QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Matic Blagonič (HEI‘AN)
von Marko Jakob | 15.10.2025 |
Pix666: Hallo Matic. Vielen Dank für deine Zeit. Wie geht es dir und den anderen aus der Band?
Matic: Hey! Vielen Dank, dass ihr mich dabeihabt! Uns geht’s allen ziemlich gut, danke der Nachfrage!
Pix666: Bitte stell unseren Lesern Hei’An kurz vor. Wie hat alles angefangen, und welche Art von Musik macht ihr?
Matic: Also, wenn ich das wirklich kurzfassen soll, kann ich natürlich nicht die ganze Geschichte erzählen – aber ja, kurz gesagt: Wir sind Hei’An, eine aufstrebende fünfköpfige Post-Metalcore-Band aus Slowenien. Ich habe die Band 2020 gegründet, aber so richtig aktiv sind wir eigentlich erst seit 2022. Wir haben bisher zwei Alben, eine Live-EP und einen Remix veröffentlicht und schon in vielen europäischen Ländern und sogar außerhalb Europas gespielt – außerdem waren wir bereits auf großen Festivals wie MetalDays, ESNS, 70000 Tons of Metal und einigen weiteren. Unsere Musik lässt sich am besten unter dem Dachbegriff modern Metalcore / Post-Metalcore einordnen – zumindest gilt das besonders für das neue Album. Aber eigentlich mischen wir viele verschiedene Genres und Stile miteinander: Man hört Pop-, Elektro-, Dance-, Trance-, Darkwave- und sogar Deathcore-Einflüsse heraus, wenn man genau hinhört. Unser Ziel ist es, Musik zu machen, die emotional, cinematisch, aussagekräftig und mitreißend ist – zumindest für unsere Ohren. 🙂
Pix666: Ich glaube, unsere Leser interessiert genauso wie mich – was bedeutet euer Bandname eigentlich?
Matic: Der Name kommt aus dem Chinesischen! Unser Shouter Aljaž hat ihn vorgeschlagen – er hat Sinologie studiert und spricht fließend Chinesisch. Das war, bevor er überhaupt Teil der Band war. Ich hatte große Schwierigkeiten, einen passenden Namen zu finden, der all meinen Vorstellungen entsprach: Er sollte eine tiefere Bedeutung haben, gut zum Sound und zur Richtung der Band passen, einzigartig und nicht englisch sein, cool klingen und leicht zu merken sein. Als Aljaž mir „Hei’An“ vorschlug, hat es sofort Klick gemacht. Wir haben die Schreibweise leicht angepasst – im Kern bedeutet es „Dunkelheit“ oder lässt sich auch als „friedliche / unheilvolle Dunkelheit“ übersetzen. Da unsere Musik immer aus einem dunklen Ort kommt, aber gleichzeitig Hoffnung und Frieden in sich trägt, passt das einfach perfekt.
Pix666: Zwischen der Bandgründung und der Veröffentlichung eures ersten Albums lagen zwei Jahre – also genau während der Covid-Pandemie. War das vielleicht sogar ein Vorteil, weil ihr euch so ganz auf das Songwriting konzentrieren konntet?
Matic: Definitiv! Ich habe schon seit der Schulzeit Songs geschrieben – nur mit Gitarre und Stimme, also eher Singer-Songwriter-mäßig. Ich habe kleine Ausschnitte davon auf Instagram geteilt, aber nie wirklich etwas damit gemacht. Als dann die Pandemie kam, hatte ich plötzlich viel mehr Zeit und weniger Ablenkung. Also dachte ich: „Warum nicht endlich was daraus machen?“ Ich wollte alles genau durchdenken – so entstand die Idee zur Band, das Konzept für das erste Album und die musikalische Richtung. Ursprünglich sollte es eher ein Solo-Projekt mit Gastmusikern werden, aber schnell wurde daraus eine richtige Band. Natürlich hat uns die Pandemie teilweise ausgebremst – etwa beim Proben oder Studioaufnahmen – aber sie hat mir auch die Zeit gegeben, um das Fundament zu legen. Trotz aller negativen Seiten bin ich dankbar, dass ich diese Zeit nutzen konnte, um kreativ zu werden.
