QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Martin Schindler (SynthAttack)
von Marko Jakob
Pix666: Hallo Martin, ich hoffe du bist gesund und es geht dir gut?
Martin: danke, ja es läuft.
Pix666: Deine Band SynthAttack gibt es jetzt seit etwa 5 Jahren. Wie kam es dazu, dass du eine Band gegründet hast und wie zufrieden bist du rückblickend damit, wo SynthAttack heute stehen – immerhin hat z.B. das Video zum Song ‚Life Is A Bitch‘ fast eine halbe Millionen Aufrufe auf YouTube?
Martin: Das fing alles an als ich im Urlaub mal auf ner Piano-App auf dem Handy rumgespielt habe. Mich haben gute Melodien schon immer fasziniert und beim rumklimpern habe ich gemerkt das mir selbst auch einiges einfällt. Zuhause habe ich dann am Rechner losgelegt und mir über viele Monate alles Nötige beigebracht. Als ich dann die ersten Songs fertig hatte habe ich mit meiner Ex-Frau Britta damals SynthAttack gegründet, und da ich keine halben Sachen mache, kam dann einfach eins zum anderen.
Seitdem ist viel passiert, Britta hat die Band verlassen, Nici ist hinzugekommen so dass wir ihre schöne Stimme auch mit nutzen konnten und ich selbst bin mit der Zeit auch immer besser geworden. Wir sind sehr zufrieden mit dem was wir erreicht haben, aber wir sind auch noch lange nicht fertig 😉
Pix666: Welche Musik hörst du privat am Liebsten?
Martin: Ich höre generell gerne härtere elektronische Musik. Meistens ist das Dark Electro / Aggrotech / Industrial, aber beim Sport oder Autofahren kann es auch mal Hardstyle und Co sein.
Pix666: Arbeitest du ausschließlich mit Synthesizern oder kannst/könntest du auch ein ‚richtiges‘ Instrument spielen?
Martin: Ich habe früher 9 Jahre Klavier gespielt, was mir aber auch nur bedingt hilft als Producer. Elektronische Musik wird zu 90% am Rechner gemacht, und das wichtigste dabei ist, das man sich mit der Technik, sprich den Synths und Effekten gut auskennt. Harmonielehre kann einem aber zumindest beim Schreiben von Melodien und Akkorden etwas weiterhelfen.
Pix666: Am 18.07.2020 ist eure EP ‘Harsh Will Never Die‘ erschienen, die zwei neue Songs und ein paar Remixe enthält. Den Titelsong der EP habt ihr eine Woche zuvor beim Dark Horizon Open Air in Berlin gespielt. Wie kam der neue Song beim Publikum an?
Martin: Da wir ein Preview vorher für unseren Remix-Contest veröffentlicht hatten, kannten viele Fans den Song schon und ich denke er kam auch ziemlich gut an. Es ist aber live immer so, dass die alten bekannten Songs mehr sichtbare Reaktionen beim Publikum auslösen, bei neuen Sachen hören sie dann eher interessiert zu, als voll abzugehen.
Pix666: Gibt es die EP nur als Download-Version oder habt ihr für Sammler auch ein paar Exemplare für den CD Player anfertigen lassen?
Martin: Nein alle unsere EPs und Singles gibt es nur digital. Wir bringen aber nächstes Jahr unser großes 5. Album raus. Da wird es dann wieder eine coole Digipack-CD (inklusive einiger Specials) geben und da kommen dann auch die wichtigen Songs alle mit drauf.
Uns persönlich würde es auch reichen alle 2 Jahre ein Album rauszubringen, aber wenn man heutzutage auf Spotify und Co erfolgreich sein will, muss man deutlich öfter releasen und so bekommen die Leute dann eben schon vorher mal was Neues zu hören 😉
Pix666: Wie überrascht wart ihr eigentlich, dass dieses Festival tatsächlich stattgefunden hat? Mitten in Corona-Zeiten war das sicherlich ein außergewöhnliches Gefühl. Gab es strenge Auflagen und hat sich das Publikum weitestgehend daran gehalten?
Martin: Nun es hat uns sehr gefreut, dass es geklappt hat. Ich denke sowohl für die Bands, als auch die Fans war es eine super Sache nach der langen Pause und wer weiß, wann es weiter geht.
Ich denke durch den großen Freiraum, den es vor der Bühne gab, ging es auch mit den Auflagen ganz gut.
Pix666: Wie sah das denn mit Blick von der Bühne aus – tanzende Menschen mit reichlich Abstand? War die Stimmung bei eurem Auftritt trotzdem toll?
Martin: Es waren ja sehr viele Leute da und er Abstand ist nicht so negativ aufgefallen.
Man hat es bei einem Open Air auch immer etwas schwerer wenn man spielt solange es noch hell ist, aber davon hat sich das Publikum nicht abhalten lassen und ist extrem gut abgegangen bei uns. Es war also richtig geil kann man sagen und so war auch das Feedback im Nachhinein.
Pix666: Hattet ihr eigentlich während der Zeit der Veranstaltungsverbote eine kleine Streaming Session für eure Fans gespielt, oder ist das nicht so dein/euer Ding?
Martin: Wir haben viele Anfragen von Clubs für Streaming Konzerte bekommen, aber uns dagegen entschieden. Unsere Shows sind sehr energiegeladen und ein wichtiger Teil davon ist guter druckvoller Sound sowie das gemeinsame Erlebnis von Party und Eskalation. Da ist es einfach nicht vergleichbar, ob du mitten im tanzenden Publikum stehst und intensiven Sound auf den Ohren hast, oder ob du zu Hause auf dem Sofa sitzt mit Zimmerlautstärke und alles an einem kleinen Bildschirm beobachtest.
