VEIDstanz Festival – Austenit, Bluebottle Jinx, Shade Of Shambles, SISC, Molllust, Üebermutter & Circus Of Fools Berlin, Pfefferberg Haus 13 17.03.2018

von Marko Jakob


Bereits zum vierten Mal fand das VEIDstanz Benefizfestival zugunsten des Vereins VEID e.V. in Berlin statt. Mit dabei waren diesmal die Bands Austenit, Bluebottle Jinx, Shade Of Shambles, SISC, Molllust, Üebermutter und Circus Of Fools.
Austragungsort war wieder das kulturelle Zentrum Pfefferberg. Hier wurde ca. um 1850 einer der ersten Biergärten Berlins eröffnet, später Schokolade hergestellt oder Brot gebacken.
Die Tiefkeller des Pfefferberg dienten sogar mal als Luftschutzbunker.
Heutzutage finden hier ganzjährig Konzerte, Partys, Tanzkurse und viele andere Veranstaltungen statt.
Der Eintritt zum VEIDstanz Festival war natürlich wie immer frei und die Besucher konnten freiwillig spenden.
Auch alle anwesenden Bands leisteten wieder ihren Beitrag, indem sie komplett auf ihre Gage verzichteten. Im Rahmenprogramm gab es eine Tombola und die Laser- und Feuershow ‘Ravenchild’, die ihre Show trotz eisiger Temperaturen im freien durchführten.
Durch den überraschenden Kälte- und Wintereinbruch verzögerte der Ablauf der Veranstaltung etwas, da sich eine Band bei der Anreise durch Eis und Schnee kämpfen musste.

Austenit

Die 2014 gegründete Band Austenit aus Berlin fand ihren Bandnamen beim Stöbern in Wikipedia. Die sechs Musiker nennen ihre Musik Pirate Metal. Auffällig bei ihrer harten Metal Musik ist die melodische Untermalung mit Keyboard Sounds und die eingängigen Melodien.

Aufgrund der verspäteten Soundchecks begannen Austenit ihr Konzert erst nach 17 Uhr.
Doch die Band legte gleich richtig los und zog die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Es entwickelte sich ein abwechslungsreiches Konzert. Zu den Instrumenten gehörte neben den für Metal üblichen Instrumenten auch eine Flöte, außerdem haben sich fast alle Bandmitglieder mit dem Gesang abgewechselt.
Die Band präsentierte während des 30 minütigen Auftritts auch zwei komplett neue Stücke.
Die sechs Berliner hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und waren ein guter Opener für einen langen Festivalabend.

Setlist Austenit
Dampfa Intro
Das Tut Man Einfach Nicht
Veracruz
Mahlstrom
Pythagoras Rache
Die Sirenen

Bluebottle Jinx

Bluebottle Jinx ist eine Berliner Girl-Band, die 2014 gegründet wurde. Ihre Musik zeichnet sich oft durch experimentellen Charakter und ineinander verschwimmende düstere und fröhliche Klänge aus. Im Januar nahm die Band am Berliner Vorausscheid des bekannten Emergenza Bandcontest im Berliner Bi Nuu teil und erreichte dabei die nächste Runde.

Wow, was war das ? Sowas sieht und hört man nicht alle Tage. Eine Band, bestehend aus drei jungen Frauen, deren Musikstil man definitiv in keine Schublade stecken kann. Sie kündigten sich auch selbst als sehr experimentelle Band an. Beim ersten Song trugen alle drei überdiemnsionale Kapuzen, die sie über ihren Kopf gezogen hatten. Beim Song ‘Loony Loona’ wurden dann sogar komplett die Instrumente durchgewechselt, auch das ist sehr ungewöhnlich. Dabei sagte eine der Musikerinnen: ‘Das kann ich doch gar nicht’. Das wirkte alles sehr symphatisch und machte manchmal den Anschein, es sei spontan und improvisiert. Ein total cooler Aufritt und eine wirklich sehr interessanter Stilmix. Da kann man sich schon auf die erste EP der Band freuen, die noch in diesem Jahr erscheinen soll.

Setlist Bluebottle Jinx
Blotchy Blowfish
Rubber Room
Witch Bitch
Loony Loona
Dire Straits
Käpt’n

Shade Of Shambles

Abwechslungsreich ist die Musik der Berliner Band Shade Of Shambles, die man irgendwo zwischen Pop, Wave und Elektronik ansiedeln kann. Die Band wurde bereits Ende des letzten Jahrtausends gegründet. Vor kurzem ist ihre neue EP ‘Tempus Praesens’ veröffentlicht worden.

