THE CURE, THE TWILIGHT SAD live in Wien Marx Halle 23.10.2022

von Marko Jakob


THE TWILIGHT SAD

The Twilight Sad sind für The Cure Fans keine Unbekannten. Bereits 2016 waren die beiden Bands gemeinsam auf Tour. Inzwischen haben The Twilight Sad im Jahr 2019 das Album ‚It Won’t Be Like This All the Time‘ veröffentlicht und haben natürlich auch den ein oder anderen Song davon mit auf die aktuelle Tour Setlist gepackt. 19.15 Uhr war Beginn des Konzertes in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Marx Halle in Wien.

Los ging es mit dem zehn Jahre alten Song ‚Kill It in the Morning‘. „Wir sind The Twilight Sad aus Schottland“ sagte Sänger James als Begrüßung. Weiter ging es dann mit zwei neuen Stücken. Obwohl die fünf Schotten einen richtig guten Job machten, stand das Publikum doch recht regungslos vor der Bühne. Viele Besucher waren auch noch damit beschäftigt, Getränke zu organisieren oder sich am Merch einzudecken. Die The Cure Shirts haben tatsächlich nur 20 Euro gekostet, da haben wir in diesem Jahr schon Bands gesehen, die etwa das doppelte verlangt hatten.

Aber nach etwa einer halben Stunde war das Publikum dann doch bereit, sich etwas mehr mit dem Geschehen auf der Bühne zu beschäftigen. Ein lautstarker Applaus entlockte dem Sänger dann ein „Danke schön“ auf Deutsch. Die Band verabschiedete sich dann mit einem ihrer ältesten Songs – ‚And She Would Darken the Memory‘, der 2007 als /“ Vinyl Single erschienen ist. „Das ist unser letzter Song – danke fürs kommen und habt noch einen tollen Abend“.  Das war eine runde Sache, die The Twilight Sad abgeliefert haben – aber ok, wenn der Headliner des Abend The Cure heisst, dann geht die Support Band schon mal etwas unter, auch wenn sie wirklich gut war.

https://www.facebook.com/thetwilightsad



Setlist The Twilight Sad

01 Kill It in the Morning
02 Let‘s Get Lost
03 VTr
04 There’s a Girl in the Corner
05 I‘m Not Here [Missing Face]
06 [10 Good Reasons for Modern Drugs]
07 Keep Yourself Warm (Frightened Rabbit cover)
08 And She Would Darken the Memory

THE CURE

Auf den Tag genau fast sechs Jahre ist es jetzt her, als The Cure zum letzten Mal in Wien auf der Bühne standen – und es war tatsächlich auch an jenem 26.10.2016 die Bühne der etwa 140 Jahre alten Marx Halle. Das Wiedersehen fand also auf bekanntem Boden statt.

The Cure Mastermind Robert Smith hatte zu Beginn des Jahres angekündigt, dass The Cure im Jahr 2022 ein neues Album veröffentlichen werden – das erste seit sage und schreibe 13 Jahren. Natürlich kann man sich vorstellen, wie neugierig, ungeduldig und gespannt die The Cure Fans sind, endlich wieder neue Songs ihrer Lieblingsband zu hören. Doch die Veröffentlichung des Albums ‚Songs Of A Lost World‘ lässt noch auf sich warten. Vielleicht liegt die Scheibe ja dann unterm Weihnachtsbaum…

Natürlich hat es aber längst die Runde gemacht, dass die Band auf den ersten Tourstationen bereits neue Songs live am Publikum ‚ausprobiert‘ haben.

Die Menschenmenge in der Marx Halle war schon ungeduldig, bevor es losging – Pfeifen, Jubel, Raunen gab es bei jeder Bewegung auf oder neben der Bühne. Außerdem plätscherte schon seit kurz nach 20 Uhr Regen über die Lautsprecher Anlage, hin und wieder begleitet von Donner …. und dann – etwa 20.35 Uhr betraten die Helden einer ganzen Generation die Bühne und es wurde gekreischt, wie eh und je.

