QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Johnny, Daniel und Eike (Johnny Deathshadow) Mai 2020

von Marko Jakob


Pix 666: Als erstes danke ich euch für eure Zeit. Wie geht es euch, wo seid ihr gerade und wie geht ihr mit dieser völlig ungewohnten Situation um, sich nicht frei bewegen zu können?

Johnny: Wir bleiben alle soviel wie möglich zuhause, arbeiten dementsprechend auch von zuhause, machen nur die nötigsten Ausflüge und schauen, dass wir diese Situation möglichst angenehm gestalten.


Pix 666: Was haltet ihr von den aktuellen Live-Streaming Konzerten? Hat sowas Zukunft, oder wird das im Laufe der Zeit wieder stark nachlassen?

Johnny: Es gab auf jeden Fall schon paar richtig coole Sachen in dem Bereich, andererseits kann es sein das bei dem großen Angebot, dass es jetzt auf einmal an Streams etc. gibt auch eine gewisse Ermüdung eintritt. So wie wir es auch aus dem klassischen Livegeschäft kennen geht dann schlicht und einfach keiner mehr hin. Ich glaube auch nicht, dass die Streams das echte Live-Erlebnis ersetzen können, da zu einem Konzert ja viel mehr gehört als nur die Band die spielt. Es ist aber gut und spannend was dort nun alles stattfindet und führt hoffentlich auch zu coolen Streamingformaten für die Zeit nach der Krise.


Pix 666: Habt ihr auch schon eine solche Streaming-Session gemacht oder habt ihr es noch vor?

Johnny: Wir haben bis jetzt nur „normale“ Instagram Livestreams mit Q&A und auch Infos und Statements gemacht. In einem dieser Streams habe ich auch erklärt, warum es technisch schwierig und spezifisch unsere Musik nicht so super für so etwas geeignet ist.


Pix 666: Die Idee mit dem Q&A Livestream ist natürlich auch genial – wie ist es gelaufen?

Johnny: Super, wir haben ein paar interessante Gäste in unseren Stream geholt und es haben sogar ein paar Leute zugeguckt. Wenn wir so etwas wieder machen kündigen wir es auf jeden Fall auf facebook und unserem Instagram @johnnydeathshadow an.


Pix 666: Ihr seid ja auch von einer Konzertabsage betroffen gewesen – im März hättet ihr in Aachen spielen sollen. Wie sehr nervt sowas rein aus Sicht von Musikern, ich weiss ja, wie gern ihr auf der Bühne steht?

Daniel: Es nervt natürlich ein Konzert nicht zu spielen aber das ist hoffentlich bei jedem Musiker so. Nichts destotrotz ist es richtig für die Gesundheit aller zu Hause zu bleiben aber wir vermissen es trotzdem Shows zu spielen und unterwegs zu sein. Wir haben jetzt dieses Jahr eh nicht so viele Konzerte auf dem Zettel gehabt sodass es uns nicht so hart trifft. Die Festivals die ausfallen, wurden auf nächstes Jahr verlegt wo wir dann auch wieder dabei sind.


Pix 666: Ich denke mal, ihr freut euch sehr auf euren Auftritt beim Autumn Moon Festival. Habt ihr Hoffnung, dass das Festival stattfinden wird?

Johnny: Wir hoffen es, aber auch hier haben wir bereits die Anfrage bekommen, dass wir im Falle einer Absage 2021 spielen werden können. Sollte es also nötig sein es zu verschieben haben wir hier auch keine großen Schmerzen. Wir wollen letztendlich auch niemanden gefährden für unsere 45 Minuten auf der Bühne, in einer Pandemie kann man leider kaum beurteilen ob und wo in der Kette so etwas Schaden anrichtet und ich habe sehr wenig Lust, das so ein cooles Festival dann ein Multiplikator für Infektionen ist. Wir hoffen also, dass die Situation bis dahin deutlich besser ist und das das Festival im Fall einer Absage/Verschiebung nicht zuviel Schaden nimmt und wir dann nächstes Jahr richtig sorgenfrei rocken können.


