QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Dave Jason (SCHWARZER ENGEL)

von Marko Jakob


Pix666: Hallo Dave. Die wichtigste Frage gleich zu Beginn. Geht es dir gut und bist du gesund?

Dave: Danke der Nachfrage! Mir geht es gut soweit, auch wenn ich durchaus verstehen kann, dass die aktuelle Corona-Situation so manchen Kollegen in den Wahnsinn treibt. Es gibt ja viele Bands, die sehr viel mehr touren als wir mit SCHWARZER ENGEL. Diese Bands hat die aktuelle Lage hart getroffen. Kultur generell erfährt gerade eine harte Zeit. Da wir eher weniger ausgiebig touren, sondern ich mich schon immer eher auf das Komponieren, das Schreiben und das Produzieren von Studioalben konzentriere, hat mir Corona tatsächlich sogar einen gewissen Freiraum geschafft, den ich davor weniger hatte.


Pix666: Dein Projekt SCHWARZER ENGEL wurde 2007 zum Leben erweckt – du hast auf so ziemlich allen kleinen und großen Festivals in Deutschland gespielt. Gibt es einige Dinge, die dir sofort in den Kopf kommen, wenn es um die absoluten Highlights der bisherigen Karriere geht?

Dave: Definitiv – als unseren bisherigen Festival-Highlights fallen mir da vor allem das Mera Luna und das WGT ein! Das sind einfach die zwei Haupt-Institutionen-Festivals unserer Szene. Daneben gab es im Lauf unserer Live-Historie aber auch das ein oder andere kleine Festival, dass du seinen Charme bestechen konnte. Es gab aber leider auch ein paar Shows bei denen ich mich gefragt habe, warum wir dafür  den Weg auf uns genommen haben. Aber Highlights kann es eben nur geben, wenn man auch das Gegenteil – also Reinfälle – erlebt. Deshalb ist das auch okay so!


Pix666: Bei Liveauftritten wird SCHWARZER ENGEL ja zu einer richtigen Band – aber wie sieht die Arbeit im Studio aus – machst du das alles alleine, oder hast du bei dem einen oder anderen Instrument Unterstützung von deinen Kollegen?

Dave: Zu 99% schreibe ich alle Songs komplett alleine. Sowohl Text, als auch die komplette Musik inkl. aller Instrumente.

Da ich mich aber im kreativen Prozess nicht bremsen lassen möchte, indem ich bspw. die Gitarren in Perfektion aufs Metronom einspiele etc., hole ich mir inzwischen meistens meine Live-Bandmembers dazu, sobald die Songs an sich das Vorproduktionsstadium abgeschlossen habe, und sie geben mir nochmal Feedback und spielen einige Spuren nochmal in 100% Perfektion sauber ein. So geschehen auch beim kommenden Album „Sieben“.

Für mich ist es vor allem wichtig, dass ich mich im kreativen Flow nicht ausbremsen lasse durch kleinteilige Perfektion in der Produktion. Der Feinschliff zur saubersten Reinversion reicht auch noch kurz vor dem Endmix. So stelle ich sicher dass die Musik zu 100% lebt und nicht tot-produziert ist.


Pix666: Im letzten Oktober ist euer Video zum Song ‚Kreuziget Mich‘ erschienen – es hat jetzt fast 30.000 Aufrufe bei YouTube. Wann und wo habt ihr das Video gedreht? War der Videodreh unter ‚Corona Bedingungen‘ anders als sonst?

Dave: Es wurde inzwischen sogar eher ca. 80.000 Mal innerhalb der ersten drei Monaten angesehen. Da jedoch sowohl mein Label Massacre Records, als auch wir auf dem offiziellen SCHWARZER ENGEL YouTube-Kanal das Video hochgeladen haben, teilen sich diese Aufrufzahlen auf. Wir hatten das Video Anfang September 2020 in einer alten Industriehalle in der Region Stuttgart gedreht. Davor war es wegen Corona kaum möglich, ein Video abzudrehen ohne gegen verschiedenste Regeln zu verstoßen.



Pix666: Bleiben wir gleich mal beim Thema Corona. Die Pandemie hat ja bei euch auch die Pläne komplett über den Haufen geworfen. Ihr hattet die Veröffentlichung des siebenten SCHWARZER ENGEL Albums mit dem passenden Titel ‚Sieben‘ inclusive einer Tour für 2020 geplant.  Anstelle des Albums gab es die EP ‚Kreuziget Mich‘ (https://www.schwarzerengel.info/shop/). Wie sehr nervt so eine Verschiebung und für wann genau steht nun die Veröffentlichung des Albums und vielleicht auch eine Tour an?

