QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Julian Jung und Milan Steinbach (NEVERLAND IN ASHES)

von Marko Jakob


Pix666: Hallo. Danke, dass ihr Zeit für ein kurzes Interview habt. Wie geht es euch zur Zeit?

Julian: Ja Moin, alles bestens. Wir sind gesund und Weihnachten steht vor der Tür!

Milan:
was Julez sagt 🙂 Viel zu tun im Studio und mit Songwriting.


Pix666: Erzählt doch bitte den Lesern mal kurz, was euch eigentlich zur Musik geführt hat und welche musikalischen Vorbilder ihr habt?

Julian: Ich glaube, dass Grundinteresse an Musik hat man oder hat es nicht. Ich habe bereits mit 4 Jahren angefangen Schlagzeug zu spielen und hatte dann dank meiner lieben Eltern neben meinem Schlagzeugunterricht auch 8 Jahren Klavierunterricht.
Musikalische Vorbilder so direkt habe ich jetzt nicht. Ich feier’ viele Bands die einen super Job machen und ich versuche mir die guten Eigenschaften jeder Band raus zu ziehen. Um ein paar Namen zu nennen: August Burns Red, Lamb Of God, Rammstein, Architects, Roland Kaiser uvm.

Milan: Meine Eltern haben beide Musik studiert, weswegen das bei uns Zuhause immer ein Thema war. Ich hatte allerdings keinerlei Interesse an Musik, bis ich ca. 12 Jahre alt war. Dann sollte ich wenigstens mal ein Jahr lang ein Instrument lernen. Es wurde dann Saxophon, ich fand es fürchterlich! Ein Freund hat mir dann Die Toten Hosen gezeigt, was mein Einstieg in Gitarrenmusik war. Ich bin dann auf E-Gitarre umgestiegen und bis heute dabeigeblieben.


Pix666: ‚The Human Experience‘ erschien 2019 als EP und vor etwas über einem Jahr nochmals mit einigen zusätzlichen Songs als limitierte Vinyl. Wie waren die Reaktionen damals auf die EP und wie kam es zu dem Vinyl Re-Release?

Julian: Wir haben das große Glück, dass wir durchweg positives Feedback bekommen auf diese Scheibe. Oder die Zeiten haben sich geändert und negative Kommentare sind out. Durch die Zusammenarbeit mit Marc Görtz (Caliban) und Sebastian Sushi Biesler (Ghostkid / damals Eskimo Callboy) haben wir nochmal eine ganze Schüppe drauflegen können und die Platte war bis Dato, dass beste was wir geschrieben haben.
Aber, nun ist schon wieder eine neue Platte draußen und die ist wiederum besser 😊

Vinyls haben wir für die Liebhaber pressen lassen, die sich gerne etwas ins Regal stellen und um unserem Artwork eine Plattform zu geben. CD-s sind einfach nicht mehr zeitgemäß, da 95% der Leute eh die Mucke im Stream genießen.

Milan: ‚
The Human Experience‘ war für uns eine Art Neustart. Wir haben viele Dinge neu betrachtet und einiges über den Haufen geschmissen. Die Platte war eigentlich als Album geschrieben, wir haben dann aber vorab erst mal nur die EP veröffentlicht, um noch einige Singles in der Hinterhand zu haben.



Pix666: Ich finde ja, dass die Scheibe nicht nur richtig gut klingt, sondern auch total schick aussieht. Außerdem habt ihr auch sehr schön designte Shirts im Shop. Welchen Stellenwert hat Design und Merch für euch – und wie wichtig sind Shirtverkäufe etc. neben den Musikerlösen für die Bandkasse?

Julian: Wir legen höchsten Wert auf unsere Artworks und es ist uns super wichtig, dass wir etwas Einzigartiges haben. Aus diesem Grund arbeiten wir auch immer mit dem gleichen Artworker. Phil „Blutjugend“! Er ist eigentlich Tattoowierer und ein super Künstler am Stift. Shirt- bzw alle Merchverkäufe sind mind. genauso wichtig wie unsere Gagen und Streamingeinnahmen. Aus diesem Grund legen wir auch großen Wert auf die Qualität unserer Klamotten.

Milan: Ganz genau. Wir haben mittlerweile z.B. auch hauptsächlich FairTrade Bio Baumwolle Shirts dabei, damit unsere Fans auch etwas länger was vom Merch haben. Artworks und Videos geben der Musik quasi ein Gesicht, was ich persönlich sehr wichtig finde.


Pix666: Ihr habt ja in den letzten Monaten einige Videoclips veröffentlicht. Bahnt sich da eine neue EP oder ein neues Album an? Einige Bands gehen ja auch den Weg mit regelmäßigen Singleveröffentlichungen quasi die Wartezeit für Fans auf neues Material zu verkürzen. Wie steht ihr dieser ‚Strategie‘ gegenüber?