Pix666: Wie läuft bei Hei’An das Songwriting ab – wer ist wofür verantwortlich, und was inspiriert euch beim Schreiben?
Matic: Bis jetzt habe ich etwa 99 % aller Hei’An-Songs allein angefangen. Beim ersten Album war der Ablauf noch etwas anders, aber beim neuen Album „Kiss Our Ghosts Goodbye“ lief es so: Ich beginne meist mit dem Experimentieren in meiner DAW – ich probiere verschiedene Synths, Beats und Sounds aus und bastle kleine Loops. Wenn daraus etwas entsteht, das mich emotional berührt, erweitere ich die Idee und füge Live-Instrumente hinzu. Erst wenn ein gutes Grundgerüst steht, zeige ich es den anderen. Dann bringt jeder seine Ideen und seinen Stil ein, vor allem natürlich bei den eigenen Instrumenten. Ich achte nur darauf, dass alles zur Gesamtvision des Songs passt. Die Gesangsmelodien und Texte schreibe ich immer zuletzt – je nachdem, welche Emotion der Song in mir auslöst. Die Magie passiert dann oft im Studio beim Feinschliff. Es ist also eine sehr kollaborative Arbeit, aber ich bin sozusagen derjenige, der sicherstellt, dass alles in die gleiche Richtung geht. Thematisch hat mich diesmal vor allem dreierlei inspiriert: Meine Sexualität – ich habe mich vor einiger Zeit als bisexuell geoutet, und einige Songs handeln von den schwierigen Erfahrungen, die ich durch Ablehnung und Vorurteile machen musste. Meine MS-Diagnose (Multiple Sklerose) und die anschließende Depression – das war eine harte Zeit, voller Angst und Unsicherheit, aber ich habe inzwischen wieder alles gut im Griff. Eine gesellschaftskritische Perspektive – über Themen wie Rassismus, Homophobie, Hass und Intoleranz, die leider immer stärker werden. Jeder Song auf dem Album steht also für einen „Geist“, also ein vergangenes Trauma, das ich „verabschieden“ wollte – daher der Titel „Kiss Our Ghosts Goodbye“.
Pix666: Vor ein paar Tagen ist euer zweites Album erschienen – wie zufrieden seid ihr damit, und wie waren die Reaktionen der Fans?
Matic: Sehr zufrieden! Wir haben uns als Musiker und als Band enorm weiterentwickelt und wollten alles noch besser machen als beim Debüt „imago“ – und ich denke, das ist uns gelungen. Ich sage nicht, dass es „das beste Album der Welt“ ist, aber es ist definitiv das beste Album, das Hei’An zu diesem Zeitpunkt machen konnte. Wir sind unglaublich stolz darauf! Und die Reaktionen der Fans waren überwältigend – viele haben uns persönliche Nachrichten geschrieben, wie ein Song ihnen durch schwere Zeiten geholfen hat. So etwas zu lesen ist einfach unglaublich berührend. Danke an alle, die uns unterstützen – wir lieben euch! <3
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Pix666: Ich habe mir ein paar der neuen Songs angehört und bin total begeistert. Was sind die größten Unterschiede zwischen den beiden Alben?
Matic: Vielen Dank, das freut mich sehr! 🙂 Der größte Unterschied ist, dass „Kiss Our Ghosts Goodbye“ insgesamt musikalisch reifer und mutiger ist. Wir haben versucht, alles auf ein neues Level zu heben – Songwriting, Produktion, Emotionen. Das Album ist gleichzeitig eingängiger und experimenteller – die poppigen Momente sind noch poppiger, die harten Stellen noch härter. Diese Kontraste machen es für mich zu einer aufregenden Achterbahnfahrt. Auch die Produktion ist deutlich moderner und elektronischer geworden – stärker beeinflusst von Bands wie Bring Me The Horizon, Architects, Bad Omens oder Sleep Token. Trotzdem bleibt es unverkennbar Hei’An.