Dave: Wegen der unsicheren Lage und weil auch die geplante Tour aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste, habe ich mich entschieden, das Album „Sieben“ erstmal auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Langsam scheint sich die Situation jedoch wieder ein zubekommen, wenn das mit den Impfungen glatt geht. Das heißt, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels – auch für das Release des neuen Albums. Ich hoffe, dass wir mit dem Album im Gepäck dann auch wieder auf Tour gehen können!


Pix666: Mit welchen Themen beschäftigen sich die neuen Songs?

Dave: Hier will ich nicht zu viel vorne wegnehmen, um noch nicht den Schleier zu lüften. Wir werden nun Mitte Februar mit ‘Paradies’ eine weitere (rein digitale) Single veröffentlichen. Das Gesamtkonzept und die einzelnen Themen von „Sieben“ wird man dann mit der Veröffentlichung des neuen Albums erleben können.


Pix666: Die Spotify Statistik sagt, dass deine Songs 2020 in 88 Ländern gehört worden sind. Bist du überrascht, dass deutschsprachige Musik eine solche Reichweite hat? Welche Länder liegen denn unter den TOP 3?

Dave: Es erstaunt immer wieder, dass Menschen auf der ganzen Welt inzwischen deutschsprachige Musik hören. Hier gab es viele Vorreiter, die dafür den Weg geebnet haben. Hierzu ist meiner Meinung nach insbesondere Rammstein zu nennen. Durch sie wurde deutschsprachiger Metal einem weltweiten Publikum bekannt und ich selbst zähle sie ebenfalls zu meinen meistgehörten Künstlern. Unsere Top 3 Länder auf Spotify sind Deutschland, Russland und die USA.


Pix666: Ist für dich als Musiker das Internet eher Fluch oder Segen – oder von beidem Etwas?

Dave: Das Internet ist Fluch und Segen zugleich. „Fluch“ insofern, dass die verkaufte Anzahl an physischen Tonträgern rapide schwindet und mit ihr eine finanzielle Basis, die man zur Refinanzierung von qualitativ guten Produktionen benötigt. Gleichzeitig steigt als „Segen“, wie soeben von dir angesprochen, die weltweite Reichweite durch global verfügbare Musik bspw. über Streaming und Co. Während der ersten Alben hatten wir noch ein Extra-Label in den USA, welche die physischen CDs vertrieben hat – dieses brauchen wir nun nicht mehr wirklich, weil sich alles im Streaming abspielt.

Der große Nachteil von Streaming sind jedoch die überschaubaren Einnahmen (selbst wenn man sehr oft gespielt wird). Musik kann überall gehört werden und die Hörer bezahlen sogar etwas dafür im Rahmen ihres Abos – es kommt jedoch nach wie vor viel zu wenig bei den Künstlern an. Den Künstler der Neuzeit unterstützt man am besten dadurch, dass man zum Konzert geht oder im bandeigenen Shop ein T-Shirt kauft.



Pix666: Warst du vor SCHWARZER ENGEL schon in anderen Bands und welche Musik hörst du privat?

Dave: Vor SCHWARZER ENGEL hatte ich zwei ebenfalls deutschsprachige Bands. Privat höre ich bis auf Gesäusel-Pop und RnB viele verschiedene Genres. Das einzige was mir missfällt ist komplett weichgespülte Musik ohne Ecken und Kanten. Es muss nicht immer brachial sein, aber es muss authentisch sein, einen Charakter und eine eigene Botschaft haben. Und das haben 85% der im Radio laufenden „neuen“ Musik nicht. Deshalb ist es vielleicht doch ein Segen, dass Spotify und Co. das herkömmliche Radio wohl irgendwann ablösen. Dies fördert die Individualität. Und Individualität kennzeichnet den Menschen – Wir sollten keine gleichgeschalteten Roboter sein.


Pix666: Was hast du in den vergangenen Monaten am meisten vermisst und was wirst du als erstes tun, wenn jetzt die Beschränkungen wieder komplett gelockert werden?

Dave: In ein Restaurant gehen und mir ein gutes Essen mit einem kalten Bier bestellen. Danach kann ich dann von mir aus in Frieden ruhen.


Pix666: Gibt es noch etwas, was du den Fans mit auf den Weg geben möchtest, vielleicht ein paar zusätzliche, neue Infos über SCHWARZER ENGEL?

Dave: Ich kann nur schon mal verraten, dass die Enthaltsamkeit in der Corona-Zeit mir zusätzlichen kreativen Schwung und Freiraum verliehen hat. „Sieben“ wird deshalb nicht das letzte Album von SCHWARZER ENGEL bleiben. Damit es auch mal zur Abwechslung eine gute Nachricht gibt in diesen Zeiten…


Pix666 Vielen Dank für die interessanten Antworten – Bleib gesund und hoffentlich sieht man sich mal auf Tour.

Dave: Gerne – bis bald!


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Fotos © Max Schwarz