QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Oliver Nikolas Schmid (Lacrimas Profundere) Juli 2019

Von Marko Jakob


Pix666: Hi Oliver, du hast deine Band Lacrimas Profundere vor über 25 Jahren gegründet – du selbst bist die einzige Konstante der Band, das Line Up der Band um dich herum ändert sich relativ oft – trotzdem bleibt euch die Fanbase treu. Was ist dein oder euer Geheimnis dafür – für viele andere Band bedeutet sowas oft das Ende?

Oliver: Hey, ja ich bin auch sozusagen irgendwie „die Band“, stecke die meiste Freizeit in die Sache, regle alle Belange und offensichtlich empfinden mich die Leute als, ähm: nett, lacht! Auch war und bin für das Komponieren der Musik zuständig und ich denke, dass sich unsere Musik, trotz Mitgliederwechsels immer nach Lacrimas Profundere anhört. Nicht zu vergessen und eigentlich hätte ich das gleich als Einleitungssatz sagen sollen, ist da dieser unzerstörbare Wille so sehr Musiker zu sein, wie ich nur sein kann. Wenn du etwas aus vollster Leidenschaft und ganzem Herzen machst, dann fühlt es auch irgendwann jeder da draußen.


Pix666: Ende Juli erscheint euer neues Album ‚Bleeding the Stars‘, das erste mit dem neuen Sänger Julian Larre. Wie sehr wird es sich musikalisch von den Vorgängeralben unterscheiden?

Oliver: Ganz ehrlich wollte ich bereits bei der ANTIADORE zurück zu unseren Wurzeln. Was bedeutet, wieder mehr zur sehr tiefen Stimme und manchmal auch etwas härteren Vocals, wie sie mein Bruder und erster Sänger Christopher perfekt beherrschte. Rob war eine andere Art Sänger und da war manches nicht machbar. Keiner will hier nachtreten oder ähnliches, Rob ist und bleibt ein begnadeter Mann am Mikro, nur mit Julian konnte ich wieder alles das machen was mir gerade so in den Sinn kam und ich musste nicht so sehr auf die Stimme oder Stimmlage Rücksicht nehmen. Beim schreiben eines Songs machst du dir ja bereits ein grobes Bild zu den Vocals und jetzt konnte ich im Studio einfach alles einfordern, wie: hier bitte „hart“ zu singen, hier „hoch“, hier „tief“ und hier bitte alles zusammen, lacht!


Pix666: Wie bist du auf euren neuen Sänger Julian Larre aufmerksam geworden wie und lange hattest du ihn schon als Nachfolger von Rob Vitacca im Auge? War es schwierig, ihn zu überreden, Sänger von Lacrimas Profundere zu werden?

Oliver: Rob hatte erste Ausstiegsgedanken während unserer Hope is Human Tour in 2017 geäußert. Dies wollte ich nicht wirklich wahrhaben und habe dann versucht Rob in der Band zu halten, was aber nur vermehrte Diskussionen und Auseinandersetzungen nach sich zog. Seit Mitte 2017 habe ich dann Wochen meines Lebens geopfert um auf Youtube gefühlte 2000 Sänger anzuhören. Bei Julian hat es dann „klick“ gemacht. Es hätte auch noch andere Kandidaten gegeben, aber Julian hatte die vielseitigste Stimme. Trotzdem habe ich ihn nicht gleich kontaktiert, sondern nur für mich selbst abgespeichert und weiterhin mit Rob versucht meine ersten Songideen umzusetzen. Als dann ein Treffen im Studio angesetzt war um am nächsten Album zu arbeiten, war mir endgültig klar, mache ich noch eine weitere Platte in dieser Besetzung ist Lacrimas Profundere tot. Dies einzusehen, war ein sehr schwerer Schlag für mich. Vor allem stand ich zu diesem Zeitpunkt dann plötzlich komplett alleine da. Noch im Studio schrieb ich dann zusammen mit Kohle unserem Produzenten, den Song „Like Screams in Empty Halls“ und die Richtung des Albums war gegeben. Christopher, unser erster Sänger, war dann auch sofort angesteckt als ich ihm meine ersten Entwürfe geschickt hatte und wir waren wie sagt man: „on fire“ und diese „jetzt erst recht“ Attitüde hat mich Tage und Wochen durcharbeiten lassen. Aber dann kam ja noch dazu, dass Songs alleine zwar ganz schön sind, aber es fehlte mir ja noch die komplette Band. So habe ich dann Julian zu einer Probe eingeflogen, welche wir in unserer zweiten Heimat, dem Backstage in München abgehalten hatten, um sich kennen zu lernen und zu sehen wie die Chemie stimmt. Ein paar Wochen später kam dann auch schon meine Frage auf ihn zu, ob er sich einen Einstieg, trotz unserer ersten Begegnung, hahaha, in Lacrimas Profundere vorstellen könne. Kurz nach seiner Antwort, die ihr wohl alle kennt, habe ich ihn gleich mit den neuen Stücken zugeballert. Dominik ist und war immer ein unfassbar guter Freund von mir, so war er die erste Wahl für mich anzufragen, ob er sich denn eine Rückkehr an den Drums vorstellen könne und als er die ersten Demos hörte, war er ebenso von dem Virus des Neustarts erfasst. Zwei Monate später habe ich dann auch schon das Studio gebucht und nun liegt das Ergebnis vor und sprengt all meine Erwartungen.



