QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Barbara Brawand (WAZZARA)

von Marko Jakob


Pix666: Hallo Barbara. Danke, dass du dir die Zeit für ein kurzes Interview genommen hast. Ich hoffe, es geht dir gut.

Barbara: Hi Pix666! Ich habe zu danken für die Einladung. Mir geht es gut so weit, danke. Die Tage vor dem Release sind vollgepackt mit viel Arbeit. Grade heute zB. haben George und ich einen Tag mit Filmen für ein neues Video zugebracht.


Pix666: Ende April wird die neue Wazzara EP ‚Ombreine‘ erscheinen. Was können die Fans von den neuen Songs erwarten.

Barbara: Die Songs werden definitiv düsterer und schwerer sein – im Sinne von schwermütig, aber auch im Hinblick auf die Riffs, Melodien etc. Ganz bestimmt sind sie anders, als man es vom Vorgänger ‚Cycles‘ (2021) kennt. Ich bin sehr gespannt, wie die Hörer und Hörerinnen ihren Zugang zum neuen Material finden – das ist immer der spannendste Aspekt an einer neuen Veröffentlichung.


Pix666: Ich habe gesehen, dass einer der neuen Songs eine Neuinterpretation eines fast 300 Jahre alten Schweizer Volksliedes sein wird. Wer kam auf coole Idee, dieses alte Stück neu zu vertonen und singst du das dann auch in Schweizerdeutsch?

Barbara: Die Idee kam von unserem Drummer Deniz; er erwartete aber erst, dass wir dem Vorschlag vielleicht abgeneigt sein könnten, da Schweizer Volksmusik bei vielen verpönt ist. Da ich aber den Song schon lange im Repertoire meines Akustik-Solo-Sets, das ich ab und an spiele, habe, funkelten meine Augen sofort, als er die Idee auf den Tisch brachte. Das Lied birgt so viel in sich, mit dem man bei einem Neu-Arrangement arbeiten kann – die dissonante Melodie, in der ganz viel Alb(p)traumhaftes mitschwingt, die Trauer im Text… Entsprechend hat mir das Arrangieren sehr viel Freude bereitet und auch Deniz hat mit seinen Drum Patterns und seinem Groove das Beste aus der Idee herausgeholt.


Pix666: Deine erste Veröffentlichung gab es 2019, dann kam die Corona Pandemie. Hattest du eigentlich damals die Gelegenheit, live aufzutreten?

Barbara: Ich hatte genau einmal die Gelegenheit und das war just an dem Wochenende, an dem zum letzten Mal vor dem Lockdown noch alles „normal“ geöffnet sein sollte (März 2020, zusammen mit Grift und Wolcensmen). Für viele der Anwesenden, wie auch für mich selbst, sollte dies für eine lange Zeit das letzte Konzert gewesen sein. Wir alle erinnern uns wohl an diese Woche – plötzlich überschlugen sich die Ereignisse und alles war irgendwie von einem Schlag auf den nächsten… „anders“.



Pix666: Während der Pandemie ist dein ursprüngliches Soloprojekt zu einer Band angewachsen. Wo hast du deine Bandkollegen kennengelernt und wie schwierig war es, sie davon zu überzeugen, Bandmitglieder bei Wazzara zu werden?

Barbara: Mit George, der bei Wazzara Bass spielt, durfte ich bereits bei mehreren Projekten zusammenarbeiten; als Sound Engineer mischte er die Alben und viele Auftritte meiner früheren Band, Caladmor, und ich sang für sein Projekt Between Giants. George ist auch privat mein „favourite Partner in Crime“ und ich bin sehr dankbar, dass wir die Band zusammen gestalten können. Er hilft mir sehr viel, insbesondere bei der Preproduction wie auch beim Management der Band.

Mit Mäsi durfte ich ebenfalls schon in Caladmor zusammenarbeiten – er spielte da Gitarre – wir sind aber auch schon seit bald 20 Jahren befreundet (Grüsse gehen raus, alter Freund!). Als wir beide bei Caladmor ausstiegen, war klar, dass wir weiterhin zusammen Musik machen wollten, da wir – obwohl wir sehr verschieden sind – sehr gut harmonieren. Als ich ihm von der Idee, Wazzara zu einer kompletten Band zu erweitern, erzählte, war er deshalb sofort dabei, was mich bis heute ausserordentlich freut.

Deniz kam 2021 dazu, als Nachfolger für Julia, die ursprünglich die Drums spielen sollte, die Band aber aus Zeitgründen kurzerhand wieder verlassen musste. Deniz wurde uns via Georges Kontakte empfohlen; es folgte ein erstes Telefonat mit Deniz und es machte sofort „klick“. In meinen paar Jahren Banderfahrung habe ich gelernt, bei neuen Mitgliedern auf mein Bauchgefühl zu achten und bei Deniz hat ebendieses Bauchgefühl laut „ja“ geschrien – und es sollte recht behalten; ich schätze Deniz nicht nur für sein Drumming, sondern auch für seine tolle Persönlichkeit.

