DARK HORIZON OPEN AIR Rüdersdorf 11.09.2020 Tag 1

von Marko Jakob


Dark Horizon Open Air – war das nicht in diesem Jahr schon mal? Richtig! Im Juli fand die erste Auflage des Festivals statt, im Juli allerdings in einer anderen Location. Die Veranstalter haben es gewagt, in kürzester Zeit das 2. Dark Horizon Open Air zu organisieren und durchzuführen, genau zwei Monate nach dem ersten Mal. Das Festival ist in den Museumspark Rüdersdorf umgezogen, eine wirklich tolle Open Air Location – nur wenige Kilometer östlich von Berlin gelegen.

In Rüdersdorf gab es sogar einen Campingplatz, einen Parkplatz – ach ja und natürlich auch perfektes Festivalwetter. Es war alles Top organisiert und Coronakonform geregelt. Mund-Nasen-Schutz Pflicht bestand im Einlassbereich, im WC-Bereich und während des Anstehens an den Essen- und Getränkeständen. Vor der Bühne waren im vorgeschriebenen Sicherheitsabstand jede Menge Stühle aufgestellt.

Reaper

Reaper waren der Opener des Festivals und da kommen wir auch zum einzigen kleinen Kritikpunkt der Veranstaltung. Der Auftritt wurde kurzerhand um 20 Minuten vorverlegt, viele Festivalbesucher haben davon erst vor Ort erfahren – und so musste der arme Vasi leider vor einer relativ kleinen Kulisse spielen. Der von den Bands Namnambulu und Frozen Plasma bekannte positiv Musikverrückte Vasi Vallis gründete sein Projekt Reaper im Jahr 2005. Die EP ‘The Devil is Female’ schaffte es 2007 sogar auf Platz 1 der Deutschen Alternative Charts. Harte Beats treffen auf eingängige Melodien. Solche Musik ist natürlich absolut Clubtauglich, funktioniert aber auch bei einem Open Air Festival. Etwa zehn Leute hatten schon um diese Zeit Lust zu den sechs Songs zu tanzen, und so gab es eine kleine Disco im Sonnenschein von Rüdersdorf.



Setlist Reaper
01. Urnensand
02. Das Grauen
03. Der Schnitter
04. Passage (unreleased)
05. Farewell
06. Robuste Maschine


SONO

Kurz nach 17 Uhr waren dann SONO an der Reihe. Ein ‚Open Air wie im Biergarten‘ nannte Sänger Lennart die spezielle Atmosphäre mit den Stühlen vor der Bühne. Und wir hatten wie gesagt sogar Biergartenwetter – 25°C im Schatten, das konnte sich sehen lassen für Mitte September.
SONO spielten Ende August in Oberhausen ihr erstes Konzert seit März. In Rüdersdorf begannen sie ihren Auftritt mit ‚Living in a Memory‘, der wie viele Songs an diesem Nachmittag auf dem 2020 erschienen Album ‚20 Years – The Singles 2000 – 2020‘ enthalten ist. Dann hat ziemlich zu Beginn des Konzertes kurz die Technik gestreikt und es wurde improvisiert bzw. umgeplant. SONO spielten ‚Always Somethings Missing‘ als Unplugged Version. Das Konzertgelände füllte sich jetzt so langsam und die Stimmung wurde immer besser. Neben den vielen tollen eigenen Songs der Hamburger Electropop Formation stach natürlich auch das toll vorgetragene David Bowie Cover ‚Space Oddity‘ besonders hervor. Ein schöner 50-minütiger Auftritt. Im nächsten Jahr treten SONO u.a. beim Amphi Festival und bei Plage Noire auf. Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.



Setlist SONO
01. Living a memory
02. Chasing the light
03. Always something missing (unplugged)
04. Dangerous
05. A new cage
06. 2000 Guns
07. All those city lights
08. Flames get higher
09. Space oddity
10. Blame
11. Better
12. Keep control


Rabia Sorda

Ab 18.20 Uhr ging dann so richtig die Post ab – die deutsch-mexikanische Band Rabia Sorda hatte zum Tanz gebeten. Nach dem Intro begann das Konzert mit dem Song ‚Perfect Black‘ vom aktuellen ‚The World Ends Today‘ Album mit heftigen Trommelschlägen von Marcus Engel. Eine schweißtreibende Show begann wie ein Feuerwerk und natürlich waren auch im Publikum alle in ‚Perfect Black‘ erschienen. Sänger Erk sprühte vor Energie und war ständig auf der Bühne unterwegs – hin und her – fast pausenlos. Auch Gitarrist Marcus – mit seinem auffällig orangefarbenem Instrument – blieb nicht wie angewachsen an einem Fleck stehen. Man merkte den Jungs an, dass sie unglaublich Bock hatten, live zu spielen. Erk war auch oft vor der Bühne – so nah am Publikum, wie man heutzutage darf. Er spielte gut mit dem Publikum, was die Stimmung natürlich immer mehr anheizte. „Wo sind eure Hände Berlin?“ fragte Erk in Richtung Fans. Bei ‚Out of Control‘ tanzten nun fast alle und das Festival nahm so langsam Fahrt auf. Jetzt wurde es auch so langsam ein bisschen dunkler und die Bühnenlichter sorgten für zusätzliche Konzertstimmung. Erk sprach abwechselnd Deutsch und Englisch mit den Fans und kündigte dann einen Coversong an, der etwa Mitte der 60er Jahre geschrieben wurde – ‚Demolicion‘. Rabia Sorda lieferten eine Stunde lang eine tolle Liveshow.



