QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Thomas Richter (Stella Nomine Festival)
von Marko Jakob
Pix666: Nächste Woche beginnt der Vorverkauf für das Stella Nomine Festival 2021 – ein komplett neues Festival auf der Landkarte. Erzähl doch dem ausgehungertem Festivalvolk, was dort auf sie wartet. Gibt es zum Vorverkaufsstart irgendwelche Sonderaktionen?
Thomas: Vielen Dank an dieser Stelle, etwas zum neuen Abenteuer erzählen zu dürfen. Es ist schon spannend, auch aufgrund der aktuellen Zeit, mit einem neuen Festival zu beginnen. Naja… Warum einfach, wenn es auch schwer geht J. Ist es nicht manchmal auch der Irrsinn, welcher unsere Leben interessant gestaltet? Ich glaub, das Stella Nomine wird viele Besucher überraschen. Ich werde das Festival bewusst anders und sehr besucherfreundlich gestalten. Zum VVK Start erwarten die Leute Early Bird Tickets und auch Optionen mit dem ersten Festival Shirt.
Pix666: Das Festival soll in Torgau/Sachsen stattfinden – dort veranstaltest du seit Jahren erfolgreich das „In Flammen Open Air“. Das Stella Nomine Festival wird den Beinamen “The Blackest One” tragen. Wie entstand die Idee für das neue Festival und welches Publikum soll es erreichen, der den Goth/Dark Rock Fan, eher die Dark Electro Szene, oder von Allem etwas?
Thomas: Wie auch beim In Flammen Open Air und auch ich persönlich bin nicht so der Freund von eintönigen Festivals. Dies soll nicht negativ bewertend sein, aber ich bin von klein auf mit Musik verwurzelt und es gibt so viel zu entdecken. Von daher wird auch das Stella Nomine, wie ich gern sage, quer durch den Gemüsegarten der Extreme gehen.
Der Gedanke zum Festival wuchs über Jahre wie eine Pflanze heran. Nun soll es endlich soweit sein. Ich lag abends im Bett und grübelte herum. Über dies und jenes und den Namen. Schaute zu den Sternen und da kam es. „Stella Nomine Festival – The Blackest One“. Der schwärzeste Sternenname. Musste etwas schmunzeln, weil durch den Zusatz „The Blackest One“ auch ein doppeldeutiges Wortspiel entstand.
Pix666: Für welche Kapazität ist das Gelände geeignet und was ist die Besonderheit des Geländes, oder anders gesagt, der Unterschied zu anderen Locations?
Thomas: Ich glaub hier treffen verschiedene Dinge aufeinander. Zum einen die Art wie das Festival ausgelegt sein wird… ÜBERRASCHUNG und an dem Punkt wird nicht zu viel verraten. Zum anderen natürlich die mega Location, eingebettet in der Natur. Hauptbühne unter Bäumen. Keine Trennung von Camp und Bühnenbereich und einiges mehr. Wenn die Leute mitspielen, die Gegebenheiten respektieren, dann wird es eine super familiäre Geschichte. Selbst wenn viele Besucher den Weg finden.
Mit einem Schwank zum In Flammen muss ich kurz anmerken und immer schmunzeln. Besucher, welche es von klein auf kennen, sagen immer „Thomas, lass es nur nicht größer werden“. Besucher, welche von großen Festivals kommen sagen „Thomas, hier ist es ja mega gemütlich und die perfekte Größe“ J Dies zeigt, wie man es auch macht. Am Ende freue ich mich über jeden Besucher und jede Begegnung der besonderen Art. Es gibt eine Grenze, welche nicht mit einem riesigen Festival zu tun hat.
Pix666: Wie geht es dir rückblickend auf das Jahr 2020 so als Festivalveranstalter, sowohl gesundheitlich, seelisch, aber auch finanziell?
Thomas: Tja, das ist so ein Thema. Auch ich gehöre zu den Veranstaltern, welche sehr viel Arbeit in etwas steckten und natürlich auch viel Geld verloren haben. Nicht verloren hab ich aber die Hoffnung und darf sehr sehr dankbar meinen Besuchern sein. Stückweise fiel man schon in ein Loch. Wie belebend es doch war, das erste Mal wieder eine Band zu veröffentlichen. Endlich wird man wieder tätig. Mal ganz runterzufahren hatte sicher auch etwas, aber mit soviel Ruhe kann ich schwer umgehen.
Pix666: Ist es nicht ein Risiko, in der aktuellen Situation rund um Corona, ein komplett neues Festival zu planen?
