QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Simon Andreas Brunner (In Somnia)

von Marko Jakob | 14.04.2022 |


Pix666: Hallo Simon. Danke, dass du dir die Zeit für ein kleines Interview genommen hast. Wie geht es dir zurzeit?

Simon:  Bescheiden, aber das will wohl keiner hören. Momentan leide ich sowohl an physischen wie psychischen Erkrankungen, Resultate der Überforderung, der Krise(n) und der Hypersensibilität, welche man als Musiker auch zur Umsetzung authentischer Songs benötigt. Ich habe vor drei Monaten allerdings den Schritt gewagt mich in professionelle Hände zu begeben und befinde mich daher langsam wieder auf dem Weg der Besserung.


Pix666: Oh, dann gute Besserung, Simon. Erzähl doch den Lesern bitte mal, wie alles mit In Somnia begann und welche Art von Musik ihr macht?

Simon: Es ist immer wieder schwer diese obligatorische Frage zu beantworten. Alles begann vermutlich im Jahr 2007 mit der Band Darkest Mile, welche anfangs dem Rock und später dem Metalcore verschrieben war. Nach einigen imperialen übergriffen meinerseits ist damals aber die gesamte Besetzung abgesprungen – Meine Ziele in der Musik wichen einfach deutlich von denen der Mitmusiker ab. Ich wollte nie in einer Cover Band spielen, wollte die Musik immer professionell Betreiben und hatte daher auch Erwartungshaltungen, denen der Rest der Truppe nicht gerecht werden konnte.

Nach dem Totalausfall 2011 begab ich mich auf die Suche neuer Mitstreiter. Mattias Girstmair kam als wichtigstes Zugpferd zur Truppe. Es schien damals eine Farce, den Namen beizubehalten, weswegen wir ihn in IN SOMNIA änderten. Die Tristesse mit den Genres möchte ich nicht dediziert beantworten, ich denke es gibt nur zwei: „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“. Das Marketing wie auch das Management liebt allerdings die Klassifizierung – ich denke sie nennen es „Melodic Progressive Groove Metal“ oder so. Es gibt definitiv Metalcore Einflüsse, Melodeath Einflüsse, Blackmetal Einflüsse, Groove Metal Einflüsse und manche Teile könnten gar als Progressiv betitelt werden – aber ernsthaft, warum sich darüber Gedanken machen?! Wenn es jemanden anspricht, ist es doch egal wie man es nennen würde, oder?


Pix666: Bist du neben In Somnia noch in anderen Bands aktiv?

Simon: Ich betreibe neben der Band noch das bandeigene Tonstudio (Vitriol Audio) welches in naher Zukunft in die Noricum Multi Media Gmbh überführt werden sollte. Weiters arbeite ich manchmal mit meinem guten Freund Rene alias „Rin99er“ an seinen Backingtracks. Früher stand ich auch mit ihm auf der Bühne, dafür fehlen heute aber leider Zeit und Muße.  Die Arbeit mit Rene unterscheidet sich deutlich von der mit IN SOMNIA, dadurch kann ich beinahe einen meditativen Zustand erreichen. Wir sind auch auf derselben Wellenlänge – easy to work with and easy to work for, sozusagen.



Pix666: Welche Bands haben dich als Musiker am meisten beeinflusst und wie kam es überhaupt dazu, dass du Musiker geworden bist?

Simon: STS, AC/DC, Green Day, Azad, Rin99er, Eminem, Avenged Sevenfold, Children of Bodom, In Flames, Devildriver, Avril Lavigne, My Chemical Romance, Lorde, Iron Maiden, ZZ Top, Udo Jürgens, John Williams, Aitvaras, Agathodaimon, Fjorgin, Lost Dreams, Drama, The Pretty Reckless, Trivium, Bullet for my Valentine, Fear Factory, Nightwish, Devastating Enemy… um ein paar zu nennen. Als Kind hatte ich ein Nintendo Spiel “Banjo Kazzooie”. Meine Mutter wollte mich dazu zwingen ein Instrument (Blockflöte!!!???!!!) zu lernen. Jedenfalls gab es in dem spiel ein Level, in dem eine Orgel spielte und das hat mich gefesselt. „Mama, wenn dann will ich das machen“ – und so begann ich im alter von 6 mit dem Klavier Unterriecht (ist für Orgel eine Voraussetzung).

Im Alter von 13, bereits den Rockklängen von AC/DC verfallen (hatte auch mein erstes Bier zu „The Razors Edge“) sah ich eine Ausschreibung in der Zeitung „Rockband sucht Bassisten“. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht Bass spielen, bewarb mich aber dennoch und bekam den Gig. Die Gitarre fesselte mich allerdings, womit meine Basskarriere schon nach wenigen Monaten endete und ich zur Gitarre wechselte. Je besser ich am Instrument wurde, desto besser konnte ich mich darüber Ausdrücken und desto komplizierter und härter wurde die resultierende Musik. Ich schwänzte in meinen jungen Jahren regelmäßig die Schule um 8-10 Stunden pro Tag üben zu können – es lies mich einfach nicht mehr los.


Pix666: Im vergangenen Jahr habt ihr euer drittes Album ‚Harlequin‘ veröffentlicht. Gibt es wesentliche Unterschiede zu den vorherigen Alben und wie lief der Entstehungsprozess während der Pandemie ab – gab es da irgendwelche Komplikationen?