Pix 666: Wie haltet zurzeit Kontakt mit euren Familien oder Freunden – und auch Bandintern, welche technischen Möglichkeiten nutzt ihr da so?

Johnny: Neben den üblichen sozialen Netzwerken und Messaging Apps ist Discord hierfür sehr nützlich, Skype hat auch eine kleine Wiedergeburt im Laufe der Krise erlebt. Ich glaube ich habe jetzt auch meinen ersten absichtlichen Facetime Videochat gehabt, normalerweise passiert das ja nur aus Versehen und wird durch hektisches Wegdrücken beendet.

Eike: Schon zuvor haben wir uns Bandintern eigentlich täglich im Discord getroffen und genau das benutzen wir auch jetzt um zu zocken und uns auf dem Laufenden zu halten. Mit meiner Familie benutze ich – sehr Oldschool – das Telefon.



Pix 666: Für viele Menschen hat sich das Arbeits- und Privatleben stark verändert. Was sind für euch persönlich die gravierendsten Veränderungen oder Einschränkungen?

Eike: Für mich persönlich hat sich vor allem geändert, dass ich von zuhause aus arbeiten muss. Das ist für mich insofern ein Verlust, dass mir der tägliche Austausch mit den Kollegen fehlt und wir die Videos für 4players.de auch zuhause drehen müssen. Ansonsten hat sich für mich – bis auf die ausgefallenen Konzerte meiner beiden Bands, die regelmäßigen Proben und fehlenden Magic-Turniere in unserem Stamm-Spieleladen privat erstaunlich wenig geändert.


Pix 666: Durch Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkungen ist der Aktionsradius stark eingeschränkt. Habt ihr- außer Musik – noch andere Hobbies, die man gut zu Hause in den eigenen vier Wänden ausüben kann?

Daniel: Ich habe mich dem Thema Lichtprogrammierung weiter gewidmet und habe ein Teil unseres Equipments repariert und gewartet, was die Jahre immer liegen geblieben ist. Dazu spiele ich ein paar Online Games mit den Jungs zusammen, bis jetzt wurde mir noch nicht langweilig.

Johnny: Online Games sind auf jeden Fall eine große Hilfe für uns, um es zuhause auszuhalten.


Pix 666: Die viele Zeit wäre natürlich gut dazu geeignet, jede Menge neue Songs zu Schreiben. Arbeitet ihr, wie viele andere Bands auch, an neuem Material und wird es bald neue Johnny Deathshadow Songs, oder sogar ein neues Album geben?

Johnny: Wir haben ohnehin gerade angefangen langsam neues Material zu sammeln, es wird aber wohl noch etwas dauern, bis es da etwas zu hören gibt. Sicherlich wird diese Situation aber eine große textliche Inspiration sein.


Pix 666: Welche Auswirkungen hat diese Krise auf die ‚Bandkasse‘ bei Johnny Deathshadow?

Johnny: Durch die Shows die uns wegfallen bleiben natürlich auch Gagen aus, sowie es kommt eben kein Merchgeld rein, welches wir sonst bei den Konzerten generieren würden. Es ist aber so, dass wir ja nicht von der Band leben und niemand seine Miete von diesen Geldern bestreiten muss. Wir sind da also recht entspannt, wir haben schliesslich auch keine Ausgaben für diese Shows, sprich keine Sprit- oder Mietkosten die sonst anfallen würden. So bleiben die Shirts und CDs halt ein bisschen länger im Lager liegen und wir hoffen, dass es sich 2021 dann lohnt damit wieder auf Reisen zu gehen. Natürlich sieht das für Bands die von der Musik leben oder die allgemein deutlich mehr spielen als wir oder auch mitten in laufenden Produktionen „aufgehalten“ wurden deutlich anders aus und da können wir nur unsere Solidarität aussprechen und hoffen, dass die Musiker die es ernst meinen jetzt auch durchhalten, gestärkt aus der Krise herausgehen und danach mit guter neuer Musik und guter Show zurückkommen.


