HIM & BITERS Berlin Columbiahalle 01.12.2017 – Farewell Tour


von Marko Jakob


Die erfolgreichste finnische Gothic Rock Band HIM spielte heute zum letzten Mal in Berlin. Im März 2017 wurde das Ende der Band offiziell bekannt gegeben. Nach 8 Studioalben und knapp über 20 Jahren Bandgeschichte wird das Kapitel HIM um den charismatischen Sänger Ville Valo geschlossen. Die Konzerte der Tour waren sehr schnell ausverkauft. Auch für Berlin gab es nur noch Tickets auf dem ‘Schwarzmarkt’. Die vielen Fans haben diesen Konzertabend genossen, auch wenn es für viele vielleicht traurig war.
Eine lange Schlange von vorwiegend Schwarzgekleideten Menschen säumte des Fußweg entlang des Columbiadamms. Und das Wetter an diesem Abend war nicht gemacht für lange in einer Schlange anstehen. Es war kalt und regnerisch. Einige Fans kamen sogar ohne Ticket und versuchten direkt vor Ort noch eins zu ergattern. Die meisten hatten auch Erfolg, allerdings kostete den Fans ihr ‘Last Minute’ Ticket direkt vor der Halle bis zu ca. 100 €.

Biters

Biters is an American rock and roll band hailing from Atlanta, Georgia. Formed in 2009, the group consists of Tuk, Matt, Philip, and Joey. Biters sind auf großen Teilen der Tour als Support für HIM dabei. Sie haben bisher einige EP’S veröffentlicht und 2015 ihr Debutalbum Electric Blood. Im Mai 2017 erschien das aktuelle Album ‘The Future Ain’t What It Used To Be’.

Gleich bei den ersten Tönen merkte man, wo diese Band ihre Wurzeln und Einflüsse hat. Das war feinster, moderner Rock im Stile der 70er Jahre.  Leider war die Halle bei Biters noch nicht sehr voll. Grund dafür war nicht Desinteresse, sondern die endlos scheinenden Kontrollen am Einlass. Doch alle die schon drinnen waren, erlebten ein tolles Konzert. Eine gut aufgelegte und angenehme Band, die auch ständig Kontakt zum Publikum suchte. Anspieltipps ist auf jeden Fall die Songs ‘Restless Hearts’und  ‘1975’, die schon ziemliches Hitpotential besitzen. Und in der nun voller werdenden Halle kam jetzt sogar schon richtig Stimmung auf. Eine coole 35 min Show mit 9 tollen Rock Songs, ohne dass auch nur eine Minute Langeweile aufkam.

Setlist

  1. Low Lives
  2. Restless Hearts
  3. Stone Cold Love
  4. Gypsy Rose
  5. Hallucination Generation
  6. American Girl
  7. Loose From The Noose
  8. Heart Fulla Rock n Roll
  9. 1975


HIM

HIM verabschieden sich von Berlin. Und ich kann es gleich am Anfang erwähnen – es war ein grandioser Abschied vom Berliner Publikum. Die finnische Kult Band wählte auf ihrer Farewell-Tour die Columbiahalle in Tempelhof als Location aus. In den vergangenen Jahren haben sie schon zahlreiche Konzerte in vielen verschiedenen Berliner Clubs und Hallen gespielt. In der Columbiahalle ist immer eine ganz besondere Atmosphäre. Durch die dreiseitig, weit in die Halle reingebaute Empore entsteht ein tolles Konzertfeeling. Dort finden mehrere hundert Zuschauer Platz. Von dort hat man einen besonders tollen Blick auf die Bühne und man konnte von hier am besten das riesengroße Heartagram (Bandlogo der Band) aus Metall sehen, welches während des Konzertes in verschiedenen Farben leuchtete. HIM betraten pünktlich um 21 Uhr die Bühne und legten mit ‘Buried Alive By Love’ vom Album ‘Love Metal’ gleich mit einem Kracher los. Es folgten ‘Heartache Every Moment’ vom Album Deep Shadows and Brilliant Highlights und das tolle Your Sweet Six six Six aus den 90er Jahren. Und es ging immer  weiter. Die Erinnerungen an die vielen tollen Album lebte auf. Ein Hit folgte auf den nächsten, aber das war kaum anders zu erwarten. Die Band glänzte bei ihrer Abschiedstour auf ganzer Linie. Perfekter Sound, tolles Licht, messerscharfe Gitarre, fetter Bass und Ville’s Stimme hatte auch einen guten Tag erwischt. Leider muss man aber sagen, dass das Gefälle der Soundqualität in der Columbiahalle sehr groß ist. In den Bereichen unter den Emporen kann man den Sound schon als schlecht bezeichnen. Oben auf der Empore so mittelmäßig, aber genug dazu. Auf jeden Fall hatte auch das Publikum einen guten Tag. Tolle Stimmung. Der Song ‘Wicked Game’ hatte dieses Mal einen überlangen Instrumentalteil von ca. 3 min, es wurde improvisiert, da Ville kurzzeitig die Bühne verließ. Da musste wohl jemand mal pipi. Es wurde ordentlich mitgesungen bei Gone With The Sin, Poison Girl und Heartkiller. Am Anfang dachte man noch, viele im Publikum sind nicht freiwillig hier und mussten nur ihren Freundinnen zu Liebe mitgehen und wirkten etwas desinter essiert.  Aber nun folgte der Hit, der die Band nahezu weltweit berühmt gemacht hat: ‘Join Me (In Death)’. Nun war endlich absolut jeder wach und fast alle in der Columbiahalle sangen mit. Und von nun an wurde praktisch alles mitgesungen. In ‘Joy And Sorrow’, ‘Right here in my Arms’ und ‘The Funeral of Hearts’ folgten. Da bei guten Konzerten die Zeit immer fast unbemerkt verfliegt war ‘The Funeral Of Hearts’ tatsächlich schon der letzte Song. Nun kam das was kommen musste. Ville verabschiedete sich von Berlin und von den Fans. Ein bewegender Moment, als er sagte: Wir werden uns wohl so schnell nicht wiedersehen. Doch die Fans wollten mehr. Lautes, rhythmisches und immer schneller werdendes Klatschen. Es dauerte keine 2 Minuten und die Finnen waren zurück auf der Bühne. Es war ein absolut toller Anblick, bestimmt auch für die Band, als dann beim Billy Idol Cover ‘Rebel Yell’ alle Fäuste in der Halle in die Höhe gingen. Zum Abschluss spielten HIM die wundervolle Ballade ‘When Love And Death Embrace’.