Pix666: Bleibt es für dieses Jahr bei diesen zwei neuen Songs – oder habt ihr noch mehr, vielleicht sogar ein neues Album, geplant?
Martin: Na wir wollen jetzt nach der EP ca. gegen Ende des Jahres noch eine ganz besondere Single rausbringen. Unser allseits bekannter ‚Insomnia‘ Remix ist nun 5 Jahre alt geworden und es wird wieder Zeit für etwas Neues. Das neue Tribute heißt ‚Call Me Insane‘ und wir werden es nach Möglichkeit releasen werden wenn die Clubs wieder aufmachen damit es gleich überall laufen kann!
Pix666: Magst du eher kleine Clubkonzerte und den engen Kontakt zu den Fans oder lieber die größeren Events oder Open Air Festivals? In welcher Location oder bei welchem Festival würdest du am liebsten mal auf der Bühne stehen?
Martin: Gute Frage, ich denke das ist Geschmackssache. Ich persönlich finde indoor Club- und Festivalbühnen für uns am besten, da dort der Sound und die Lichtshow am eindrucksvollsten rüberkommen, dabei gerne je größer desto besser. Aber auch eine Open Air Show muss deswegen bei weitem nicht schlecht sein, was wir ja gerade erst beim Dark Horizon gesehen haben.
Unser Hauptziel waren damals eigentlich die großen Elektro Festivals Amphi und Etropolis und auf beiden haben wir ja schon gespielt was auch jedes mal ziemlich geil war. Das WGT ist auch immer eine super Sache, weil dort so viele internationale Fans dabei sind und es fehlt jetzt eigentlich nur noch das M‘era Luna, was sicherlich auch irgendwann kommen wird.
Pix666: Du bist auf der Bühne sehr auffällig geschminkt. Ist dieses Make-Up eines der Erkennungszeichen von SynthAttack? Wer hatte die Idee dazu und hast du Unterstützung beim Schminken oder geht das inzwischen auch alleine?
Martin: Ich finde ja eine Show sollte immer lieber krass als langweilig seien, insofern war von Anfang an klar, dass ein Make-Up dazu gehört. Mein Face-Painting lehnt sich dabei einfach ein bisschen an unserem SynthAttack Logo an und in der Regel habe ich inzwischen Helfer beim Auftragen.
Pix666: Was hast du in den ganzen Monaten mit Kontaktbeschränkungen etc. gemacht – hast du Hobbies, mit denen du dir die Zeit vertrieben hast, oder sind eventuell sogar neue Hobbies dazugekommen?
Martin: Ich habe einige Hobbies wobei mein Musiker/Producer Leben sicherlich den größten Teil einnimmt. Da Fitness & Kampfsport stark eingeschränkt waren, war ich entsprechend produktiv für SynthAttack (und ein ganz neues Nebenprojekt, was bei Zeiten dann veröffentlicht wird). Ich habe allerdings auch angefangen jeden zweiten Tag eine große Runde mit den Inlinern durch den Wald zu heizen, was sehr angenehm ist, um mal rauszukommen 😉
Pix666: Wie ist es deinen Freunden und deiner Familie ergangen? Ich hoffe, alle sind gesund geblieben. Wie seid ihr in den vergangenen Monaten in Kontakt geblieben?
Martin: Ja man telefoniert etwas mehr und kann sich halt nur im kleinen Rahmen sehen, aber das geht ja jedem so. Mir tut da eher meine Oma leid die im Altersheim seit Monaten niemanden mehr zu Besuch haben durfte, die alten Menschen trifft es da viel härter als uns.
Pix666: Glaubst du, dass die Corona-Krise das Verhalten der Menschheit in der Zukunft verändern wird?
Martin: In irgendeiner Weise sicherlich. Ich hoffe z.B. dass es bessere globale Institutionen für Pandemie Prävention und Bekämpfung geben wird, denn so unschön Corona auch ist, es hätte auch noch schlimmer kommen können.
Pix666: Welche langfristigen Auswirkungen wird diese Krise deiner Meinung nach für die Wirtschaft haben, aber auch im speziellen für die Musikbranche?
Martin: Es sind ja viele Wirtschaftszweige betroffen, die Veranstaltungsbranche aber sicherlich mit am schwersten. Die Clubs kämpfen ums Überleben und auch als Musiker kommt heutzutage ja der absolute Großteil des Einkommens durch die Live-Shows. Insofern kann man nur hoffen das die meisten durchhalten und es dann bald zumindest in kleinerem Rahmen irgendwie weitergehen kann. Ich wünsche mir da vom Staat auch deutlich mehr Unterstützung für die Betroffenen. Ich selbst habe zum Glück keine Probleme, da ich immer noch einen gut bezahlten Job nebenbei habe (auch wenn ich deutlich mehr Zeit mit der Musik verbringe).
Pix666: Hast du sonst noch was auf dem Herzen, was du den SynthAttack Fans mit auf den Weg geben möchtest?
Martin: Na unsere Fans kennen uns ja, ich kann nur sagen freut euch auf die neuen Sachen und wie immer „stay hard, stark dark, stay SynthAttack“ 😉
Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten – Bleib gesund und viel Erfolg mit der EP!
Martin: Danke Dir fürs Interview, es waren viele gute Fragen dabei
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Fotos © PIX 666