Pix 666: Ab dem 27.04.2020 ist in Deutschland Maskenpflicht. Ihr habt natürlich auch Johnny Deathshadow Masken herstellen lassen – werde ihr diese vorbildlicher Weise auch selbst tragen? Wir wollen Beweisfotos ?

Johnny: Natürlich, als echte Vorbilder, und Sparfüchse, tragen wir unsere Masken auch selbst. Beweise anbei.


Pix 666: Ist einer von euch ein ‚Hamsterkäufer‘? Wenn ja, was habt ihr gehamstert?

Johnny: Ich glaube gehamstert hat von uns keiner. Die Versorgung war ja nie wirklich gefährdet, außer durch ein paar Knallköppe die aus irgendeinem Grund Klopapier für mehrere Jahre horten mussten. Mein großes Glück war, dass ich ohnehin sehr oft Pasta mache und immer viele Nudeln im Schrank habe, ich konnte die große Nudelkrise von 2020 also trotz starkem Konsum gut aushalten. Auch die Gürkchenvorräte sind bei uns eigentlich immer vorhanden und auf längere Trockenperioden eingestellt.


Pix 666: Was denkt ihr, welche Auswirkungen diese Krise langfristig für die Wirtschaft, die Musikindustrie und den Umgang der Menschen miteinander haben wird?

Eike: Ich befürchte ehrlich gesagt nicht, dass sich im Bewusstsein der Menschen großartig was ändern wird. Wie Ich-bezogen, ignorant und unbelehrbar viele Menschen sind, ließ sich ja schon in der Flüchtlings“krise“ beobachten – und auch jetzt schwenkt die Stimmung auf „die da oben sind schuld“ und „Merkel nimmt uns die Freiheit weg“ während man in die Markenläden stürmt um notfalls dafür sterben zu können, endlich wieder Kapitalismusgerecht zu konsumieren. Was das für ein kompletter Blödsinn in dieser Situation ist, muss man glaub ich nicht weiter ausführen. Und wenn die Finanzkrise der 2000er mal eins gezeigt hat, dann das es „dem Markt“ und seinen großen Akteuren echt egal ist, was sonst so passiert. Man lässt sich von der Allgemeinheit durchziehen und feiert danach wieder Parties, während es vielen normalen Leuten durch Kurzarbeit, Firmenpleiten etc. eher schlechter gehen wird. Die Unterhaltungsbranche ist zudem – von außen betrachtet – mehr oder weniger egal für das weitere Funktionieren unseres Staates. Klar, für uns und für die ganzen Booker, Tonleute, Roadies, Lichtleute, Clubbesitzer etc. hängt da extrem viel dran, aber die Schutzschirm-Gelder werden vermutlich zuletzt bei dieser Berufsgruppe ankommen. Ich fürchte, dass nach der Krise einige der kleinen Auftrittsgelegenheiten für uns nicht mehr vorhanden sein werden. Entweder weil Clubs schließen müssen oder weil lokale Veranstalter pleite sind. Die Großevents werden aber genauso weitergehen wie vorher – LiveNation, Eventim und Co. haben Kriegskassen, die so einen Shutdown recht locker überstehen können. Da aber Musikfans ja auch nur begrenzte Zeit- und Geld-Budgets haben glaube ich, dass es für den unteren Rand der Künstler noch härter wird überhaupt zu spielen und dann noch Leute vor der Bühne zu haben. Ich schätze es wird schwerer.


Pix 666: Danke, dass ihr mitgemacht habt. Danke für die interessanten Antworten. Man sieht sich wieder – hoffentlich spätestens beim Autumn Moon. Bleibt gesund!


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photos by Johnny Deathshadow