Quickie der Woche: Sad Sir (End Of Green) August 2019
von Marko Jakob
Pix666: Du bist jetzt Mitte 40 und über dein halbes Leben Mitglied in einer der besten deutschen Gothic Rock/Metal Bands. Haben sich deine Träume, die du zu Beginn deiner Musiker Karriere hattest, alle erfüllt?
Sad Sir: Nee, glaube ich nicht. Sonst könnten wir den Laden ja dicht machen und uns in der Hollywood-Schaukel wundliegen. Mir fiel eh irgendwann auf, dass sich die Träume ständig ändern. Mit 14 Jahren dachte man „Boh, einmal ein Konzert in der Kneipe da hinten spielen“, dann „einmal in der Rockfabrik oder der Röhre spielen“, als man noch Demokassetten machte, wollte man unbedingt mal eine „richtige Platte“ aufnehmen und das alles hört nicht auf. Ich frag‘ mich oft genug, was wir denn bitte für ein Deppenglück hatten und haben, überhaupt so viel machen zu dürfen. Das ist ja auch nicht normal.
Pix666: Seit der ‚Void Estate‘ Tour 2017 ist es etwas ruhiger um End Of Green geworden. Was machst du, wenn ihr nicht auf Tour seid? Triffst du dich trotzdem regelmäßig mit deinen Bandkollegen und unternehmt ihr auch manchmal was ‚privat‘?
Sad Sir: Zwischen privat und end of green lässt sich für mich nicht wirklich unterscheiden. Ich sehe das ja auch als „etwas zusammen unternehmen“, wenn wir im Stinkekeller mit Gitarren rumstehen, im Bus auf Konzerte fahren, rumhängen. Manchmal sind halt Kinder oder der Hund mit dabei, wenn wir rumhängen.
Pix666: Im Mai 2019 hatte das Warten der Fans endlich ein Ende. End Of Green kehrten in Köln, Hameln und beim Plage Noire Festival auf die Bühne zurück. Wie groß ist da als Musiker die Vorfreude, endlich wieder vor großem Publikum live zu spielen?
Sad Sir: Die Freude und die Nervosität – immer gleich groß. Man will ja nicht nur da, sondern auch ziemlich gut sein. Keine Ahnung, ob das doof oder Zeitverschwendung ist, auch nach all den Jahren immer ein bisschen nervös zu sein. Ich mach’s trotzdem. Und wenigstens das habe ich über die Jahre gelernt: nach dem dritten Lied bin ich nicht mehr nervös.
Pix666: Bist du außer bei End Of Green aktuell noch Mitglied bei anderen Bands bzw. warst du es in der Vergangenheit?
Sad Sir: Vor meiner Zeit bei end of green war ich Mitglied bei Innominandum, einer Death Metal Band und habe nebenher noch ein bisschen Grindcore mit der Band Icheherntion gemacht. Kürzlich habe ich zum ersten Mal seit Jahren wieder außerhalb von end of green ein bisschen Quatsch gemacht: Lenin Riefenstahl heißt die Band – auf deren EP habe ich zweite Gitarre gespielt. Klingt irgendwie nach Postpunk, alten Blumfeld und dickem Bücherregal … äh, oder so.
Pix666: Eure Alben der letzten zehn Jahre waren alle so um die TOP 20 herum in den deutschen Album Charts. Wann wird es Studioalbum Nummer 10 geben?
Sad Sir: Keine Ahnung. Haben wir uns in letzter Zeit auch kaum darüber unterhalten. Ich seh‘ das wie eine Erkältung: Es kribbelt, Du merkst, da kommt was und dann ist sie da. Nur halt ein bisschen erfreulicher als erkältet zu sein. Das will man ja eigentlich nicht. Neue Platte dagegen: habe ich Lust drauf.
Pix666: Welches war bisher für dich das beste End Of Green Konzert, an das du dich erinnern kannst und was war die außergewöhnlichste Panne bzw. kurioseste Situation bei einem deiner Auftritte?
Sad Sir: Panne fällt mir sofort ein. Wir mit Kreator und Sepultura auf einem Festival gespielt, 3000 Leute, Ich: so „Eindruck schinden!, Junge“, die schicken Clark’s-Schuhe angezogen – und noch vor dem ersten Refrain auf der glatten Sohle ausgerutscht und zack auf dem Rücken gelegen. Saustark. Und ich glaube, ich habe mal ein Summer Breeze Festival lang mit offenem Hosenstall gespielt – war aber egal, hängt ja eh meistens die Gitarre drüber. Das beste Konzert – da habe ich keine Ahnung. Super ist es, wenn ich denke, „Ui, ich glaub das war heute nix“ und dann sagt jemand, den ich geschmäcklerisch gut leiden kann: „Nee, war spitze“.
End Of Green bei Facebook
End Of Green bei Amazon
Tourdaten
22.11.2019 Mannheim
23.11.2019 Hückelhoven
18.01.2020 Stuttgart