Nun hatten einige der Fans Tränen in den Augen, denn das wars. Zum letzten Mal HIM.

Einige Fans erzählten mir danach, wie groß ihre Verehrung für diese Band ist, und dass sie absolut traurig sind über das Ende. Für Viele der Fans war die Band 20 Jahre lang ein Teil ihres  Lebens. Was nun ? fragten einige … von nun an werden HIM nur noch auf CD und DVD oder im Internet zu bewundern sein. Ich traf Fans aus der Schweiz, die HIM schon weit über 50 Mal live gesehen haben. Auch für sie wird ein wichtiger Teil ihres Lebens demnächst nicht mehr existieren. Für einige war aber Berlin noch nicht der endgültige Abschied. Manche der Fans haben sich mit reichlich Tickets versorgt, und werden die Band auf vielen Stationen der Konzerte in Europa mit begleiten.  Ich hörte sogar davon, dass jemand, bis auf 2 Konzerte, bei allen anderen dabei sein wird. Wow, echt verrückt, aber auf positive Art verrückt. Im Publikum waren natürlich auch einige Musiker aus der Gothicrock Szene, die sich die Gelegenheit HIM noch einmal live zu sehen, nicht entgehen ließen.

Unter anderem Sven Friedrich (Dreadful Shadows/ Zeraphine/ Solar Fake), Hagen Schneevoigt (Scream Silence/ Tunes Of Dawn) und Christian Miconi (Vlad In Tears). Auch sie sind zum Teil sehr betroffen vom Ende der Ära HIM. Aber es ist wohl bei einigen Bands so, dass man irgendwann an einen Punkt ankommt, wo einem einfach nichts mehr einfällt, oder aus anderen Gründen die Luft in der Band raus ist. Aber vielleicht ist es bei HIM nur eine vorübergehende Phase und es kommen Tage an denen bei Ihnen Ideen für neue Songs entstehen. Ich kann es mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass Ville Valo nicht eines Tages auf die Bühnen dieser Welt zurückkehren wird. Ob mit der gleichen Band, einer anderen Band oder als Solo Artist. Aber nun genug mit den Träumereien.

Genau 100 Minuten dauerte das Berliner Abschiedskonzert.

Ein perfekter Abschied mit ein paar kleinen Schönheitsfehlern was Organisation und gleichmäßige Verteilung der Soundqualität angeht. Nach dem Konzert erzählten mir Fans, die Schlange am Einlass war mehrere hundert Meter lang, fast bis zur nächsten U-Bahn Station. Viele verpassten tatsächlich sogar den Anfang vom HIM Konzert. Man sollte in Zukunft wirklich nur noch mit kleinen Taschen zu Konzerten gehen, das würde am Einlass vieles beschleunigen. Aber nichtsdestotrotz, bei einem Konzert in dieser Größenordnung und mit nur 2 Einlassschleusen ist es einfach zu spät, erst eine Stunde vor Konzertbeginn mit dem Einlass zu beginnen. Aber diese Kleinigkeiten konnten den absolut gelungenen Konzertabend nicht trüben. Danke HIM, danke für die vielen tollen Jahre. Ich verneige mich im Namen aller Fans vor euch. Kiitos !

Setlist
Buried Alive By Love
Heartache Every Moment
Your Sweet Six Six Six
Kiss Of Dawn
The Sacrament
Tears On Tape
(Rip Out) The Wings Of A Butterfly
Gone With The Sin
Soul On Fire
Wicked Game
Killing Loneliness
Poison Girl
Bleed Well
Heartkiller
Join Me (In Death)
Stigmata Diaboli
In Joy And Sorrow
Right Here In My Arms
The Funeral Of Hearts
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Rebel Yell
When Love And Death Embrace