Pix666:
Wie funktioniert in der heutigen Zeit die Arbeit an einem Album, wenn der Sänger in Finnland lebt und der Rest der Band in Deutschland – trifft man sich dann jedes Mal, oder arbeitet jeder für sich und die einzelnen Teile werden dann wie ein Puzzle zusammengesetzt?

Oliver: Das kann ich dir noch gar nicht sagen, weil bis Julian fest in die Band gekommen war, alle Songs von meinem Bruder Christopher und mir bereits fertig geschrieben waren bis auf den Song „Breathing Souls“ auf der Bonus CD, den ich zusammen mit meine Freunden Chris Harms und Tobias Schönemann (Ewigheim, The Vision Bleak) erschaffen habe. Das soll jedoch seine Leistung mitnichten schmälern, weil er die vorgegebenen Songs gigantisch gut eingesungen hat.


Pix666: Ihr habt ja bei euren Konzerten im Januar und Februar und auf einigen Festivals schon ein paar der neuen Songs live ausprobiert. Beim Publikum kam das neue Material richtig gut an. Wie ist es für euch, die neuen Songs live zu spielen?

Oliver: Wundervoll. Die neuen Songs sind so sehr für die Bühne geschaffen. Es wohnt eine solche Kraft in jedem einzelnen der neuen Tracks, es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Auch wenn mein Blick nach hinten fällt und Dominik wieder am Drumkit Platz genommen hat. Mit Ilker, der lange Jahre bei Freedom Call in den Bass gegriffen hat ist unsere Band nun komplett und wie soll ich sagen: es passt einfach. Wir haben eine super Chemie und einfach Freude, unsere Musik hinaus in die Welt zu tragen.


Pix666: Euer neues Album wird es auch in einer tollen, limitierten Fan Box geben incl. u.a. mit Teilen eures alten Bühnen-Backdrops und einem Badetuch. Ich finde das eine super Idee. Wie wichtig ist es für euch und für Musiker im Allgemeinen im Zeitalter von Musik-Streaming und Downloads solche außergewöhnlichen Formate zu veröffentlichen?

Oliver: Sehr wichtig. Es wird für die Bands immer schwieriger CDs an den Mann/Frau zu bekommen. Wir verstehen auch in Zeiten des Streamings, dass die Leute diesen Weg oftmals beschreiten aber es ist eben so, dass Bands nur durch Verkäufe überleben können. Von Streams alleine, es sei denn du stößt in Ed Sheran Dimensionen vor, kann ein Musiker keine einzige seiner Rechnungen bezahlen. So werden die Vorschüsse der Plattenfirmen kleiner und die Produktionen mieser. Es ist ein Kreislauf der nur aufzuhalten wäre, würden mehr Leute die Musik wieder als die Kunst verstehen, die sie ist und für die wie bei einem Gemälde, eben auch bezahlt werden muss. Um ein klein wenig gegenzusteuern versuche ich daher immer etwas neues, wertiges, einzigartiges auf den Markt zu bringen, was man eben nicht streamen kann. So setze mich auch gerne einen kompletten Sonntag zusammen mit meinem Vater hin und zerschneide unser riesengrosses Banner in gleiche Teile. Auch diskutiere ich mit dem Label doch bitte auf das mehrseitige Klapp DigiPak zu gehen und von den 0-8-15 Dingern, die jede Band auf dem Markt wirft, Abstand zu nehmen. Oder dass wir doch dies es Patch oder diese Autogrammkarte noch mit reinlegen könnten. Wenn die Platte dann läuft, ist alles gut, wenn nicht, wird mir kein Label der Welt für die nächste Scheibe erneut diese Wünsche erfüllen. Also, holt euch das Ding und helft uns, unseren Weg zu gehen und unser aller Leidenschaft weiter zu leben.


Pix666: Auf wieviel Stück ist die Fan Box eigentlich limitiert und kannst du dir vorstellen, die Käufer zu einem gemeinsamen Strandurlaub zu überreden, um dort ein Foto mit hunderten Lacrimas Profundere Badetüchern zu machen?
Oliver: Welch geniale Idee. Das werde ich unserem Label noch heute vorschlagen.


Pix666: Neben dem Album Release Konzert am 27.07.2019 in Weinheim werdet ihr in diesem Jahr auch in Russland und Spanien auftreten. Wird es darüber hinaus noch eine ausgiebige Tour geben und wenn ja, gibt es schon erste Pläne, in welchen Städten/Ländern ihr spielen werdet?

Oliver: Gut, dass ich mir so lange für das Interview Zeit gelassen habe, so kann ich dir nämlich exklusiv sagen, dass wir im November mit unseren guten Freunden The 69 Eyes in ganz Europa unterwegs sein werden und uns schon tierisch auf die Shows mit ihnen freuen. Ebenso natürlich auf unsere eigenen Headlinershows in Spanien uns Russland. Für die Release Show in Weinheim haben wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht, also kommt rum. Es wird nicht ruhig um uns und so wünschen wir uns das ja auch.

Danke dir für das Interview und bis hoffentlich bald, Oliver Nikolas Schmid


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