Thomas: Es ist reiner Irrsinn. Evtl. auch ein Selbstmordkommando. Aber Vernunft war noch nie meine Stärke. Den Gedanken zu dieser Art Festival hege ich ja schon über viele Jahre. Dieses Jahr bot sich nun endlich die Gelegenheit und ich ergreif den Zweig. Natürlich hab ich auch sehr großen Respekt vor dem Abenteuer. Hab ich mit dem In Flammen sehr viel Lehrgeld zahlen müssen. Wurde belächelt und jeder wusste immer alles besser, aber aufgeben war nie mein Ding. Hobbys kosten halt Geld. Ein Festival zudem auch sehr viel Nerven, schlaflose Nächte etc. Beim dritten In Flammen waren 95 zahlende Gäste und heute? Mittlerweile finden Besucher aus der ganzen Welt den Weg nach Torgau. Da bin ich nur am Staunen und find es großartig, tolle Menschen kennenlernen zu dürfen.
Pix666: Ich will jetzt nicht zu tief bohren, aber hast du schon Bands für das Festival im Auge oder sogar schon erste Gespräche geführt? Wann werden die ersten Bands für das Festival veröffentlicht?
Thomas: Natürlich laufen bereits Gespräche. Eingetütet ist auch schon etwas. Mit der Veröffentlichung lass ich mir aber noch Zeit und auch wird der Booking-Prozess bewusst lange dauern. Ich mag es nicht, diesem Irrsinn da draußen hinterher zu hetzen. Kaum ein Festival vorbei, wird schon das halbe Billing für das nächste Jahr bekanntgegeben etc.
Ne ne. Nicht mein Ding. Wo bleibt da die Bedeutung für das Einzelne? Ich mag grundsätzlich immer erstmal eine Party bewusst erleben und setz mich dann an die Planungen für das Nächste. Gerne auch mit viel Zeit. Soll am Ende alles stimmig sein und ich auch hinter jeder Band stehen können.
Pix666: Kannst du den Lesern mal schildern, woran man als Organisator eines Festivals alles denken muss – was gehört alles dazu – und was ist alles zu tun, wenn man so eine Veranstaltung plötzlich verschieben oder absagen muss?
Thomas: Da sag ich mal so. Der Spruch „nach dem Festival ist vor dem Festival“ trifft es ziemlich gut. Werkeln kann man immer. Sei es an Crew, Werbung, Grafiken, Gesprächen mit Bands und Besuchern. Irgendwelchen Ideen verwirklichen, Termine sichern, Behördengespräche, Technik, Verleiher, Sanitäter, Mietwagen, Dixi und Duschbereiche, Flüge buchen, Hotelzimmer buchen, Verpflegung organisieren, Crewpläne erstellen, Schichten eintakten, Running Order erstellen, Social Media & Co., Transportmöglichkeiten und Routen, Personalplanung und und und und und und und J . Bei einer Absage gehts natürlich im Rückwärtsgang und am Ende hat man sehr viel Geld für Dinge bezahlt, welche man einfach nicht zurückerstattet bekommt.
Pix666: Wie sehr schielt man bei der Wahl des Datums für solch ein Event auch nach den anderen Veranstaltungen in der gleichen oder ähnlichen Szene, um Überschneidungen zu vermeiden?
Thomas: Naja, natürlich schaut man erstmal was im Umfeld passiert. Gerade mit einem Neustart, aber am Ende wird man es nie allen Recht machen können.
Pix666: Möchtest du den Musikbegeisterten Menschen vielleicht noch was mit auf den Weg geben oder vielleicht ein bisschen Hoffnung verbreiten, dass das Stella Nomine Festival 2021 tatsächlich stattfinden wird. Vielleicht hast du ja auch noch eine Info für die In Flammen Besucher – konntest du viele der 2020er Bands auch für 2021 gewinnen?
Thomas: Einem Pessimisten werde ich an dieser Stelle nichts erzählen können. Von daher spreche ich zu allen, welche ebenfalls voll Hoffnung sind und sich wieder nach einem Festival sehnen. Auch 2021 haben wir einen Sommer und werden mit einiges mehr an Erfahrung ausgestattet sein. Weshalb sollte ich also Zweifel hegen. Es wird weitergehen und der Moment, die ersten Besucher begrüßen zu dürfen, gigantisch. Sollte es anders kommen, so wird man es nicht ändern können, aber aktuell sehe ich mit all dem was so geplant wird, das Stella Nomine Festival 2021 als absolut realistisch.
Wer ein Auge auf Metal und dem In Flammen Open Air 2021 hat. Paradise Lost, Samael, Shining, MOD, Bethlehem, Eisregen und viele mehr finden den Weg nach Torgau. Insgesamt 39 Bands + Kaffee & Kuchen J. Vom klassischen Heavy Metal bis zum derbsten Gescherbel 🙂 Ha
Pix666: Vielen Dank für die interessanten Einblicke in das Leben eines Festivalveranstalters. Bleib gesund – und hoffentlich bis August 2021
Thomas: Ich hab zu danken!
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Fotos/Grafiken © Thomas Richter