Quickie der Woche – Das Kurzinterview mit Tim Strouken (Circus Of Fools)
Von Marko Jakob
Pix666: Hi Tim, vor über 6 Jahren hast du deine Band Circus Of Fools gegründet. Ihr wurdet von der Fachpresse in höchsten Tönen gelobt und habt einige Jahre später auch den M’era Luna Newcomer Contest gewonnen – und standet dann plötzlich auf dieser riesigen Bühne. Erzähl doch den Fans mal, welche Hürden man im Musikbusiness als neue Band alles überspringen muss, um sich einen Namen zu machen und bist du mit der bisherigen Entwicklung von Circus Of Fools zufrieden?
Tim: Hey Pix, ich glaube die Hürden enden nicht, wenn man keine „neue“ Band mehr ist. Das Wichtigste, welches sich jede Band bewusst sein sollte, die gerne mehr erreichen würde als einmal alle 5 Monate im lokalen Jugendhaus zu spielen: Es ist harte Arbeit und komplett unbezahlte Arbeit. 90% meiner Freizeit fließt in die Band. Es kommt auch durchaus vor, dass ich mich selbst frage, nach dem ich gerade wieder acht Stunden Bewerbungsmails geschrieben habe, warum ich das eigentlich tue, aber dann steht man auf so einer Bühne wie beim M’era Luna und weiß wieder ganz genau, warum man diese Zeit investiert! Es ist zwar komplett unbezahlte Arbeit im finanziellen Sinne, aber es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, zu sehen dass die Menschen deine Songs feiern, deine Show intensiv erleben… in dieser Hinsicht zahlt sich die harte Arbeit absolut aus.
Was ich auch auf jeden Fall sagen kann: Das Business ist voll von Großmäulern, die dir den Himmel auf Erden versprechen, lass dich davon nicht beeindrucken. Auch wir tappen immer noch und immer wieder in die Falle. Da werden Gagen einfach nicht gezahlt, Rider nicht gelesen, es gibt kein Essen und man muss hungrig auf die Bühne… Man merkt meistens sehr schnell, ob jemand das was er verspricht auch halten kann, aber leider ist es dann oft schon zu spät. Gerade junge Bands ohne Kontakte fällt es schwer das Spreu vom Weizen zu trennen da das Business einfach zu unübersichtlich ist.
Aber! Lass das den Mut nicht trüben, denn für jeden Idioten gibt es mindestens fünf Menschen die ernsthaft begeistert sind, von dem was du machst und dir wirklich, wirklich gerne und professionell weiter helfen. Diese Kontakte gilt es zu pflegen, das sind die Menschen, die dir das Publikum liefern, welches dich zur nächsten Stufe trägt. Und ganz wichtig: freundet euch mit anderen Bands an! Wir sind keine Konkurrenten, sondern kennen alle die gleichen Situationen. Scheut euch deshalb nicht, bei erfahrenen Bands nach zu fragen, wie diese mit einem Problem umgegangen sind. Entweder können die euch dann sagen: „So hat es für uns funktioniert“ oder „Macht es lieber nicht so wie wir, dass hat uns eher zurück geschlagen“. Ohne die Hilfe zahlreicher anderer Musiker, wären wir jetzt absolut nicht dort wo wir jetzt stehen.
Zu der Frage ob ich mit der Entwicklung von Circus of Fools bisher zufrieden bin: Ja! Natürlich will man immer mehr, als man hat. Ich glaube das endet nie, vor allem nicht, wenn man so einen Ehrgeiz hat, wie ich. Ich wünschte mir, die Band würde inzwischen zumindest selbsterhaltend sein, aber es geht kontinuierlich aufwärts, mit jedem Schritt zurück kommen auch drei, vier nach vorn und wir standen noch nie vor der Frage, ob wir das überhaupt weiter führen können. Und gerade das ist absolut selten im Musikbusiness.
Pix666: Ihr seid optisch eine überdurchschnittlich auffällige Band. War das der Hauptgrund – Auffallen in der großen Masse an Metalbands, oder habt ihr eine andere, persönliche Verbindung zu Zirkus, Cosplay und ähnlichem?
