QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Daniel Schulz (Unzucht) April 2019
Von Marko Jakob
Pix666: Hallo Daniel, deine Band Unzucht gibt es nun seit 10 Jahren. Was hast du vor Unzucht gemacht, hast du deine Bandkollegen schon lange vorher gekannt und warum habt ihr euch dazu entschieden, in deutscher Sprache zu singen?
Daniel: Moin, vor 10 Jahren haben wir De Clercq, Schindler, unser erster Bassist und ich uns ab und zu mal getroffen, um Songs zu schreiben und Ende 2009 haben wir mit dem Projekt Unzucht ein erstes Konzert gespielt. 2010 haben wir dann beschlossen aus Unzucht eine ernsthafte Band zu machen. Die anderen hab ich durch die Musik kennengelernt. De Clercq kenne ich schon seit Mitte/Ende der 90er, wo wir uns mit unseren damaligen Bands unterwegs waren. (er in einer Metalband namens “Eye See Black” und ich bei “Gasoline MC” in einer Crossoverkombo). Ein paar Jahre sang ich dann bei meiner ersten dunklen Band Pinkostar mit der wir u.a. schon Subway to Sally und HIM supportet haben und beim WGT, Mera Luna, Highfield, Taubertal, Southside und Hurricane gespielt haben, hab ich dann den Fuhrmann kennengelernt. Das muss so um 2002 gewesen sein, er trommelte bei einer befreundeten Band, den Superstarfuckers, bei denen ich 2004 auch gesungen habe und De Clercq Ersatzgitarrist war. Schon damals haben wir gesagt, dass wir drei eigentlich eine eigene Band zusammen machen müssten.
Ein paar Jahre später ergab sich das dann von selbst, als De Clercq mich anrief und wir anfingen, die Unzuchtsongs zu schreiben und der Fuhrmann sofort begeistert war, als er sie gehört hat. Da hat einfach sofort alles gepasst.
Der Schindler musste dann in 2011 aus privaten Gründen aufhören und der Blaschke, den wir aus Hameln kannten und der mit De Clercq zusammen in der Sumpfblume arbeite, rückte dann für ihn nach, bis er dann letztes Jahr seinerseits ebenfalls aus privaten Gründen aufhörte.
Noch länger kenne ich unseren neuen Bassisten, Don Canone, der seit 1991 schon Bassist meiner Band Gasoline war, in der auch Bernie, der jetzige Gitarrist meiner Schulzband spielte. Die beiden machten später dann zusammen mit dem Fuhrmann “The World Famous Havana Cowboys” und der Don hat schon ein paar Mal bei Unzucht ausgeholfen, als der Blaschke verhindert war.
Okay, hier wäre wahrscheinlich der geeignete Zeitpunkt für ein Pfeildiagramm, aber ihr seht glaube ich auch so, dass bei der Unzucht immer alles in der Familie geblieben ist.
Mit deutschen Texten habe ich 1999 angefangen, weil ich merkte wie leicht mir das fällt und das die Songs sehr viel tiefer gehen, als wenn man auf Englisch singt. Ich hatte dann jahrelang keine Band, die Bock auf deutsche Texte hatte, außer Engelhai, bei denen ich zwei Jahre sang (der Fuhrmann hatte das vermittelt ) und hab 2007 ermutigt von Eric Fish, der mich auch gleich mit auf Tour nahm, meine Soloband Der Schulz gegründet, mit der ich bis heute immer wenn die Unzucht mir Zeit lässt, vom Wohnzimmer bis zum Openair alles rocke, was Lust auf uns hat.
Bei Unzucht waren wir uns dann sofort einig, dass wir deutsche Texte machen wollen.
Pix666: Eure Livekonzerte sind wirklich jedes Mal ein Erlebnis. Wie bereitet ihr euch auf eine Tour vor? Übt ihr zum Beispiel auch das Posieren, oder passiert das einfach alles spontan – und ihr belasst es bei einer klassischen Bandprobe?
Daniel: Eigentlich bereiten wir uns gar nicht groß vor. Wie sind in der Hinsicht eher Punks. Wir treffen uns einmal vor der Tour um die neuen Stücke ein bis dreimal zusammen zu spielen und evtl. neue Technik zu checken und dann geht es los. Was wir auf der Bühne machen kommt aus dem Bauch und ist nicht eingeprobt. Über die Jahre haben sich natürlich bestimmte Dinge bei bestimmten Songs ergeben, die zur Tradition geworden sind, aber bei der Unzucht ist jeder frei, dass zu tun, wozu er gerade Bock hat.
Pix666: Bleiben wir mal bei Liveauftritten. Ihr habt bereits auf ganz großen Festivals gespielt – auch in diesem Jahr stehen mit Hexentanz Festival, Amphi Festival und Autumn Moon Festival wieder große Festivals auf eurem Plan. Welches Festival war für dich als Musiker bisher am besten und auf welchem würdest du gerne spielen? Bevorzugst du generell eine Clubtour oder die große Open Air Bühnen?
Daniel: Puh, wo soll man da anfangen, es gibt so viel geile Festivals. Das Amphi und das Mera Luna sind immer extrem genial von Stimmung und Ambiente her, aber auf den Metalfestivals wie Wacken, Rockharz und Summerbreeze fühlen wir uns auch super wohl.
Die Festivals, die wir bislang im Ausland gespielt haben waren auch mega, das Amplified in England, das dieses Jahr auch wieder ansteht und das Masters of Rock in Tschechien.
Ich würde super gerne mal das Resurrection-Festival in Spanien, das Woodstock in Polen und das Sziget in Budapest spielen.
Ob Festival oder Clubshow ist mir egal, ich liebe beides. Bei dem einen überwältigt die Masse der Leute vor der Bühne, bei dem anderen, die Direktheit der Energie und das volle Programm Unzucht, was bei Festivals ja nicht möglich ist von der Showlänge her. Ich freue mich schon sehr auf die wenigen exklusiven Clubshows diesen Monat in Alfeld (Leine) und Düsseldorf und natürlich auf unseren traditionellen Jahres Abschluss im Dezember in Hannover. Und dann ist da ja auch noch die noch geheime Show am 6. Dezember
Pix666: Im letzten Jahr erschien euer 5.Album ‚Akephalos‘. Es schaffte den Sprung in die Top 20 der Album Charts. Bist du von dem Erfolg überrascht, oder eher nur zufrieden? Was hat sich für euch als Band mit dem Wechsel zum Label ‚Out Of Line‘ alles verändert – zB. organisatorisch oder vielleicht sogar musikalisch.
Daniel: Die ‚Neuntöter‘, das Album davor erreichte ja auch schon Platz 16, insofern haben wir uns natürlich über Platz 15 bei der ‚Akephalos‘ gefreut und sind unseren Fans sehr dankbar aber waren nicht mehr so überrascht wie bei der ‚Neuntöter‘.
Bis auf die wesentlich höheren Chartplatzierungen durch bessere Promo und ein größeres Budget, um in unserem Lieblingsstudio produzieren zu können, hat sich aber nicht allzuviel geändert mit dem Wechsel der Plattenfirmen. Wir sind nach wie vor künstlerisch völlig frei und machen nur das, worauf wir auch wirklich Lust haben und ich denke, dass hört man unserer Musik auch an.
Pix666: Danke für das kurze Interview und hab weiterhin so viel Spaß auf der Bühne.
Daniel: Sehr gerne, ich danke dir.