Simon: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist ‚Harlequin‘ in einer tieferen Stimmung (Drop A) aufgenommen worden. Das Studio, in dem wir aufnehmen wollten, musste erst von uns gebaut werden und die einst 13 Songs wurden auf die stimmigsten 9 reduziert. Komplikationen ist ein sehr starkes Wort – ich würde es Herausforderungen nennen. Tatsächlich hat uns die Pandemie etwas in die Finger gespielt, wir hatten wirklich Zeit uns auf die Songs zu konzentrieren, nichts hat den Fluss unterbrochen. Lediglich wenn es zu den Aufnahmen kam, war der immer wieder kehrende Lockdown doch die Pain im After, da in unser aller turbulenten Leben wertvolle Termine der Legislative zum Opfer gefallen sind.


Pix666: Von welchen Themen handeln eure Songs vorwiegend – gibt es da ein Hauptthema bzw. einen roten Faden?

Simon: Von meinem Blick darauf, wie die Dinge stehen. Meine Reaktion auf Ereignisse. Meinem Fall und manchmal auch der Leiter aus einem Graben.


Pix666: … und wie und wo entstehen eure Songs?

Simon: Manchmal an der Gitarre, manchmal auf einem Block, oft auch am Klavier, aber immer im Kopf als Reaktion auf ein Ereignis. Die Entstehung ist immer unabhängig in Raum und Zeit. Wenn ich dann Prototypen angefertigt habe, übermittle ich diese der Band und auch einem ausgewählten Personenkreis, um Feedback einzuholen. Wenn alles verifiziert ist, nehmen wir alles im Studio technisch rein auf, wobei jeder Musiker angehalten ist, seine persönliche Note dem Stück beizufügen.



Pix666: Ihr habt letzte Woche bereits die fünfte Single aus dem Album veröffentlicht – ist das ein Modell für die Zukunft eher auf Single Releases zu setzen?

Simon: Ja definitiv. Man kann ja das Album als gesamtes seit 11.11.2021 kaufen. Aber das monatliche Release der einzelnen Songs hat sich für uns bewährt. So kann jeder Song mehr Aufmerksamkeit genießen – anders würden viele davon einfach im Volumen des Albums untergehen. ‚Breathing Soil‘ hat z.B. in einem Monat über 8000 Aufrufe auf Youtube erzielt – hätten wir das Album als Ganzes hochgeladen wäre dies wohl die Zahl an Aufrufen, welche das gesamte Werk bekommen hätte. Lediglich der monatliche Rhythmus könnte in Zukunft aus Zeitmangel einem zweimonatigen weichen.


Pix666: Trotzdem ist der Aufwand ja ziemlich groß, da ihr jedesmal einen Videoclip oder ein Lyricsvideo dazu veröffentlicht. Wie lange dauert denn so ein Videodreh in der Regel?

Simon: Der Aufwand ist tatsächlich horrend. Von der Idee für den Clip, der Organisation, über das Shooting, den Cut und das Color Grading vergehen oft nur für mich an die 120-160 Stunden. Die animierten Lyric Videos beschäftigen Dennis auch in etwa in diesem Ausmaß.


Pix666: Nun gab es ja während der Pandemie nicht nur Ausgangsbeschränkungen usw, sondern es gab auch kaum bis keine Livekonzerte. Konntet ihr denn letztes Jahr ein Album-Release Konzert spielen und gibt es schon Pläne für Auftritte in diesem Jahr?

Simon: Weder noch. Ich bin aktuell in meinem Abschlusssemester in Wirtschaftsinformatik und bin mit dem Workload der Band, welcher zusätzlich anfällt gut beschäftigt. Wir wollen im Sommer anfangen an einer neuen Liveproduktion zu arbeiten und hoffen, dass wir bis Ende Herbst 2022 die Bühnenreife erreichen. Ab dann steht alles offen.


Pix666: In Somnia gibt es nun seit etwa 10 Jahren. Was sind für dich die schönsten Momente und Erlebnisse in der Bandgeschichte?

Simon: Die Menschen. Bei Proben, Live Shows, Video Shoots. Ich liebe es, wenn die Dinge Hand in Hand gehen und Pläne sich in Ergebnissen manifestieren. Die Band, die Crew – alles derart unterschiedliche Charaktere fokussiert auf ein Ziel. Abgedroschen, aber wahr: Der Weg ist das Ziel und ich will keinen Stein auf diesem Weg missen, denn man wächst an der Herausforderung.


Pix666: Gibt es noch irgendwelche Neuigkeiten über In Somnia, die du den Lesern ausplaudern magst?

Simon: Während wir sprechen, sind 5 weitere Singles sowie 6 Covers in Produktion, auf welche sich Fans freuen dürfen. Videos für die Songs „Onomatopoesis“, „Ripping the Veil“, „Something end, Something begins” und “Harlequin” sind auch Heuer noch geplant.


Pix666: Als Musiker bleibt oft wenig Freizeit übrig, aber hast du trotzdem irgendwelche Interessanten Hobbies?

Simon: Ich arbeite als Programmierer bei einem heimischen Technologiekonzern und programmiere auch in meiner Freizeit gerne. Ich bin ein passabler Pistolen- und Gewehrschütze, auch wenn ich das selten auslebe. Und wenn es mir die Welt vergönnt, besteige ich hin und wieder einen der umliegenden Gipfel, um meinen Horizont zu erweitern.


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten und viel Erfolg – bleib gesund!


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