QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Christian Nachtsucher (NACHTSUCHER)

von Marko Jakob


Pix 666: Hallo Christian, ich hoffe du bist gesund und fit?

Christian: Absolut!


Pix 666: Mitte März ist ja euer neues Album ‚Wenn Seelen sterben‘ erschienen. Waren zum Release des Albums Konzerte oder eine Tour geplant, die ihr absagen oder verschieben musstet?

Christian: Wir hatten ursprünglich geplant, das Album bereits im Dezember letzten Jahres zu veröffentlichen. Anschließend wollten wir gemeinsam mit befreundeten Bands einige Livetermine wahrnehmen. Durch die Verschiebung der Veröffentlichung und da wir nicht mit dem angestaubten Programm des Debütalbums auf die Bühne steigen wollten, hielten wir eine Absage der Tour für angemessen. Zudem wollten wir uns ausschließlich auf die Fertigstellung von „Wenn Seelen sterben“ konzentrieren.


Pix 666: Seid ihr mit dem Feedback der Fans bezüglich des Albums zufrieden und in welchen Ländern, außer Deutschland, werdet ihr am häufigsten gestreamt?

Christian: Wir sind sehr glücklich über die Rückmeldungen von Fans und Kritikern, die von überall aus der Welt kommen und unser Album mit positiven Beurteilungen bedacht haben. Besonders beliebt scheinen wir inzwischen in Brasilien und Argentinien zu sein, ohne dass ich zu den Ursachen hierfür irgendetwas mitteilen könnte.


Pix 666: Ihr habt vor kurzem auch einen Videoclip veröffentlicht. Was ist die Geschichte hinter dem Song und dem Video?

Christian: „Für Dich im Licht“ war und ist ein Song, der verzweifelten Menschen Hoffnung auf ein besseres Morgen zu geben versucht. Ursprünglich entstand er, da ich meiner Mutter in schweren Zeiten einen Halt geben wollte, und es ist dem doch fortgeschrittenen Alter meiner Mutter zuzurechnen, dass ich vor drei Jahren die Idee hatte, eine ältere Dame als Hauptdarstellerin des Videos einzusetzen. Jene Frau M. aus N. kannte ich bereits seit einiger Zeit der beruflichen Zusammenarbeit. Sie war mir ein leuchtendes Beispiel für einen – mit Verlaub – steinalten Menschen, der voller Würde, Demut, Bescheidenheit und doch auch Freude und Hoffnung jeden Tag zu nehmen wusste.

Begeistert von dem Song, willigte Frau M. aus N. ein und gab ihr Bestes auf ungewohntem Terrain, voller Freude, in einem kleinen Musikfilm mitzuwirken. Leider schlug das Alter mit plötzlicher und unnachgiebiger Härte zu, sodass diese tolle Frau bald nicht mehr imstande war, in ihren eigenen vier Wänden zu leben, geschweige denn als Darstellerin zu fungieren; sie kam ins Heim, verstummte. Und ging. Doch ich hatte versprochen, das Video fertigzustellen und Frau M. aus N. der Welt zu zeigen. In Zeiten einer Pandemie, in der insbesondere die Älteren gefährdet sind und weitestgehend isoliert werden, war es dann nicht mehr weit bis zu der Idee, unsere Anhänger zu bitten, bei der Vollendung des Videos mitzuhelfen; sie schickten Fotos ihrer betagten Liebsten, die wiederum in das Video hineingeschnitten wurden. Und fertig war unsere gemeinsame Botschaft der Hoffnung!


Pix 666: Für wann sind denn eure nächsten Konzerte mit Publikum geplant und nutzt ihr die Zeit aktuell, um Streaming-Konzerte zu spielen?

Christian: Streaming-Konzerte sind nicht angedacht. Auch Livetermine sind bis auf das fünfte „Nachsucher & Friends“ mit Aeverium, Burn und Reliquiae am 10. Oktober im Underground Wuppertal nicht geplant. Einer der Gründe hierfür ist mein Zweitprojekt „Löwengott“, dessen Debütalbum gerade entsteht. Anschließend soll er mit einer großartigen Band auch auf die Bühnen der Republik klettern, voraussichtlich aber nicht mehr in diesem Jahr.