Pix666: Wird es eine Tour oder Release-Show zum neuen Album geben?
Matic: Oh ja, wir haben einiges geplant für 2026 und darüber hinaus – aber leider können wir noch nichts ankündigen. Was ich aber verraten kann: Es wird ein zweitägiges Release-Festival in Ljubljana geben! Wir headlinen beide Abende mit speziellen ‚Kiss Our Ghosts Goodbye-Sets‘, dazu gibt’s vier Supportbands, ein Hei’An-DJ-Set, Foodtruck, eigenes Hei’An-Bier – richtig cooles Zeug! Und es werden die einzigen zwei Hei’An-Shows im Jahr 2025 sein – also nicht verpassen! 😉
Pix666: Cool! Gibt es einen Link, wo man Tickets kaufen kann?
Matic: Natürlich! Hier ist der Link: https://www.mojekarte.si/si/skupina/1203750/hei-an-kiss-our-ghosts-goodbye-release-festival.html
Pix666: In Slowenien gibt es mit MetalDays und dem Tolminator Festival ja große Metal-Open-Airs, die Fans aus ganz Europa anziehen. Wie groß ist die Metalszene bei euch eigentlich? Gibt es vielleicht sogar einen Rock- oder Metal-Radiosender?
Matic: Die Szene ist im Vergleich zu anderen Ländern kleiner, aber für ein so kleines Land erstaunlich lebendig und gesund! Es gibt viele lokale Bands, das ganze Jahr über Rock- und Metalshows – von klein bis groß – und natürlich diese bekannten Festivals.
Zwar dominiert hier eher der traditionelle und extreme Metal, aber die Szene war uns gegenüber immer super unterstützend. Wir sind also froh, in einer so aktiven Community zu sein. Einen reinen Metal-Radiosender gibt’s glaube ich nicht, aber mehrere Rocksender – einige davon landesweit – und sie spielen auch Metal. Unsere Songs liefen dort schon öfter!
Pix666: Ihr habt schon einige großartige Videos gedreht, viele davon mit über 100.000 Views auf YouTube. Achtet ihr auf solche Statistiken? Und wie steht ihr generell zu Social Media im Musikbusiness?
Matic: Ja und nein. Man muss heutzutage die Zahlen im Blick haben, um sie zu verstehen und daraus zu lernen – aber reine Statistiken bringen uns keine Freude. Natürlich ist es schön, wenn man ein Ziel erreicht, aber das ist flüchtig. Was wirklich zählt, sind echte Begegnungen mit Fans – Nachrichten, emotionale Geschichten, Menschen, die uns sagen, dass unsere Musik ihnen geholfen hat. Diese Momente bleiben. Social Media und Streamingplattformen sind heute die Hauptsäulen des Musikgeschäfts. Labels, Agenturen, Festivals – alle achten auf Zahlen wie monatliche Spotify-Hörer. Das macht auch Sinn, denn dahinter stecken echte Menschen, die Tickets kaufen oder Merch bestellen. Natürlich wäre es manchmal schön, wir hätten die Band zehn Jahre früher gestartet, bevor diese Onlinewelt alles bestimmte – aber die Branche entwickelt sich ständig, und wir entwickeln uns einfach mit. Alte und neue Wege haben beide ihre Berechtigung.
Pix666: Matic, was war bisher dein schönster Moment mit Hei’An – und welche Ziele oder Wünsche hast du für die Zukunft?
