QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Buzz Vendetta, Dig van Grave und Mr.Stiff (DEAD UNITED)

von Marko Jakob


Pix666: Hey! Wie geht es Euch im Moment – ich hoffe, Ihr seid gesund und munter?

Mr.Stiff: Gesund und munter aber auch etwas gelangweilt. Wir alle ziehen einen Großteil der Energie aus unseren Konzerten und sonstigen Bandaktivitäten. Das fehlt mir persönlich jetzt schon sehr und es wird allerhöchste Zeit, dass es wieder los geht.

Buzz Vendetta: Gut, wie jedem normalen Menschen, der sein Getriebe regelmäßig gründlich mit Whisky-Cola schmiert.

Dig van Grave: Untot sein konserviert.


Pix666: Bitte stellt den Lesern Eure Band in ein paar kurzen Sätzen vor. Welche Art von Musik macht ihr und wie ist die Arbeit innerhalb der Band verteilt?

Dig van Grave: Buzz Vendetta – Vocals ; Sir Charles D. Vote – Gitarre ; Dig van Grave – Bass ; Mr. Stiff – Drums

Mr.Stiff: Die Bezeichnung Horrorpunk trifft es wohl am besten. Einfach gehaltene Songs mit Horrorthemen und einer eingängigen Melodie. Unser Sänger zersägt währenddessen Zombies auf der Bühne oder wir machen sonstigen Unfug.

Buzz Vendetta: Wir lieben die Horrorpunk-Szene, wussten aber zu Beginn gar nicht, dass es da überhaupt eine Szene gibt. Wir wollten eigentlich nur Punkrock-Songs zum mitgröhlen mit einer abgefahrenen Horrorshow machen. Im Nachhinein hat das dann eher zufällig in die Horrorpunk-Szene gepasst.

Dig van Grave: Management und Booking teilen uns Stiff und ich. Außerdem kümmere ich mich um die Showelemente, wir machen ja live immer so n bisschen Splatter, das ist viel Werk- und Bastelkram. Stiff ist außerdem für Aufnahmen verantwortlich und koordiniert Sound und Licht. D. Vote hat einige der Songideen, wobei sich jeder bei uns am Songwriting beteiligt. Buzz spinnt die Ideen, schreibt Lyrics und koordiniert kreative Dinge, wie z. B. Artwork für die Platte.



Pix666: Nun, ihr seid ja schon einige Jahre zusammen unterwegs. Gab es einige unvergessliche Momente zusammen mit der Band, sei es auf Tour oder im Studio? Wir wollen alles wissen, vor allem die peinlichen Momente ?

Buzz Vendetta: Oh, da gibt es eine Menge, z.b. haben wir mal einen Gig für die 80ies Legende Sigue Sigue Sputnik in Chemnitz eröffnet, wo wir sehr kurzfristig reingebucht wurden. Die Bude war bumsvoll, von vorne bis hinten. Die Besucher wussten aber gar nicht, dass es überhaupt eine Vorband gibt – das wiederum wussten wir nicht. Wir stürmten auf die Bühne voll mit Adrenalin, rumpelten unseren ersten Song runter und danach stand vor uns ein Publikum von ca. 150-200 Leuten, die uns alle mit großen Augen anstarrten und vor Verwunderung keinen Mucks von sich gaben. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Ähhh, ok…aber nach unserer ersten Showeinlage hatten wir sie dann am Haken und es wurde ein ziemlich geiler Abend.

Mr. Stiff:
Damals fand ich es nicht so lustig, jetzt dagegen sehr:
Wir haben mal einen Abstecher nach England gemacht um dort ein paar Konzerte zu spielen. Beim Einsteigen in den Bus sage ich noch: Haben alle an Ihren Ausweis gedacht? Wir brauchen den dann an der Grenze usw…
Schätze mal Du kannst es Dir schon denken, natürlich hatte Einer keinen Pass dabei – vergessen. Die Grenzbeamte wollte uns schon nicht durchlassen. Nach langer Erklärung, wer wir sind und was wir wollen, hat sie angefangen Dead United zu googeln (!). Damit sie eben rausbekommt, ob wir Schmarrn erzählen, oder ob wir wirklich eine Band sind. Glücklicherweise hat sie recht schnell Fotos von uns allen auf Bühnen gefunden. Dann sagte Sie noch: „even Rockstars need a Passport“ und hat uns trotzdem alle durchgewunken.


