Quickie der Woche – Das Kurzinterview mit Nik Page (Blind Passenger) Mai 2019
Von Marko Jakob
Pix666: Hi Nik, vor über 30 Jahren hast du die Band Blind Passengers gegründet. Erzähle doch bitte in wenigen Worten über die Schwierigkeiten als Musiker in der damaligen DDR.
Nik: Ich schätze ohne den Mauerfall wäre nicht wirklich was aus den Blind Passengers geworden. Musikinstrumente, die für den New Wave-Synth-Sound, der uns vorschwebte nötig waren, waren auf dem DDR-Schwarzmarkt unbezahlbar. Ein DX7-Synthie kostete 24.000 DDR-Mark und ein Roland D50 z.B. 32.000 DDR-Mark. Wir hatten eine sogenannte Einstufung, so hieß die Lizenz die man brauchte, um überhaupt Konzerte spielen zu dürfen, ohne verhaftet zu werden. In dieser Einstufung wurde auch festgelegt. was man als Gage verlangen durfte. Obwohl wir immerhin die zweithöchste mögliche Einstufung hatten (die Oberstufe), durften wir genau 96 DDR-Mark an Gage für ein Konzert nehmen. Da kann man sich jetzt also ausrechnen. Wie viele Konzerte wir hätten spielen müssen, um wenigstens einen DX7 kaufen zu können 😉
Pix666: Welche positiven und negativen Erinnerungen hast du an die Zeit mit Blind Passengers und vermisst du die Auftritte vor einem großen Publikum, wie um die Jahrtausendwende in Wacken oder bei Rock am Ring?
Nik: Alle positiven und negativen Erinnerungen aufzuzählen würde den Rahmen eines „Quickies“ definitiv sprengen. Es war eine schöne Zeit, die der Grundstein von allem war, was ich später so alles in meinem Leben ausprobiert habe.
Natürlich war es geil, wenn über 20.000 Leute vor einem standen, aber ich bin auch sehr zufrieden wie es aktuell musikalisch bei mir läuft. Vor allem das 80s Express-Projekt das wir 2018 gründeten ist ja mega angelaufen.
Pix666: 2010 hast du Blind Passenger gegründet, zunächst als Soloprojekt, nun seid ihr als toll funktionierende Liveband unterwegs. Wie kam es zu der Idee für diese Band, und auch zur Strategie, überwiegend mit Coversongs zu arbeiten? Durch die allgemein beliebten 80er Jahre Hits stellt sich natürlich euer Publikum sehr breit auf – vom Teenager bis hin zu Oma und Opa ist alles vertreten. Wie ist das für euch als Synthie-Band – eher befremdlich, oder sagt ihr euch, Hauptsache die Clubs sind voll und die Leute haben einen schönen Abend?
Nik: Wir haben im letzten Jahr beschlossen Blind Passenger und 80s Express mehr zu trennen. Wir spielen zwar auch Doppelkonzerte, aber auch dann spielen wir seit diesem Jahr zwei getrennte Sets: also zuerst ein Set mit ausschließlich Songs aus eigener Feder, also ein Best Of-Programm aus dem Blind Passengers-, Blind Passenger– und Nik Page-Repertoire und danach dann ein Set ausschließlich mit 80s Covern von Depeche Mode, Camouflage, Die Ärzte, New Order, The Sisters Of Mercy und so weiter.
Wir haben kein Problem damit, vor einem „sehr breit aufgestellten“ Publikum zu spielen. Ein guter Musikgeschmack ist ja keine Frage des Alters 😉
Pix666: Du arbeitest auch als Produzent, Texter und Videoregisseur und hast schon mit großen Stars, wie Joachim Witt und Beyond The Black zusammengearbeitet. Wie kam die Zusammenarbeit mit diesen bekannten Musikern und Bands zu Stande und bist du dabei aufgeregter, als wenn du für dich selbst Songs schreibst?
Nik: Wenn ich Songs für andere Künstler schreibe bin ich nicht aufgeregt. Das passiert ja ganz privat in den eigenen Wänden und ob es den Kollegen dann gefällt, erfährt man ja dann erst irgendwann per E-Mail.
Pix666: Du hast Mitte April bei einem Open Air bei ca. 2°C Außentemperatur gespielt. War es bei einem deiner Auftritte schonmal kälter, als letzten Monat in Potsdam, und was waren bisher andere Extremsituationen bei Liveauftritten, an die du dich erinnern kannst?
Nik: Ich denke es war ein Minusrekord für mich in den all den Jahren. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ich schonmal eine Mütze auf der Bühne gebraucht hätte. Kompliment an das Potsdamer Publikum, dass sie so tapfer durchgehalten und mit uns gefeiert haben.
Pix666: Danke für das nette, kurze Interview und viel Spaß bei den kommenden Konzerten.