Matic: Oh, da gab es wirklich viele besondere Momente… Einer, den ich auch in früheren Interviews schon öfter erwähnt habe – der mir aber immer noch Gänsehaut bereitet, wenn ich daran denke – war ein Auftritt in Brno, Tschechien, vor ein paar Jahren. Es war eigentlich ein eher kleines Konzert, aber das Publikum war unglaublich herzlich, voller Energie und hatte einfach sichtlich Spaß. Und dann war da dieser Typ im Rollstuhl – er hat mitgemischt, gefeiert, ist total abgegangen. Mehrmals kam er nach vorne an die Bühne, hat uns High Fives und Fistbumps gegeben, und er hatte einfach dieses riesige, ehrliche Lächeln im Gesicht, besonders in den Momenten, in denen er direkt mit uns interagiert hat. Das war so ein schöner, berührender und herzerwärmender Augenblick – einer, den wir sicher nie vergessen werden. Wenn du nach besonderen Erfolgen fragst – puh, wir haben noch sooooo viele Ziele, die wir erreichen wollen, aber es ist auch schon wahnsinnig viel Cooles passiert. Zum Beispiel durften wir auf dem legendären 70000 Tons of Metal Festival-Cruise spielen – und das war tatsächlich erst unser zweiter und dritter Live-Auftritt überhaupt als Hei’An! Das war einfach absolut legendär. Und dann die Sache mit den Grammy Awards – dass wir es durch den Auswahlprozess geschafft haben und als erste slowenische Band überhaupt in den Kategorien „Best Metal Performance“ und „Best Rock Album“ berücksichtigt wurden – das war einfach surreal.
Was unsere Pläne und Wünsche betrifft: Das wichtigste, nächste Ziel – und das gilt für uns alle – ist es, Hei’An auf ein Level zu bringen, auf dem sich die Band selbst tragen kann. Das heißt: genug Einnahmen zu generieren, um sämtliche Kosten – also Studioaufnahmen, Produktion, Promotion, Herstellung, Tourkosten, Steuern usw. – zu decken, und uns gleichzeitig ein Leben zu ermöglichen, das zumindest ein Stück weit komfortabel ist, ohne dass wir Nebenjobs oder andere Projekte brauchen. Wenn wir das erreichen, wird sich das ganz sicher wie der größte Erfolg unserer bisherigen Karriere anfühlen, haha. Aber darüber hinaus wollen wir einfach weitermachen – Musik schreiben und veröffentlichen, die uns etwas bedeutet und uns begeistert, und so viel wie möglich von der Welt bereisen, um live zu spielen. Klingt simpel, ist aber in Wahrheit ein riesiges Ziel. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir es schaffen – wir arbeiten wirklich mit vollem Einsatz für diese Band. Und das Schöne ist: Sobald wir ein Ziel erreichen, setzen wir uns das nächste. Wir lieben es, uns selbst herauszufordern und zu wachsen – als Individuen, als Künstler und als Band – so gut wir nur können.
Pix666: Abgesehen von Musik – gibt es andere Dinge, die du magst? Hast du ungewöhnliche oder interessante Hobbys?
Matic: Musik nimmt natürlich den größten Teil meines Lebens ein, aber ja – ich koche total gern, wollte sogar mal bei MasterChef mitmachen (hab’s aber dann doch gelassen). Ich interessiere mich sehr für Astronomie und Astrophysik – das war früher sogar mal eine Studienoption neben Musik. Außerdem lese ich viel und liebe Filme, vor allem aus dem Horrorgenre. Aber selbst in meiner Freizeit läuft fast immer Musik – und das ist völlig okay so.
Pix666: Gibt es sonst noch Neuigkeiten zu Hei’An, die du mit den Fans teilen möchtest?
Matic: Ich glaube, das meiste habe ich schon erwähnt. Es wird bald wieder viele Live-Aktivitäten geben (noch nicht offiziell angekündigt), und vielleicht kommt auch neue Musik früher, als man denkt! Also bleibt dran – und vielen Dank für die überwältigende Unterstützung zu „Kiss Our Ghosts Goodbye“! Wir hoffen, viele von euch beim Release-Festival zu sehen! <3
Pix666: Vielen Dank für das tolle Interview! Viel Erfolg weiterhin – ich hoffe, euch eines Tages live zu sehen, vielleicht hier in Wien.
Matic: Danke euch! Es war mir eine Freude! Wien steht auf jeden Fall auf unserer Liste – hoffentlich sehen wir uns dort bald! 🙂
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Fotos © Grega Stamenovič & Hei’An