FIMBUL FESTIVAL 2020 Bornstedt Schweinsburg 04.09.2020 Tag 1
von Marko Jakob
Nach sieben Jahren Pause gab es die Wiederauferstehung des Fimbul Festivals – und das zu einer Zeit, in der viele andere Veranstaltungen ausgefallen sind oder um ein Jahr verschoben werden mussten – so zum Bespiel auch das Dark Troll Festival, welches seit vielen Jahren im Frühjahr an der Schweinsburg Bornstedt stattfindet. Ein Festival während der Corona-Krise ist natürlich eine Herausforderung für alle – Veranstalter, Bands und Fans. Kann das überhaupt funktionieren? Diese Frage haben sich Viele im Vorfeld gestellt. Doch das Konzept der Veranstalter hat die Behörden überzeugt und so konnte unter bestimmten Auflagen eine tolle zweitägige Metalparty stattfinden.
So war es auch für die Besucher völlig ok, dass auf der Fläche vor der Bühne Abstandslinien aufgezeichnet waren und dass man die meiste Zeit des Tages eine Maske tragen musste.
Invoker
Invoker eröffneten pünktlich um 17.00 Uhr das Fimbul Festival 2020. Die Band aus Köthen hat im Frühjahr ihr aktuelles Album ‚Towards the Pantheon of the Nameless‘ veröffentlicht. Sie begrüßten das Publikum mit den Worten „Wir machen uns einen schönen Abend – mit Abstand. Die Stimmung bei der mitreißenden Black Death Metal Musik war von Beginn an gut. Der Sound war super und die messerscharf sägenden Gitarren schallten über das gesamte Burggelände.
„Das sieht geil aus“ rief der Sänger der Band Richtung Publikum. Diesen Anblick werden die Musiker so schnell nicht vergessen – hunderte maskierte Metalfans standen vor der Bühne. Zwischendurch dachte man – nicht viel los hier – aber so ist das nun Mal unter Corona Bedingungen – ausverkauft, aber nur halbvoll. Die Fans waren sehr diszipliniert, sie wussten scheinbar, was auf dem Spiel steht. Nicht nur der Abstand wurde eingehalten, auch trugen geschätzt 90% der Besucher fast ununterbrochen ihre Maske.
Die Band verabschiedete sich dann und bekam viel Beifall. Nach einigen Zugabe Rufen ging sogar noch ein weiterer Song. Nach 45 Minuten endete, gesäumt von roten und blauen Lichteffekten, der gelungene Auftakt des Festivalwochenendes.
Joermungand
Mit leichter Verspätung betraten als nächste Band Joermungand die Bühne. Das Kölner Quintett zeigte eindrucksvoll, dass man für Metal nicht zwingend lange Haare haben muss. Sänger Stef hatte eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Für das Headbangen war die Bassistin der Pagan Metal Band verantwortlich. Deutsche Texte und cooler Sound, schnelle und langsamere Songs sind das Rezept der 2009 gegründeten Formation. Das Publikum war nach wie vor total diszipliniert, headbangen geht also auch mit Abstand. Joermungand verabschiedeten sich mit dem über 10 Minuten langem Song ‚Requiem‘. Ein toller Auftritt bei wunderschönem Spätsommerwetter.
Setlist Joermungand
01. Und es wird Tag
02. Neumond
03. Ruf der Vergängnis
04. Werdegänger
05. Dämmerung
06. Requiem
Nornir
Um 19.30 Uhr waren dann Nornir aus Freiberg an der Reihe. Die 2014 gegründete Black Metal Band wurde nach dem Soundcheck schon mit Zugabe Rufen gefeiert. Kurz darauf kam die Band zurück und legte mit dem Song ‚Transzendenz‘ vom Album ‚Verdandi‘ gleich richtig los.
Die Band um Sängerin Lethian war sehr auffällig geschminkt – das sah echt cool aus. Außerdem waren die Armbänder der Bandmitglieder, die ca. 15 cm lange Spitzen hatten, ein absoluter Blickfang. Der Sound der Musik war sehr klar. Der Song ‚Yggdrasil Og Nornene‘, der langsam begann wurde von rhythmischen Klatschen des Publikums begleitet. Die letzte Band, die am Freitag bei Tageslicht gespielt hatte, konnte sich wirklich hören und sehen lassen. Laute Zugabe Rufe geleiteten die Musiker von der Bühne.
Setlist Nornir
01. Transzendenz
02. Vergessenheit
03. Above the Mountains
04. Yggdrasil Og Nornene
05. Isvinden I Nord
06. Winterthrone
Gernotshagen
Nun war es dunkel in Bornstedt. Kurz bevor die nächste Band die Bühne betrat, meldete sich der Veranstalter kurz zu Wort. In einer kleinen, sympathischen Rede wurden nochmal die ‚Spielregeln‘ des Festivals erklärt und auf mögliche Konsequenzen und Strafen hingewiesen. Dafür gab es lauten Applaus.