Pix 666: Könnt ihr in der aktuellen Situation überhaupt Bandproben machen – ich stelle mir das ziemlich schwierig vor?

Christian: Die Band besteht aus gestandenen Musikern, die allesamt in der Lage sind, mit wenigen Proben eine Setlist zu erarbeiten. Dies erfolgte zu Beginn des Jahres. Im digitalen Zeitalter werden ohnehin viele Dinge von zu Hause aus bearbeitet, auch in der Produktion von Musik. Deshalb hat sich durch die Pandemie nicht viel für uns geändert.


Pix 666: Bist du vor Liveauftritten aufgeregt, hast du bestimmte Rituale oder trinkst du dir eventuell sogar ein bisschen Mut an?

Christian: Ich bereite mich insbesondere stimmlich akribisch auf einen Auftritt vor. Am Tag der Show halte ich die Stimme auf einem immer lau aufgewärmten Niveau, bis ich sie unmittelbar zu Beginn des Auftritts auf 100 % pushe. Und dann ist da noch der X-Faktor, der durch einen immer legendären Weißwein zum Leben erweckt wird. Das hat allerdings nichts mit dem Antrinken von Mut zu tun. Vielmehr verschmelzen meine Empfindungen mit den Ereignissen eines Konzertes – und diesem geistigen Saft; ich verliere mich in einem geradezu meditativen Raum, und die Kraft der Musik bringt alles in mir zum Leuchten.


Pix 666: Wie hältst du ansonsten Kontakt zu den Fans, oder auch zu Familie und Freunden? Welche technischen Möglichkeiten nutzt du da so?

Christian: Kontakt zu den Fans halte ich überwiegend über Facebook. Mit Freunden kommuniziere ich mittels WhatsApp. Und meine Familie wohnt unter einem Dach. Da muss ich nur schreien!


Pix 666: Was ist für dich das schlimmste an dieser Situation, nicht nur aus der Sicht eines Musikers?

Christian: Als das Verheerendste in Corona-Zeiten empfinde ich die Neigung zu vieler Mitmenschen, durch radikale Klassifizierung in Schwarz und Weiß ein derart tumbes Abbild unserer Welt zu zeichnen, dass zwangsläufig jegliche Fehlfarben ausbleiben und es nur Verbrecher oder Engel gibt.


Pix 666: Welche Dinge – außer Musik – gehören zu deinen Hobbies; sind da in den letzten Wochen vielleicht sogar einige neue hinzugekommen?

Christian: Mein ganzes Leben ist ein vielschichtiges System aus beruflichen, familiären, meinen Körper und meinen Geist betreffenden Pflichten, die ich allesamt wertschätze und die am Ende in meine Musik münden. Die letzten Wochen haben mein gewohntes Leben fast nicht berührt. Daher entstand auch kein Bedarf, etwas zu verändern oder Neues auszuprobieren.


Pix 666: Ich glaube, du bist kein Hamsterkäufer – aber mal ehrlich, auf welche Dinge möchtest du im Leben nicht verzichten und hättest am liebsten immer einen Vorrat davon zu Hause?

Christian: Meine Frau und meine Kinder sind mir heilig. Und Gesundheit. Alles andere steht hinten an.


Pix 666: Hast du sonst noch was auf dem Herzen, was du den Fans von Nachtsucher mit auf den Weg geben möchtest?

Christian: Bleibt gespannt! Denn sowohl die Nachtsucher als auch der Löwengott haben einige tolle Überraschungen für Euch in Vorbereitung. Verliert niemals die Hoffnung!


Pix 666: Vielen Dank für die interessanten Einblicke in dein Leben, sowohl privat, als auch als Musiker – Bleib gesund und viel Erfolg!


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