Tim: Ein bisschen von beidem, angefangen haben wir damit tatsächlich, weil wir aus der Masse herausstechen wollten, aber auch weil unser Bassist Yannick sich wirklich gerne verkleidet und für uns diese tollen Kostüme entwickelt hat. Und der Bandname legt irgendwie eine aufwendige Show auch einfach nahe.
Da es wirklich einen Großteil der Aufmerksamkeit nach sich zieht, die uns zuteil wird, haben wir das Konzept mit der Zeit immer mehr verschärft und es ist einfach ein Teil unserer Identität geworden. Wenn wir von einem Tag auf den nächsten diese Kostüme bei den Live-Auftritten weg lassen würden, wäre es absolut nicht mehr die gleiche Band. Das ist wie Slipknot ohne Masken.
Pix666: Eure coolen Outfits bekommen natürlich auch noch Unterstützung durch ein extravagantes Make-Up. Das nimmt sicherlich vor den Auftritten jede Menge Zeit in Anspruch – schminkt sich jeder von euch selbst, ihr euch gegenseitig, oder habt ihr bei den Konzerten einen Spezialisten dabei?
Tim: Eigentlich schminkt sich jeder selbst, aber man hilft sich natürlich gegenseitig eine Linie gerade zu ziehen oder so. Man sieht auch in den Gesichtern sehr gut, wer begabter mit dem Pinsel ist.^^ Die ganze Vorbereitung vor dem Auftritt braucht etwa ne Stunde. Lustigerweise ist diese Stunde aber ein sehr angenehmes, entspannendes Ritual, welches gegen die Aufregung vor dem Auftritt hilft. Ich würde jeder Band raten, so ein Ritual ein zu führen, das ist deutlich angenehmer, als sich noch bis zur Minute vor dem Auftritt stress über die Technik, der Musik oder dem Veranstalter (s.O.) zu machen.
Pix666: Eure Liveauftritte in diesem Jahr beinhalten unter anderem das Near Castle Festival in Mülheim. Spielt ihr generell lieber auf Festivals, auf denen man Kontakte mit anderen Bands knüpfen kann, sich Konzerte anschauen kann – oder bevorzugt ihr kleine Clubkonzerte, bei denen dann ausschließlich eure eigenen Fans anwesend sind?
Tim: Beides hat seinen ganz besonderen Charme! Ich würde weder das eine noch das andere missen wollen. Ich liebe den direkten Kontakt mit dem Publikum, der bei großen Festivals natürlich wesentlich geringer ist. Dafür sind Festivals natürlich ungemein spektakulärer und wie riesige Familientreffen. Ich will einfach so oft und viel wie möglich auf die Bühne, wie groß oder klein das Publikum dabei ist, ist mir letztendlich egal, denn ich spiele für jeden einzelnen und ich mache mir für jeden einzelnen gleich viel Mühe.
Pix666: Was sind eure Pläne für die Zukunft? Gibt es vielleicht sogar 2019 noch was Neues von Euch?
Tim: Ich darf hier und jetzt ganz exklusiv und zum ersten Mal verkünden: Ja! Es kommt noch dieses Jahr was neues von uns raus. Derzeit arbeiten wir auf Hochdruck an einer brandneuen Single welche auf den Namen „Marching Among the Dead“ hört und noch diesen Sommer erscheinen wird. Das besondere an dieser Single ist, dass sie erstens in Zusammenarbeit mit mehreren befreundeten Musikern entstanden ist (mehr dazu folgt dann bei der offiziellen Bekanntgabe auf unserer Facebook-Seite) und zweitens haben wir diese Single speziell für das zehnjährige Jubiläum des Sunstorm Open Air geschrieben, ein ganz besonders charmantes kleines Festival hier in Baden-Württemberg, welches 2020 in die zehnte Runde geht.
Aber das ist noch nicht alles, die Single ist nur ein Vorbote auf unsere nächste größere Veröffentlichung, die hoffentlich (drückt uns die Daumen) im kommenden Winter erscheinen wird. Die Songs sind geschrieben und demnächst geht es dann ins „Studio“. Wer uns schon ein Weilchen kennt, weiß das „Studio“ bei Circus of Fools das eigene Wohnzimmer, der eigene Proberaum, die eigene Waschküche und der eigene Treppenaufgang heißt, denn hier ist alles wirklich komplett „do it yourself“.