Ein donnerndes Intro läutete dann den Auftritt von Gernotshagen ein. Sie begannen ihr Set mit einem neuen Song aus dem Jahr 2020 – ‚Eibengang‘. Die Epic Pagan Metal Band aus Thüringen, die auch ein Keyboard dabei hatte, überzeugten musikalisch und optisch auf ganzer Linie. Das coole Outfit vom Sänger, in Verbindung mit tollem Make-Up, der Schwarzlichtleiste und den strahlend blauen Augen, war kaum zu toppen. „Könnt ihr noch, mit euren Masken da unten?“ fragte er in Richtung Fans.
Das Publikum machte einen quicklebendigen Eindruck und wartete gespannt auf den nächsten Song. Mit den Worten „Lasst uns gemeinsam singen“ setzte Sänger Askan seine kurze Ansprache fort.
Jetzt war es so richtig finster und die Fans waren total begeistert. „Könnt ihr noch? Habt ihr noch Bock?“ Weiter ging es mit ‚Einsam‘. Gernotshagen hätten nicht gedacht, dass sie hier spielen werden und dass das Festival stattfinden wird. Sie richteten vor dem letzten Song ein Dankeschön an die Veranstalter, vor allem für den Mut, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Die Band verabschiedete sich nach etwa 70 Minuten mit dem inzwischen über 10 Jahre altem Song ‚Dem Skirnir zu Ehren‘.
Setlist Gernotshagen
01. Eibengang
02. Schlachtenbruder
03. Freyas Schoß
04. Blut für die Meute
05. Einsam
06. Thursenhain
07. Eisenwald
08. Dem Skirnir zu Ehren
Harakiri For The Sky
22.15 Uhr war es inzwischen und rotes Licht und Nebel säumten die Bühne, während das Intro der Band Harakiri For The Sky lief. Die Band aus Österreich begann ihren Auftritt mit dem Song ‚Heroin Waltz‘. Anfang 2018 wurde zu diesem Titel ein Video veröffentlicht, das inzwischen über 350.000 Aufrufe auf YouTube hat – schaut ruhig mal rein.
Auch im Dunkeln hielt man sich an die angesagten Regeln. Headbangen mit Abstand. Die Haare kreisten aber auch auf der Bühne fast pausenlos. Die Stimmung war fantastisch, aber trotzdem irgendwie anders. Harakiri For The Sky sind eine Band, deren Weg etwa neun Jahre nach der Gründung immer noch steil nach oben zeigt. 2018 waren sie für den Metal Hammer Award nominiert und das Album ‚Arson‘ schaffte den Sprung unter die Top 30 der deutschen Albumcharts.
Die Band verschwand dann kurz vor halb 12 von der Bühne und wurde vom Publikum gefeiert. Im Januar wird es in Österreich das Release Konzert zum kommenden Album geben – anschließend findet eine Europatour statt. Harakiri For The Sky sind eine Band, die man sich merken sollte und die man auf jeden Fall mindestens ein weiteres Mal live anschauen sollte. Checkt einfach mal die Tourdaten auf der Facebook Seite der Band.
Setlist Harakiri For The Sky
01. Heroin Waltz
02. Funeral Dreams
03. Lungs Filled With Water
04. Fire, Walk With Me
05. You Are The Scars
06. Jhator
07.Calling The Rain
Wandar
Als letzte Band des ersten Festivaltages betraten dann Wandar die Bühne. Die 2006 gegründete Black Metal Band aus Halle lieferte ein tolles Soundgewitter um Mitternacht. Obwohl das Festival nun schon sieben Stunden alt war, machten die Besucher noch lange nicht schlapp. Die Bühne war während des Auftrittes zumeist in rotes Licht gehüllt – die Band oft nur schemenhaft und als Silhouetten erkennbar.
Der atmosphärische Sound breitete sich in der lauen Spätsommernacht über das gesamte Festivalgelände aus und war vielleicht ganze leise bis in die nicht allzu weit entfernte Heimatstadt von Wandar zu hören. Wandar spielten beim Fimbul Festival vier Songs von ihrem aktuellen Album ‚Zyklus‘ und waren ein echt cooler Abschluss eines durchweg gelungenen ersten Tages von Fimbul 2020.
Setlist Wandar
01. Se(e)hen
02. Wintersang
03. Heimgang
04. Tothfall
05. Raunen
06. Winden
07. Gen Norden brandet die See