Gleich zu Beginn ging Sänger Chris von der Bühne, und sang mitten im Publikum. Das sorgte von Beginn an für super Stimmung. Ein sehr klarer Sound und tolle Lichteffekte durchzogen den Auftritt vom ersten bis zum letzten Ton. Der dritte Song des Sets wurde angekündigt: ‘This Is A Dream’ – genau wie dieser Abend. Tolle Worte und ein schöner Titel.
Die Band spielte auch 2 Songs von ihrem kommenden Tonträger, der Mitte April erscheinen soll. Später war Chris noch ein zweites Mal mitten in der Menge. Nun waren die Fans endgültig aufgetaut und die ersten begannen zu tanzen. Normalerweise redet Chris gerne zwischen den Songs, doch heute verzichtete er aus Zeitgründen darauf, da das Programm immer mehr hinter dem geplanten Zeitplan hinterher hinkte.
Der letzte Titel wurde angegkündigt: ‘Feelings’ – “Es sei denn, ihr macht danach noch ein bisschen Krach”. Und das Publikum wollte tatsächlich mehr und so gab es als Zugabe noch zwei Songs mit deutschen Texten. Ein toller Auftritt und kurzweilige 45 Minuten.

Setlist Shade Of Shambles
World Of Two
Young Forever
This Is A Dream
Different Place
The Change
No Thoughts
Feelings
Bin Ich Allein
Mein Feind

SISC

Über 30 Jahre gibt es die Band SISC inzwischen. Sie spielten in ihrer langen Bandgeschichte schon mit zahleichen Bands zusammen und traten natürlich auch schon beim Wave Gotik Treffen in Leipzig auf. Ihre Musik kann man als Folk Gothic Rock bezeichnen.

‘Welcome To The Show’ – Man merkte SISC die langjährige Bühnenerfahrung sofort an. Die Band hatte das Publikum sofort im Griff und im Verlaufe des Auftritts haben fast alle im Publikum das Tanzbein geschwungen. Die Temperatur im Club stieg dadurch auch erheblich an und Sänger Templer, der Meister des Zwiebellooks, hatte insgesamt 3 verschiedene Outfits unter seinem schwarzen Umhang versteckt, und war immer noch nicht nackt. Besonders cool war natürlich seine Steampunk Jacke, die sehr gut zum dem Mikrofon im alten Stile passte. Den Titel ‘Moments Of Silence’ kündigte er als sein Lieblingslied an. Ein besonderes Highlight des Konzerts war der Auftritt von Marie, die eine wahnsinnig tolle Contortion Performance ablieferte. Mit dieser ‘Schlangenfrau’ Darbietung könnte sie in jeder Samstag Abend TV-Show auftreten. Im Verlaufe des Konzerts kam Marie ein zweites Mal zum Zuge, dieses Mal mit einem Schleierfächer Auftritt. Dafür musste das Publikum etwas Platz machen, denn auf der Bühne wären die eleganten Schwünge aus Platzgründen nicht möglich gewesen – dort standen ja schließlich noch sechs Musiker. Das waren musikalisch und optisch kurzweilige 45 Minuten.

Setlist SISC
Welcome To The Show
To Drunk To Jig
Ain’t Enough
Never
Moments Of Silence
Durch & Durch
Prancing
Jezebel
No Pain No Gain
Dancing To The Drum
White Smile
Once

Molllust

Die Band Molllust wurde 2010 gegründet und hatte 2011 den ersten Live Auftritt. Im Jahre 2012 erschien dann das Debutalbum ‘Schuld’. 2013 traten sie als M’era Luna Newcomer 2013 auf der Mainstage dieses bekannten Szene Festivals auf. Das aktuelle Album mit tollem Opera Metal heisst ‘In Deep Waters’.

Nun war die Band Molllust an der Reihe. Bei ihnen dominierten eindeutig die langen Haare. Mit dabei hatten sie einen wunderschönen Kontrabass und eine Geige. Des weiteren gehörten natürlich auch Gitarre, Bass, Piano und Schlagzeug zur Ausstattung der Band. Gittarist Frank kam mit einer Krone auf die Bühne, diese wurde ihm aber bald abgenommen, da er mit Champagner am Piano herumspielte. So etwas gehört sich natürlich nicht für einen König. 🙂 Einer der tollsten Songs des gesamten Abends war ‘Voices Of Dead’ vom aktuellen Album der Band. Hierzu gibt es auch einen wunderschönen Videoclip. Sängerin Janika verließ bei einigen Songs ihr Piano und hatte eine tolle Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Als bis auf den Drummer alle Musiker mit dem gemeinsamen Headbangen loslegten kam sogar richtiges Metalfeeling auf. Ein toller, professioneller Auftritt mit erstklassigem Sound.

Setlist Molllust
Ouvertüre Nr. 2
Unschuld
König Der Welt
Voices Of The Dead
Sabrina
Ave
Paradis Perdu
Alptraum

Üebermutter

Neue Deutsche Härte bietet die Berliner Band Üebermutter, die 2006 gegründet wurde. Im Jahre 2008 erschien das Debutalbum ‘Unheil!’. Im Jahr 2017 veröffentlichte Üebermutter mehrere Musikvideos zu bis dahin unveröffentlichtem Material. Im gleichen Jahr trat die Band als Trio mit einem Akustic Set beim Wave Gotik Treffen in Leipzig auf.