Julian: Wenn Ihr dieses Interview lest, ist die neue EP “ECHOES“ bereits raus. Und ja, wir veröffentlichen die Songs erstmal als Singles einzeln, um maximale Reichweite zu kreieren und damit alle Songs die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. Wenn du eine Platte mit 12 Songs rausbringst, hören heutzutage die Wenigsten die ganze Platte. Und Song 6-12 kriegen nur die Hälfte an Aufmerksamkeit oder werden komplett ignoriert.

Milan: Wir schreiben die Platten zwar als solche, es ist aber von Anfang an klar, dass die Songs einzeln veröffentlicht werden. Das werden wir voraussichtlich auch in Zukunft so handhaben. Klar hat das auch Nachteile, weil z.B. dieses Durchhören eines ganzen Albums am Erscheinungstag erst mal weg fällt und man schreibt auch anders, wenn man weiß, dass die Songs alle einzeln veröffentlicht werden. Aber unterm Strich hat sich diese Strategie absolut bewährt und unsere Fans können die EP ja am Ende immer noch am Stück hören!


Pix666: Wo habt ihr denn eure bisherigen, total tollen Videoclips gedreht und gab es dabei einige lustige Momente oder irgendwelche Pannen, die ihr den Fans nicht vorenthalten möchtet?

Julian: Da sind natürlich verschiedenste Drehorte dabei. Einige sind im Studio gedreht, ‚The Sentinel‘ auf einem Satelliten-Teleport und im Schwimmbad. Viele in alten Gebäuden im Industriegebiet. Wir drehen alle unsere Videos mit WitzkiVision, der immer einen hervorragenden Job leisten. Also da ist schon sehr viel bescheuertes Zeug passiert. Bei “LEECH“ durfte ich in einer Art Sex-/ SM-Schleim performen. Wo ich mich bis heute Frage, wie zur Hölle Menschen damit irgendwas Erotisches verbinden. Bei ‚Aloha‘ haben wir einen Kubik Sand in den Ersten Stock eines alten Fabrikgebäudes geschleppt. Bei 36° Außentemperatur. Das war mit Abstand die bescheuertste Idee.

Milan:
Sonnenbrand auf der Autobahn und keine Getränke weil „ist ja heute bewölkt“ beim ‚Riot‘ Dreh fällt mir noch ein. 4 Uhr morgens aufstehen, um zum Drehort für „Isolated“ zu fahren. Dann verschläft natürlich einer und man wartet eine Stunde vor der Tür, bis es endlich los geht. Grundsätzlich lässt sich sagen: es ist immer entweder arschkalt oder todesheiß.



Pix666: Euer meistgesehenes Video hat über eine Viertelmillion Views – schaut ihr gern auf solche Statistiken … oder zum Beispiel darauf, in welchen Ländern eure Fans und Hörer leben?

Julian: Absolut. So wie wir Live gerne ins Publikum schauen und darauf achten wie viele Zuschauer da sind, ist dies Online genauso wichtig. Wir haben die Zahlen immer im Auge und wir lesen und beantworten auch alle Kommentare. In welchen Ländern, welches Geschlecht und Alter unsere Fans haben ist auch wichtig. Da hat unser Management dann ein Auge drauf.

Milan: Das macht schon was aus für uns. Feedback ist wichtig und motiviert auch absolut. Live direkt in die Gesichter der Menschen zu schauen, ist aber immer noch am Schönsten!


Pix666: Wie sehr mögt ihr generell die Entwicklung und Verknüpfung und Social Media/ Streaming und Musik? Alles hat bestimmt seine Vor- und Nachteile – aber wärt ihr da nicht lieber Musiker im alten Jahrtausend gewesen?

Julian: Ich fühle mich damit sehr wohl. Es ist sehr leicht geworden, seine Musik weltweit zu promoten. Aber da dies problemlos jeder kann, ist es umso schwerer, sich von der breiten Masse abzusetzen. Die wahren Zahlen und ob du wirklich eine gute Band bist, zeigt sich dann bei den Shows. 200k Views auf youtube bedeutet nicht, dass 4000 Leute zu deiner Show kommen.

Milan: Es hat deutliche Vorteile, zumal wir ja eine Strategie ohne Label fahren. Wir haben so alles in der eigenen Hand, was ohne Social Media und Streaming unmöglich wäre.


Pix666: Vor kurzem wart ihr auf Tour mit Mister Misery aus Schweden. Wie wird man eigentlich Vorband von Mister Misery und welche Eindrücke nehmt ihr von der Tour mit?