Beim langen Intro bzw. Instrumentalpart des ersten Songs ‚Alone‘ schlenderte Robert Smith gemütlich von einer Seite der Bühne zur Anderen – verträumt und versunken in die Melodie. Nach etwa vier Minuten ertönten dann mit „This is the end of every song that we sing“ endlich die ersten Worte vom Sänger mit der eindringlichen Stimme, die vielen Menschen eine Gänsehaut beschert.

Eine fantastische Licht- und Videoshow gab dem Auftritt der inzwischen in die ‚Rock and Roll Hall Of Fame‘ aufgenommenen Band aus Crawley einen tollen Rahmen – perfekt auf die Songs abgestimmt. Mit ‚Kyoto Song‘ und ‚A night like this‘ folgten gleich zu Beginn zwei Perlen aus der Mitte der 80er Jahre.


„Das ist ein neues Lied – ‚And nothing is forever‘“ kündigte Robert den nächsten neuen Song an.

Bei ‚Cold‘ wurde es dann richtig düster und bei ‚Burn‘ fühlten sich natürlich viele an einen ihrer Lieblingsfilme erinnert – alles in Rot, als würde eine ganze Stadt brennen. Bei ‚Fascination Street‘ war die Bühne in schrille, bunte Farben Farben gehüllt.

Dann gab es eine wundervolle Liveversion von ‚A Strange Day‘ – und so langsam hörte man das Publikum mitsingen – tolle Stimmung in Wien beim Konzert einer Top eingespielten Band, dominiert vom glasklaren Klang der Stimme des Robert S. – diese Stimme ist einfach unverwüstlich. „Das nächste ist ein bisschen älter – ‚Push‘“ – und bei einem der Liveklassiker der Band brandete nun richtige Konzertstimmung auf, die dann bei ‚Play for today‘ die erwartete Steigerung fand. Oooo-hoooohooo, Oooo-hoooohooo schallte es laut wie in einer Fussballarena durch die Marx-Halle.

Gänsehautfeeling dann beim atmosphärischen, ja fast schon hypnotischem ‚Want‘. ‚Shake Dog Shake‘ schmetterten Robert und die Jungs wie in alten Zeiten auf die Bühnenbretter. Es folgte ‚From the Edge of the deep green Sea‘ – dieser Song braucht immer so seine Minute bis er richtig in die Gänge kommt – aber dann geht wie bei einem Steuerungslauf so richtig die Post ab. Rotes, grünes und lila Licht wechselten sich ab.

Bei ‚Endsong‘ wurde dann eine in rotes Licht getauchte Erdkugel an die Bühnenleinwand projeziert und war während des Songs mit dem langen Instrumentalintro zu sehen. ‚Left alone with nothing at the end of every song – Left alone with nothing – Nothing‘. Nach diesen Zeilen erlosch die Bühnenbeleuchtung komplett und The Cure gönnten sich zumindest mal drei, vier Minuten zum Verschnaufen. Bei den meisten Bands wäre nach 90 Minuten das Konzert vermutlich bereits zu Ende gewesen, natürlich nicht so bei The Cure – da beginnt nach 90 Minuten gerade Mal die ‘zweite Halbzeit’.

Die eingefleischten Fans haben in der kurzen Pause vielleicht vom neuen Album geträumt und für die Besucher, die nur die Singles kennen und eine Hitparadenshow erwartet haben, oder die gar nur als Begleitperson fungiert haben, mag der ein oder andere Song des bisherigen Abends möglicherweise etwas zu langweilig gewesen sein.


Nun betrat die Band endlich wieder die Bühne und es konnte weitergehen. „Thank you“ sagte Robert in seiner unnachahmlichen Art. „Jetzt ein neuer Song, den wir erst zum dritten Mal spielen – ‚I can never say Goodbye‘“. Ein Riesenrad drehte sich auf der Leinwand und die Fans hörten gespannt dem tollen neuen Stück zu.

