QUICKE DER WOCHE : Das Kurzinterview mit Sebastian Gottschall – Bunker Dresden (April 2020)

von Marko Jakob [für #coronachronicles Gothic Empire Magazin]


Pix666: Hallo Sebastian, ich hoffe es dir einigermaßen gut und du bist gesund?

Sebastian: Gesundheitlich ist alles in Ordnung.


Pix666: Ich habe von Freunden gehört, du hattet letztens im Club Besuch von der Polizei. Was war der Grund?

Sebastian: Laut Aussage der Polizei hat uns wohl jemand angezeigt, weil wir eine Party veranstalten würden, was natürlich nicht so war. Es handelte sich lediglich um einen Livestream, den wir mit der Band Versus und 2 DJ‘s veranstaltet haben. Die Polizei hatte auch keinerlei Einwände, da auf ca. 1000qm nur 4 Personen gewesen waren und die Abstandsregeln konnten problemlos eingehalten werden.


Pix666: Hast du trotz allem weitere Veranstaltungen geplant und gibt es dabei besondere Vorschriften und Regeln, die man einhalten muss?

Sebastian: Zum jetzigen Zeitpunkt können wir keinerlei Veranstaltungen durchführen, insofern spielen Vorschriften und Regeln veranstaltungstechnisch auch keinerlei Rolle. Die Planungen, die es gibt, beziehen sich inzwischen weitgehend auf Ende Sommer/ Herbst und das nächste Jahr, da es keinerlei Planungssicherheit von Seiten der Behörden gibt. Was die derzeitigen DJ und Konzert Livestreams betrifft, führen wir diese in einer angemessen großen Räumlichkeit durch, so dass die geforderten Abstandsregeln kein Problem darstellen.


Pix666: Hast du irgendeine Art von Fördergeld beantragt und wenn ja, wie einfach war das? Bist du generell mit der Unterstützung des Staates für Unternehmen zufrieden, oder werden viele Kleinunternehmer auf der Strecke bleiben?

Sebastian: Wir haben die Sofortunterstützung für Gewerbetreibende in Summe von 9.000 Euro beantragen können, die auch innerhalb von 2 Tagen an uns überwiesen wurden. Insofern war das ganze relativ unbürokratisch, schon weil es einfach Online durchgeführt werden konnte.
Allerdings sind diese Gelder gerade mal ausreichend für 1 – 2 Monate, je nachdem wie wir Kosten sparen können.

Insofern sind wir nicht zufrieden mit dem, was der Staat anbietet, da dies keinesfalls die Veranstaltungsbranche am Leben halten kann, die in eine ungewisse Zukunft blickt. Wir müssen davon ausgehen, dass der Stillstand für uns noch viele Monate anhält. Durch diese Ungewissheit macht es auch keinen Sinn über Hilfskredite nachzudenken. Wir wüssten nicht mal, wieviel Geld wir zur Überbrückung benötigen würden. Dieses Geld wäre zudem eine Ausgabe, die durch keinerlei Maßnahmen wieder zusätzlich einspielen können würden. Wir wüssten auch nicht, wie wir dieses Geld bei einem Neustart zurückbezahlen könnten. Wir halten eine zusätzliche Belastung auch für Grundsätzlich ungerechtfertigt, da die Maßnahmen, die unser Geschäft behindern, nicht in unserer Verantwortung liegen.

Oft liest man auch die Frage, warum Veranstalter denn keine Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet hätten. Diese werden im Frühjahr (also in der aktuellen Zeit) gebildet, um die schwächere Phase im Sommer zu überbrücken, wenn im Indoor-Geschäft keine größeren Konzerte oder Partys laufen. Da uns diese Einnahmen komplett weggebrochen sind, steht man vor dem Sommer bereits ohne nennenswerte Mittel da.



Pix666: In Bezug auf Konzertveranstaltungen bist du bestimmt mit der Umplanung beschäftigt. Hat sich für alle bisher geplanten Veranstaltungen ein neuer Termin finden lassen oder muss auch einiges ersatzlos gestrichen werden?

Sebastian: Für das meiste haben sich neue Termine finden lassen können. Jedoch sorgt dies im Herbst und auch im Frühjahr für ein Überangebot von Veranstaltungen (nicht nur von unserer Seite), was den Erfolg der Veranstaltungen nachhaltig in Zweifel stellt. Des weiteren wissen wir auch nicht, ob im Herbst wieder Veranstaltungen möglich sind. Es ist also unklar, ob wirklich alles so noch stattfinden kann und das Wissen natürlich auch die Gäste – das wird einen negativen Einfluss auf die Vorverkaufszahlen haben.


Pix666: Als Bierliebhaber muss ich dich natürlich fragen, ob du viele Getränke am Lager hast, die bald ‚verderben‘ und was machst du damit, falls das Veranstaltungsverbot noch lange bestehen bleibt?

Sebastian: Leider sind unsere Lager in der Tat gut gefüllt. Derzeit versuchen wir diese Kapazitäten durch Verkauf an Freunde und Bekannte zu reduzieren. Soweit ich es im Blick habe, wird das Bier im Laufe des Sommers verfallen. Die Softgetränke sogar noch etwas eher.


Pix666: Hat sich in deinem Alltag durch die aktuellen Umstände sehr viel verändert? Was sind die gravierendsten Unterschiede zu vorher?

Sebastian: Der gravierendste Unterschied ist vor allem, dass man schlichtweg nicht viel zu tun hat. Derzeit konzentriere ich mich vor allem darauf, dass wir samstags für unsere Fans Online ein gutes DJ oder Konzertprogramm bieten können.


Pix666: Wie ist allgemein die Stimmung in Dresden, wie gehen die Menschen mit der außergewöhnlichen Situation um?

Sebastian: Hier kann Ich nur eine persönliche Meinung abgeben, die sicherlich nicht für alle Dresdner spricht. Soweit ich das sehe, sind sehr viele Leute nicht gerade glücklich mit der aktuellen Situation. Man hält sich weitgehend an die Auflagen, aber man will es eigentlich nicht.


Pix666: Worauf freust du dich am Meisten, wenn alles wieder ‚normal‘ ist?

Sebastian: Ich kann mich nicht direkt zielgerichtet freuen, da die Zukunft noch ungewiss ist. Aber ich kann mir wünschen, dass wir es schaffen, diese Zeit durchzustehen um dann mit einem großen Knall zurückkommen können und wir hoffen, dass die Gäste dann wieder zahlreich zu unseren Konzerten und Parties erscheinen werden.


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Einblicke in das Leben eines Clubbesitzers. Bleib gesund – und hoffentlich bis bald in Dresden.


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Fotos © Sebastian Gottschall