Pix666: Bei Euren Liveauftritten fallt ihr als Band durch die ausgefallenen Outfits besonders auf. Welchen Stellenwert hat diese visuelle Seite für Euch als Musiker und denkt Ihr, dass diese optische Komponente zum Bekanntheitsgrad und/oder Erfolg einer Band mit beiträgt?

Buzz Vendetta: Diese Komponente und auch unsere Showeinlagen haben auf jeden Fall einen positiven Effekt, da man selbst außerhalb der Szene als die „durchgeknallte“ Band gilt, das ist ja auch einer der Gründe, warum wir das machen, abgesehen vom Spaßfaktor. Wir bekommen eigentlich meist positives Feedback á la „Sowas hab ich noch nie gesehen!!!“ aber auch manchmal negatives wie „Sowas hat im Punk nichts verloren!“

Dig van Grave: Das Schminken ist bei uns gar nicht das Aufwendigste. Die Show fährt bei uns in einem eigenen Anhänger. Kleine Pyro, Verkleidung von Schauspielern, eigene Lightshow, Bühnendeko, Riesenkettensäge, Massen an Kunstblut (eigenes Rezept!) Elektrischer Stuhl etc. muss jedes Mal auf und abgebaut werden. Da die Konzertläden meist baulich sehr unterschiedlich sind, ist da immer Kreativität gefragt.

Da muss man auch unsere fantastische Crew erwähnen. Wir fahren meist mit 2 Technikern und 2 Schauspielern. Das ist wie Schulausflug, teilweise fahren die Mädels und Jungs von Anfang an mit. Da haben wir für alle Positionen aber auch mehrere Besetzungen, da nicht immer alle können.

Da ich den Kram hauptverantwortlich aufbaue hab ich das Schminken und umziehen auf maximal 10 Min. optimiert.

Mr. Stiff: Ich glaube nicht, dass wir durch die Verkleidungen am meisten auffallen. Was uns ausmacht ist, dass wir meiner Meinung nach die einzige Horrorpunkband sind, die von sich selber sagt, dass sie auch lustig ist oder erscheinen will. Am liebsten mögen wir die Art von Horror, die man aus B-Movie Filmen kennt. Dieser Moment, wenn die gewollt gruseligen Sachen unfreiwillig komisch werden oder auch von vornherein albern und ironisch gemeint sind. Im Grunde genommen versuchen wir das auf der Bühne zu erreichen. Wenn wir nach dem Konzert Bandfotos anschauen und es ist Publikum zu sehen, dann waren wir gut, wenn es entweder wie wild abgeht, vergnügt tanzt oder schmunzelt.



Pix666: Wer ist denn bei Euch für die Outfits, MakeUp und Co. verantwortlich?

Buzz Vendetta: Da ist jeder selbst für verantwortlich.

Dig van Grave: „Hast Du mal nen Kajal?“ oder „Mach mir mal mein Halsband zu!“ kommt schon mal vor. Wir sind da emanzipiert.


Pix666: Nun erscheint ja in einigen Wochen euer Album „Fiend Nö.1“. Was erwartet die Fans auf dem Album, wie weit sollte man den Lautstärkeregler aufdrehen und wem sollte man euer Album am besten nicht vorspielen?

Buzz Vendetta: Lautstärkeregler schön aufdrehen! Einen schönen Drink dazu! Und dann in die Welt des Horrors eintauchen und die musikalische Virtuosität und Herrlichkeit voll in sich aufsaugen!! Keine Ahnung wem man es nicht vorspielen sollte. Jeder darf mal probieren!

Dig van Grave: Es ist in erster Linie Punkrock, also gerne laut. Bei den Metalheads und Psychobillys sind wir aber auch oft gut angekommen. Die Melodien sind häufig auch poppig. Also eigentlich jeder, vielleicht lädt uns ja Florian Silbereisen mal ein.

Mr.Stiff: Es ist Punkrock -wer hier Komplexität erwartet ist vermutlich an der falschen Haltestelle ausgestiegen.


Pix666: Kann man euer Album schon irgendwo vorbestellen und wird es vor dem Release eine Single/Video Veröffentlichung geben? 

Buzz Vendetta: Am 5.3. wird unsere Single „Fuck the Fiends!!!“ online veröffentlicht, am 7.3. das dazugehörige Video und am 9.4. die Scheibe als CD, Vinyl und natürlich bei allen Streamingdiensten.

Mr.Stiff: Vorbestellungen sind dann ab 5.3. möglich.


Pix666: Eure Plattencover und Shirtmotive sehen ja immer richtig cool aus – wer zeichnet euch diese? Wird es gleichzeitig mit dem Album auch was Neues zum Anziehen für den bevorstehenden Frühling geben?