Als nächstes gab es eine wundervolle Version von ‚At Night‘ – dazu düstere Beleuchtung mit Sternenhimmel – das sah einfach wundervoll aus. Als sich dann bei ‚Charlotte Sometimes‘ alles in ein herrliches rot einfärbte, war die Marx Halle dann eine große Tanzfläche, sogar ganz hinten in den letzten Reihen unmittelbar zwischen Merch und Bar wurde getanzt.

Und bei ‚A Forest‘ konnte nach dem bejubelten und mit viel Applaus bedachtem Intro auch wieder ausgiebig das Tanzbein geschwungen werden. Das rhythmische Klatschen zu Simons Bassspiel in den letzten Minuten des Songs ist immer wieder ein ganz besonderer Moment. Ein anderes Magazin nannte das in ihrem Bericht zum Hamburg Konzert ‚runtergenudelt‘. Das war nix runtergenudelt, das war und ist The Cure und die extended Liveversion von ‚A Forest‘ ist seit vielen Jahrzehnten unverzichtbarer Bestandteil von The Cure Konzerten  – und natürlich gab es ohrenbetäubenden Jubel vom fachkundigen Publikum nach diesem Juwel. Man fühlte sich wie in einer Gothic Party der 80er Jahren – nur eben 40 Jahre später.

Dann ein netter Song zum Fürchten – es folgte ‚Lullaby‘, eine der erfolgreichsten Singles der Band, die 1989 bis auf 3 in die deutschen Singlecharts stieg und die Top 10 der Hits des Jahres nur knapp verfehlte. Fast jeder kennt noch die Zeiten von Musikvideos im TV und kann sich an den ‚Lullaby‘ Clip erinnern. Passend dazu gab es ein riesiges Spinnennetz als Bühnenhintergrund. Mega Stimmung dann auch bei ‚The Walk‘ und ‚Friday I’m in Love‘. Jetzt war wirklich Partyalarm und das Logo vom ‚Wish‘ Plattencover zappelte über die Leinwand.

Bei ‚Close to me‘ schwangen die Fans dann erneut das Tanzbein und Robert spazierte während des Singens über die Bühne. Das Publikum tanzte auf völlig unterschiedliche Arten – bis hin zum Ententanz waren da so einige Tanzstile zu sehen. So langsam bog das Konzert auf die Zielgerade ein – jetzt folgte dann doch noch Hit auf Hit und Einige bekamen noch ihre herbeigesehnte The Cure ‘Hitparade’.

‚In between Days‘ glänzte mit seiner wunderschönen Keyboardline. Und auch bei ‚Just Like Heaven‘ wurden nochmals Erinnerungen wach an die Zeit, in der man Musik noch auf Kassetten und Schallplatten anhörte. Dann folgte ein Song, der einfach nicht fehlen darf – ‚Boys dont cry‘. Der Evergreen aus den Endsiebzigern war lautstark aus tausenden Kehlen zu hören. Das Publikum applaudierte euphorisch, hoffte aber auf mehr – wer kann schon bei so einem langen Konzert bis 27 mitzählen. Aber leider war nun wirklich Schluss für heute. Viele hätten bestimmt noch eine Stunde durchgehalten, andere wiederum wären gern schon vor einer Stunden nach Hause gegangen. Robert Smith verabschiedete sich und The Cure mit einem energischen „Thank you“.

Das war ein wirklich perfekter Konzertabend – eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte Musikgeschichte. Nun heisst es warten auf das Album und hoffen auf eine nächste Tour.

https://www.facebook.com/thecure



Setlist The Cure

01 Alone
02 Pictures of You
03 Kyoto Song
04 A Night Like This
05 Lovesong
06 And Nothing Is Forever
07 Cold
08 Burn
09 Fascination Street
10 A Strange Day
11 Push
12 Play for Today
13 Want
14 Shake Dog Shake
15 From the Edge of the Deep Green Sea
16 Endsong
17 I Can Never Say Goodbye
18 At Night
19 Charlotte Sometimes
20 A Forest
21 Lullaby
22 The Walk
23 Friday I’m in Love
24 Close to Me
25 In Between Days
26 Just Like Heaven
27 Boys Don’t Cry

Gallery The Twilight Sad


Gallery The Cure