Setlist Rabia Sorda
01. Intro
02. Perfect Black
03. Destruye
04. Violent Love Song
05. Deaf
06. So Slow It Hurts
07. Out Of Control
08. Radio Paranoia
09. Demolicion (Cover)
10. King Of The Wasteland
11. We’re Not Machines
12. Eye M The Blacksheep
13. Walking On Nails
14. Dekadenz


Heldmaschine

Heldmaschine waren der Zeit voraus und begannen ihre Show zehn Minuten vor dem Zeitplan. Nun wurde es zum ersten Mal richtig voll auf der Bühne, und auch richtig rockig. Das Konzert begannen die fünf Koblenzer mit dem Titel ‚Luxus‘ vom aktuellen Album ‚Im Fadenkreuz‘. Hallo Berliner, oder wo ihr alle her seid…“ so begrüßte Sänger René dann die nun mittlerweile auf etwa 400-500 Menschen angewachsene Fanschar. Die Stimmung was jetzt absolut super und der Sound richtig gut. Heldmaschine rockten den Museumspark und motivierten mit dem Satz ‚Ihr seid geil‘ das Publikum noch zusätzlich. Vor dem Song ‚Radioaktiv‘ gab es ein Instrumentalstück – während dieser Zeit wurde René sein Schulteraufsatz angelegt, aus dem dann während des Songs grüne und blaue Laserstrahlen rauskamen – vom Lichttechniker gut in Szene gesetzt sah das ein bisschen aus, wie im Reich der Insekten. „Man geht das schnell vorbei“ sagte der sympathische Sänger mit dem ‚rollenden R‘.
Die Zeit verging tatsächlich wie im Flug, nur mehr drei Songs standen noch auf der Setlist. Die Zugabe Rufe gab es auch ohne, dass die Band dafür die Bühne verlassen hatte. Dann gab es auch noch ein Dankeschön an die „Veranstalter mit den dicksten Eiern der Welt“. Jeder weiss, wie schwierig und riskant es in der heutigen Zeit ist, so eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
„Jetzt kommt unser größter Hit, der ein Hit wäre, wenn ihn jemand kennen würde“ – so kündigte die Band einer der letzten Songs heute Abend an und verabschiedete sich mit den Worten „Es war uns ein Fest – eure Heldmaschine“. Verpasst auf keinen Fall die Heldmaschine Tour 2021 – einmal garantiert auch in deiner Nähe – unter anderem z.B. im Lido Berlin.



Setlist Heldmaschine
01. Luxus
02. Kein Zurück
03. Leck Mich Fett
04. Schwerelos
05. Die Maschine Spricht
06. Maschinenliebe
07. Radioaktiv
08. Springt
09. Auf Allen Vieren
10. Ich Ich Ich
11. R.
12. Weiter


[:SITD:]

Als letzte Band und Headliner des ersten Festivaltages war die Aggrotech Formation [:SITD:] an der Reihe. Die Band aus dem Ruhrgebiet wurde bereits vor über 20 Jahren gegründet und hat schon jede Menge CD’s veröffentlicht. Das aktuelle Werk ‚Stunde X‘ stammt aus dem Mai des letzten Jahres.
Es war nun kurz nach 21 Uhr und stockfinster in Rüdersdorf. [:SITD:] waren ohne ihren Stammkeyboarder Francesco angereist, dieser wurde von Chris L. ersetzt. Als Sänger Carsten den Ersatzmann als Chris von Agonoize ankündigte gab es Retour aus Spaß gleich eine Beschwerde – Carsten soll doch bitte den Bandnamen nicht immer dazusagen. Der Sänger war ständig von einer Seite zur anderen unterwegs und sagt dann „Oh -Wie gut das tut“. Man merkte allen Bands irgendwie an, wie sehr sie die Bühne vermisst haben. [:SITD:]  boten eine coole Electro Party mit krachenden Bässen und schnellen Lichtwechseln.  Die kreischende Menge tanzte fast pausenlos. Die ‚Stille Festivalpost‘ vermeldete tagsüber, dass ursprünglich geplant war, dass Chris L. bei der Zugabe singen sollte. Leider gab es aber keine Zugabe mehr – das vorgegeben Zeitfenster war leider ausgeschöpft.  So endete mit dem Song ‚Richtfest‘ aus dem Jahr 2005 der erste Tag des 2. Dark Horizon Open Air. Wer mehr von [:SITD:] hören und sehen will hat im Oktober 2020 die nächste Chance, die Jungs aus Bochum spielen dann in unmittelbarer Nachbarschaft im heiss geliebten Gelsenkirchen.



Setlist [:SITD:]
01. Intro
02. God’s Blessing
03. Lebensborn
04. Brother Death
05. Olymp
06. Code:Red
07. Devil’s Tongue
08. Zodiac
09. Genesis
10. Autoaggression
11. Kreuzgang
12. Laughingstock
13. Rot
14. Greater Heights
15. Richtfest

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