sich im Laufe der Jahre als eine der führenden Hardcore-Bands in Europa etabliert. Zahlreiche Ansagen des Sängers – die die Hardcore Fans natürlich befolgten – sorgten dafür, dass es nun richtig zur Sache ging. „Niemand steht still, auf geht’s – bewegt euch – Circle Pit. Der Teil des Publikums, dem ein Circle Pit zu gefährlich ist, drängte sich nun an die Seiten, da der Kreis in der Mitte immer größer wurde. „Vielen Dank, dass ihr hier seid und dass wir hier spielen dürfen – legt einfach alle los – lasst uns Gas geben – Party“ Fast ununterbrochen wurden die Fans in der Simm City animiert – und das funktionierte hervorragend. „Unser letztes Lied – eure letzte Chance zu tanzen – ab geht’s, ab geht’s“ so wild und verrückt wie die Ansagen war dann auch der Song ‚Total Domination‘ vom aktuellen Album ‚Heartbreak Criminals‘.
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TERROR
Nun war die Zeit gekommen für musikalischen Terror. Terror ist der Name der 2002 gegründeten Hardcore-Punk-Band aus Los Angeles. Sie ist eine der einflussreichsten Hardcore-Bands der letzten Jahrzehnte. Terror überschütteten das Publikum in der Simm City mit einer unglaublichen Energie. Ich habe mich schon nach den ersten Songs gefragt, wie wollen die das durchhalten? Die Band legte ein unglaubliches Tempo vor und das Wiener Publikum war zum Glück längst noch nicht müde. Terror haben sich mit ihren inzwischen mehr als 10 Alben eine riesige Fangemeinde redlich verdient und erspielt. Mit dem letzten ihrer Alben, ‚Pain To Power‘ landeten sie sogar einen Top10 Einstieg in die deutschen Albumcharts. Mit ‚Return To Strength‘ oder ‚Stick Tight‘ hatten die Jungs aber auch erfolgreiche Klassiker mit in der Setlist. Das Publikum hatte auf jeden Fall sichtbar großen Spaß, jetzt war Hochkonjunktur der Stagediver – und Sänger Scott beugte sich nach vorn und klatschte den noch ‚schwebenden‘ Stagediver ab. Sogar das Mikrofon flog ins Publikum, sowas hab ich auch noch nicht oft erlebt. Wild, Wilder, Terror. „Das mag ich. Verdammt Laute Musik an Sonntagen“ sagte Scott. „Danke, dass ihr uns in eure schöne Stadt eingeladen habt – das ist unsere Show und das ist auch eure Show – trinkt mehr und bewegt eure Köpfe – es ist mein Job, euch zu bewegen“. Terror lieferten ein 45-minütiges, musikalisches Feuerwerk ab und die Hardcore Fans haben die Show von Anfang bis Ende genossen.
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AS I LAY DYING
Nun stand das Finale der diesjährigen Impericon Festival Tour bevor. Auch bei der sechsten Station der beliebten Eventreihe waren As I Lay Dying der Headliner. Die amerikanische Metalcore-Band wurde im Jahr 2000 gegründet und hat sich schnell als eine der führenden Bands im Metalcore-Genre etabliert. Die Band besteht aus Sänger Tim Lambesis, den Gitarristen Nick Hipa und Phil Sgrosso, Bassist Josh Gilbert und Schlagzeuger Jordan Mancino. Ihr Sound ist geprägt von aggressiven Gitarrenriffs, melodischen Elementen und kraftvollen Breakdowns. As I Lay Dying haben eine Reihe von erfolgreichen Alben veröffentlicht. Mit ‚An Ocean Between Us‘ ging es 2007 sogar bis auf Platz 8 in den Billboard 200 Charts. 2019 gab es dann mit dem Album ‚Shaped By Fire‘ Top 10 Einstiege in Österreich und Deutschland. Nach einer mehrjährigen Pause kam die Band also stark und erfolgreich zurück. Mit ‚Nothing Left‘ wurde die Show eröffnet, einer der Songs vom erfolgreichen 2007er Album. Aber auch auf neuere Songs wurde nicht verzichtet. Partystimmung gab es unter anderem bei ‚Shaped By Fire‘, ‚Blinded‘ oder der 2018er Comeback-Single ‚My Own Grave‘. Die Bühne war für den Auftritt von As I Lay Dying übrigens richtig schön dekoriert, das Drum stand erhöht – alles absolut angemessen für einen Headliner dieser Güte – und natürlich schoss auch der Nebel aus allen Rohren. Ein langer, heißer, anstrengender aber auch wunderschöner Konzerttag und -abend ging dann gegen 23 Uhr zu Ende. Die Bands haben richtig Spaß gemacht und das Publikum ordentlich beschäftigt und unterhalten. Unser einer, kleiner Kritikpunkt soll aber auch nicht verschwiegen werden. Bei einer Veranstaltung, die über acht Stunden dauert, sollte es in der Location wenigstens ein paar Sitzplätze in dem üppigen Vorraum geben, wo sich Fans, die nicht ganz so gut bei Kondition sind, die eine oder andere Ruhepause im Sitzen einlegen können. Ansonsten – Gut gemacht, Impericon und gerne wieder.
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