Fortan waren wir ein Weilchen zu viert unterwegs, bis Deniz unser Album ‚Cycles‘ Tom vorspielte. Tom und Deniz haben zusammen bei Disparaged gespielt, wovon Tom heute noch ein wichtiger Teil ist. Tom war von unserer Musik begeistert und meinte, falls wir jemals einen Gitarristen suchen würden, sollten wir uns doch bei ihm melden – diese Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen, da Tom an der Gitarre (und auch am Gesang) fantastisch ist und einfach einer der nettesten Menschen, die auf dem Planeten wandeln. Ein grosser Gewinn für die Band!


Pix666: Was bedeutet eigentlich euer Bandname und gibt es eine passende Schublade für eure vielschichtige Musik?

Barbara: Der Name entstammt dem Althochdeutschen und bedeutet ‚die Wassergeborene‘. Für mein ursprüngliches Soloprojekt war es mir wichtig, einen Namen zu wählen, der meine Essenz widerspiegelt. Das Element Wasser ist etwas, worin ich voll aufgehe, es fasziniert, beruhigt und bekräftigt mich; auch dessen poetische Vielfalt inspiriert mich immer wieder aufs Neue: Wasser fliesst, so wie alles fliesst, es kann zerstören und Leben bringen.

Eine Schublade für unsere Musik zu finden, fällt vielen schwer (so zumindest die Rückmeldungen bisher), und genau das finde ich so interessant. In der heutigen Zeit wird Individualität wahnsinnig vermarktet – Du kannst deine ganz individuelle Smartphone-Hülle haben, deinen individuellen Fitnessplan, deine individuelle Meinung – und am Ende rennen wir doch alle immer in die gleiche Richtung und sehen zunehmend alle gleich angepasst aus; auch neue Musik, die rauskommt, klingt leider oftmals gleich. Eine Fake-Individualisierung, die mich langweilt – und daher will ich, nein kann ich gar nicht anders, als in die entgegengesetzte Richtung zu gehen mit meinen Kompositionen, auch wenn wir damit Gefahr laufen, nicht immer verstanden zu werden.



Pix666: Auf eurem 2021er Album ‚Cycles‘ ist unter anderem auch eine Coverversion eines Songs von Type O Negative enthalten. Warum habt ihr den Song ‚Wolf Moon‘ dafür ausgewählt und was sind generell deine Lieblingsbands oder auch die Bands, die dich inspiriert haben, Musikerin zu werden?

Barbara: Das ganze Album ‚October Rust‘, auf dem auch ‚Wolf Moon‘ enthalten ist, ist einfach genial und eins meiner allerliebsten Alben überhaupt. ‚Wolf Moon‘ hat mich seit jeher fasziniert, nicht zuletzt auch aufgrund der Lyrics – eine Menstruationshymne, und diese gesungen von Peter Steele! Zum Konzept von ‚Cycles‘, das unter anderem dem Aspekt der Weiblichkeit gewidmet ist, hat der Song deshalb perfekt gepasst.
Type O Negative hatten auf mich einen grossen musikalischen Einfluss, neben The Gathering, Anathema, Amorphis, Tiamat, aber auch Tori Amos oder Loreena McKennitt sowie der ganze Pop-Grunge der 90er, allen voran Nirvana, Hole und Pearl Jam.


Pix666: Spielt ihr rund um das Veröffentlichungsdatum von ‚Ombreine‘ eine Release Show – oder anders gefragt, wann und wo haben die Fans die Gelegenheit, euch live zu erleben?

Barbara: Die Release-Show für ‘Ombreine’ hat bereits am 1. April stattgefunden – es war ein sehr schöner Abend, viele Freunde und wohlgeneigte Seelen waren da. In solchen Kreisen ist es immer besonders schön, sein neustes Kind zu taufen. Als nächstes spielen wir am Dark Troll in Bornstedt (DE), welches am 18. – 20. Mai stattfinden wird. Darauf freuen wir uns schon sehr (Roadtrip, geiles Festival, gute Menschen!).


Pix666: Hast du sonst noch etwas auf dem Herzen, was du den Fans mit auf den Weg geben möchtest?

Barbara: Achtet auf euch, achtet aufeinander, denn die Welt wird irgendwie immer kruder, zumindest ist das mein Eindruck.  Wir würden uns sehr freuen, wenn wir euch irgendwo ‚along the road‘ bei einem Konzert treffen! Und natürlich wenn ihr in unsere neue EP, die am 30. April erscheinen wird, reinhört. Vielen Dank!


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten. Viel Erfolg mit der neuen EP.  Alles Gute für die Zukunft und bleib gesund.

Barbara: Ich danke ebenfalls für die gut recherchierten Fragen, deine Zeit und die guten Wünsche! Alles Gute dir.


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Fotos © Manuel Vargas Lépiz