Nach einer fast zehnjährigen Pause sind sie endlich wieder da – die Berliner Band Üebermutter um Frontfrau Luci van Org. Obwohl die Band fast komplett erkältet war, lieferten sie eine super Show ab. Gleich als zweites kam dann der wohl bekannteste Song der Band – ‘Heim und Herd’, zu dem es auch einen etwas lustigen Videoclip gibt.
Harte Gitarrenriffs und treibende Drumbeats sorgten für ordentlichen Rock/Metal Sound am Pfefferberg. Die teilweise sarkastischen Texte sind zwar beim ersten Hören etwas gewöhnungsbedürftig, aber treffen die Probleme in der Gesellschaft auf den Punkt. Luci sagte, dass einige der 10 Jahre alten Songs heute vom Thema her sogar aktueller sind, als damals.
Die Band trat mit militärisch wirkenden langen Mänteln auf und machte somit auch optisch eine gute Figur.
Zwischendurch gab es noch ein paar Witze über Vegetarier und Veganer und kritische Worte über die eine oder andere Partei, die zur Zeit im Bundestag vertreten ist.
Als letzten Song gab es dann den Titel ‘Unheil’ vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2008. Es bleibt zu hoffen, dass die Band bald neues Material veröffentlicht.

Setlist Üebermutter
Maedchen Zwo
Heim Und Herd
Vieh
Wein Mir Ein Meer
Iss Was Da Ist
Brenne
Fleisch
Krieg
Mutterherz
Unheil

Circus Of Fools

Gegründet wurde die Band Circus of Fools im Herbst 2012 von Sänger Tim Strouken. Die Metal Band aus Tübingen fällt vor allem durch Elemente aus dem Zirkus auf. Ihre tolle Liveshow durften sie 2017 den Besuchern des M’era Luna Festivals präsentieren. 2015 erschien das erste Album, ‘Raise the Curtain’, welches durchweg hervorragende Kritiken erhielt.

Vorhang auf – für eine ganz besondere Freakshow: Nach über 10 Stunden Anreise kamen Circus Of Fools in der Hauptstadt an und lieferten als Headliner des VEIDstanz Festivals eine Show der Extraklasse ab. Nach einer etwas längeren Pause durch die Feuershow ging es erst gegen kurz vor 1 Uhr nachts auf die Bühne.
Sänger Tim schnappte sich eine junge Frau aus dem Publikum und tanzte mit ihr durch die Menge. Trotz langsam eintretender Müdigkeit schaffte es die Band ohne Probleme, die Menge zum Tanzen und Staunen zu bringen. Coole Outfits und ein tolles Bühnen-Makeup sorgen sowieso dafür, dass man gar nicht mehr wegschauen mochte. Circus Of Fools spielten viele neue Songs, die auf dem im Sommer erscheinenden neuen Album enthalten sein werden.
Natürlich wurden aber auch Songs von 2015er Album ‘Raise The Curtain’ gespielt, wie zum Beispiel ‘Visions Fade’ und ‘Salomè’. Auch im Set vertreten war die Single ‘Another World Within’ von 2017, von der es einen absolut tollen Video Clip gibt.
Nachdem Tim ein weiteres Mal im Publikum war, begaben sich später auch der Gitarrist und der Geiger in die Menge. Diese Nähe zum Publikum macht die Band wirklich absolut sympathisch.
Die Zeit verging während des Auftritts leider sehr schnell und so war das Ende bald in Sicht. Sänger Tim hielt dann eine tolle Dankesrede an alle, die an diesem Abend mitgeholfen haben. Von Tontechnik über Security, Lichttechnik, Bandbetreuer bis hin zum Publikum wurde keiner vergessen. Veranstalter Ben und Moderator Markus wurden dann noch auf die Bühne gerufen und bekamen großen Applaus von den Zuschauern.
Die Fans wollten nun aber doch noch eine Zugabe. Als die Band wieder auf die Bühne kam, funktionierte die Gitarre nicht mehr, und so gab es ‘Steffi-Sprechchöre’ (der Name der jungen Frau an der Tontechnik, den Tim kurz vorher erwähnt hatte) – und nach kurzer Zeit waren alle Knöpfe wieder auf ‘On’ gestellt. Die Band verabschiedete sich mit der 2014er Single ‘Ikarus’ vom Berliner Publikum.

Setlist Circus Of Fools
Intro
Testimony
Watch Me
Visions Fade
Sisyphos
Fallen Paradise
Sideshow
Ride On Euphoria
Salomè
Another World Within
From Dusk Till Dawn
Ikarus

Ein super Festival, tolle Organisation, gute Bandauswahl und ein Publikum, dass die 9 Stunden ohne Probleme durchgehalten hat. Das Festival könnte bei der nächsten Auflage noch ein paar Zuschauer mehr vertragen, es war noch etwas Platz im Haus 13 am Pfefferberg. Aber wie immer überschnitten sich mehrere Veranstaltungen in der Hauptstadt, so dass sich die Menschen auf verschiedenen Clubs verteilten. Für den guten Zweck gespendet wurde auch fleißig und mit knapp 1.000 € das Ergebnis des Vorjahres übertroffen.
Ein Event, dass man im nächsten Jahr auf keinen Fall verpassen sollte !