Buzz Vendetta: Unser Artwork macht seit unserer Scheibe „The Chainsaw Chronicles“ von 2009 Christian Krikra“ Krank, der auch eine eigene Comicreihe zeichnet (Tales of Dead Earth“ und für das kultige Bier Pax-Bräu die Etiketten zeichnet. Der Typ ist absolut genial und wir lieben seine künstlerischen Ergüsse. Für „Fiend Nö.1“ hat er sich erneut selbst übertroffen!

Dig van Grave: Wir arbeiten gerade an neuem Merch. Mr. Stiff hat schon Dead United Gläser in Totenkopfform mit unserem Logo designed. Es wird auch das ein oder andere Bundle geben.

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Pix666: Welchen Stellenwert hat für Dead United Social Media? Wärt Ihr aus Verkaufs- und Marketingsicht lieber Musiker in den 80er oder 90er Jahren gewesen?

Buzz Vendetta: Schwierige Frage. Aber Social Media ist erstmal ein Segen um Inhalte schnell öffentlich zu machen, das ist für Bands wie uns natürlich sehr wichtig. Andererseits entsteht natürlich dadurch, dass jeder diese Möglichkeit hat, auch ein krasses Überangebot und es wird dadurch immer schwerer auf sich aufmerksam zu machen, sich abzuheben und die Interessierten bei der Stange zu halten. Heute gepostet ist morgen schon vergessen. Aber das ist nun mal der aktuelle Stand der Dinge. In den 80ern und 90ern hatte man da, wenn man in der Öffentlichkeit stand, mit Sicherheit bessere Vermarktungschancen, allerdings war es aber auch schwerer überhaupt in die Öffentlichkeit vorzurücken. Uns geht es aber primär auch gar nicht ums Kommerzielle.

Dig van Grave: Die 90er haben wir ja noch mit anderen Bands mitgenommen. Das Internet hat Vieles vereinfacht, aber es gibt halt gefühlt auch mehr Bands als früher, da es recht einfach ist, sich zu präsentieren. Ohne Label und Booking Agentur, war das früher deutlich anstrengender zu promoten oder Shows zu booken. Ich denke noch an Kassetten, die ich per Post auf Verdacht an alle möglichen Konzertläden, von denen man gehört hatte geschickt habe. Und die 80er interessieren mich nicht, haha.

Ich glaube da hat jede Zeit was für sich!



Pix666: Könnt Ihr Euch noch an euren letzten Liveauftritt erinnern oder anders gefragt, wieviel Zeit wird zwischen dem letzten und nächsten Dead United Konzert liegen – gibt es schon zarte Pläne für eine Tour, oder ist der Unsicherheitsfaktor Corona zu groß?

Buzz Vendetta: Unser letzter Auftritt war am 25.1.2020 in Reutlingen. Ein Riesenspaß. Leider kam dann bald Corona. Und als rebellischer Punkrocker schlagen in einem natürlich zwei Herzen, wenn es um Verbote geht. Der Rebell möchte rebellieren, aber die Vernunft möchte niemanden unnötig gefährden. Letzteres muss noch überwiegen, bis es Entwarnung gibt, dann wollen wir aber mit Vollgas zurück an den Start!!

Dig van Grave: Ich stehe seit 1997 auf Bühnen und war noch nie so lange abstinent, zarte Pläne gibt es und es muss ja irgendwann mal weitergehen, aber Buzz hat mit „safety first“ natürlich recht. Dann legen wir wieder voll los.

Mr.Stiff: Ich würde einfach sagen: Wir stehen ab sofort wieder für jeden Unfug zur Verfügung. wer will schreibt mich an (booking@deadunited.com) und dann setzen wir es um, sobald es geht.


Pix666: Dann wollen wir hoffen, dass sich das Corona Gespenst bald verzieht und wir euch in Action sehen können. Möchtet Ihr den Fans noch irgendwas mit auf den Weg geben?

Buzz Vendetta: Japp, wäre schön. Bleibt geschmeidig und nutzt die Konzertfreie Zeit um unsere neue Platte „Fiend Nö.1“ anzuhören.

Dig van Grave: Ja ich habe gehört, dass „Fiend Nö.1“ gegen Corona hilft, haha.

Mr.Stiff: Wenn Ihr bei uns vorbeischaut, auf Konzert oder im Netz, traut Euch uns anzusprechen und abonniert natürlich alles, was geht!


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten. Bleib gesund – und viel Erfolg mit dem neuen Album.


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Fotos © Rouven Köhnen & Patrick Hamacher