Julian: Die Shows regelt unsere Bookingagentur. Die arbeiten zuverlässig im Hintergrund. Die Tour war mega. Mister Misery sind super sympathische Jungs und sehr gute Musiker mit denen wir ne super Woche gelebt haben. Es war schön zu sehen, dass die Leute wieder aufs Shows gehen. Das ausverkaufte Headcrash im Hamburg Samstags Abends war dann der Höhepunkt. 2 Songs mehr und ich wäre nackt ins Publikum gesprungen.

Milan: Auf Tour zu sein ist neben Songwriting für mich das Beste am Bandleben. Nicht nur die Shows, sondern auch das Drumherum. Wir verstehen uns innerhalb der Band zum Glück auch nach all den Jahren immer noch sehr gut und haben immer viel Spaß neben der Bühne.


Pix666: Habt ihr bestimmte Rituale oder Angewohnheiten, bevor ihr auf die Bühne geht?

Julian: Aber selbstverständlich. Wir schauen uns an ob alle Ready sind. Dann wird das Intro gestartet. Während das Intro läuft werden kurz 2-3 Wörter gewechselt, dass in der nächsten Stunde absolut alles gegeben wird und wir jetzt den Laden zerreißen. Dann erheben wir unseren Schnaps, schauen uns in die Augen und wir rufen laut “DREI! ZWEI! EINS!  ALLE MACHEN MIT“!!! Das ist unser Teamruf. Denn es müssen Alle mit machen. Sonst macht es keinen Sinn.

Milan:
ca. 30-45 Minuten vor der Show fangen wir an, uns fertig zu machen. Warm spielen, umziehen, Bierchen trinken (das startet evtl. auch schon vorher), Musik hören etc.



Pix666: Können euch die Fans in diesem Jahr noch irgendwo live erleben und gibt es schon Pläne für nächstes Jahr bzw. bereits Zusagen für das ein- oder andere Festival 2023?

Julian: Am 30.12. spielen wir unsere jährliche Jahresabschlussshow im MTC in Köln. Diese findet jedes Jahr statt und ist unsere kleine Party um das Jahr zu feiern. Kommt gerne rum. ALLE MACHEN MIT. Und ja, wir haben schon die ein oder andere Festival-Zusage. Und wir freuen uns schon auf Euch, Open-Air in der Sonne ein Bier zu trinken.

Milan: Merle, unsere Bookerin arbeitet auf Hochtouren! Da werden also definitiv einige Live Shows für 2023 kommen!


Pix666: Geht ihr selbst auch gern als Besucher zu Konzerten und Festivals? Wenn ja, welche sind die Lieblingsfestivals bzw. -locations?

Julian: Ja absolut. Einerseits feiern wir ja auch sehr viele Bands und schauen uns diese dann gerne Live an. Andererseits ist auch ein großes Interesse da, was die anderen so machen. In Köln kennen wir natürlich jede Location aller Größen. Auf Festivals gehen wir auch gerne. Ich gehe gerne aufs Reload. Mario und John aufs Partisan Festival.

Milan:
Ich fahre regelmäßig aufs Vainstream und gehe ansonsten gerne auf Shows in Köln!


Pix666: Wie habt ihr eigentlich die Corona-Zeit ‚überbrückt‘? Gab es da Zeit, alte Hobbies wieder neu zu entdecken?

Julian: Ich habe viel auf Instagram gestreamt und viel Solo-Musik gemacht und veröffentlicht um mir die Zeit zu vertreiben. Ansonsten haben wir in dieser Zeit die EP geschrieben, aufgenommen und produziert. Was natürlich aufgrund von Regeln eine extreme Herausforderung war. Aber wir waren fleißig und sind mit dem Ergebnis sehr glücklich. Dennoch haben uns die Live-Shows natürlich sehr gefehlt. Das war schon ne sehr lange doofe Zeit.

Milan:
Ich habe in der Zeit mein Studio Pointbreak Recordings aufgebaut und mich damit komplett selbstständig gemacht. Dazu eben die Arbeit in der Band, die eigentlich nie stillsteht. Aber mit Shows macht es einfach alles viel, viel mehr Spaß!


Pix666: Möchtet ihr den Fans noch was Spezielles mit auf den Weg geben?

Julian: Vielen Dank für den unfassbaren Support. Geht auf Konzerte und bitte bitte bitte kauft Euch eure Tickets für Konzerte frühzeitig im Vorverkauf. Ansonsten wird es immer so weiter gehen, dass Shows abgesagt werden.

Milan:
Es ist ein super Gefühl zu sehen, dass die Songs, die wir uns im Studio zusammenbasteln, bei euch so gut ankommen! Vielen Dank dafür! Und was Julez sagt; kauft eure Tickets im Vorverkauf, dass sich das alles langsam wieder etwas normalisieren kann!


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten. Viel Erfolg weiterhin. Alles Gute für die Zukunft und bleibt gesund.


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Fotos © Katharina Sterl