QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Apocalypse Vega, Herr Bottrop und Bene Diktator (Acht Eimer Hühnerherzen)

von Marko Jakob


Pix666: Hallo ihr 3! Danke, dass ihr Zeit für ein kurzes Interview habt. Ich hoffe, es geht euch gut?

Vega: Wenn wir musizieren, geht es mir gut.

Bene: Durchwachsen

Herr Bottrop: Durchwachsen, aber mit etwas Zeit für ein bisschen Interview – ein Interview in einem Metal-Gothic-Zine – kannste mal sehen. Soll mal keiner sagen, die Acht Eimer Hühnerherzen wären nur in ihrer eigenen kleinen NylonPunk-Blase eingeschlossen.


Pix666: Erzählt doch bitte den Lesern kurz, was euch zur Musik geführt hat und welche musikalischen Vorbilder ihr habt.

Vega: Mein Opa. Meine Mutter. Klassische Musikausbildung.  Dann mit meinen Geschwistern. Dann ich alleine. Dann ich in Bands. Dann endlich mit Bene und Bottrop. Vorbilder? Das wage ich mir irgendwie nicht.

Bene: Hab schon als Kind auf Kochtöpfen rumgehauen. Da war es naheliegend, das später auch mal mit einem Schlagzeug zu versuchen. Meine musikalischen Wurzeln liegen im Punk und Hardcore, ich mag aber auch so viele andere Stilrichtungen, dass das hier den Rahmen sprengen würde.

Herr Bottrop: Ich auch. Punk, 77-Punk, 90ties-Punk, Proto-Punk, Americana-Punk, Cow-Punk, Dog-Punk, Underdog-Punk, Wave-Punk, D-Punk, Punk-Punk…


Pix666: Ihr habt doch bestimmt schon in anderen Bands gespielt? Was waren eure bisherigen musikalischen Stationen?

Vega: In der Schule, Punkrock in Zeesen, dann viel alleine.

Bene: U.a. Bullets at the Birthday Party, diving for sunken treasure, Huck Blues, The Incredible Herrengedeck

Herr Bottrop: Suizid Kommando, Hostages Of Ayatollah, Happy Hour, Oto Teknik, Terrorgruppe, The Bottrops, Berlin Diskret


Pix666: Wie und wo habt ihr euch dann als Band kennengelernt und wer hatte die Idee für euren extravaganten Bandnamen?

Vega: Keine Ahnung oder doch Ahnung, aber zu kompliziert und eigentlich …

Bene: Beim Tischtennisspielen.

Herr Bottrop: Nach einem Punkkonzertpogopit. Mit blauen Flecken.



Pix666: Das ist ja schon einer der gruseligsten Bandnamen, den ich kenne. Habt ihr keine Angst, damit Fans zu verschrecken?

Vega:  Ist mir eigentlich egal. Jede Band braucht einen Namen. Klar, unserer ist echt bizarr, aber es gab halt keinen anderen.

Bene: Ist ja bloss ein Name und wer unsere Musik hört, merkt ja schnell, dass wir keine Hühner auf der Bühne köpfen…

Herr Bottrop: Der Bandname beschreibt ganz sachlich die letzten traurigen und zu Hundefutter bestimmten Überreste von ungefähr 6000 jugendlichen Vögeln, die nie in ihrem Leben geflogen sind oder das Sonnenlicht gesehen haben. Es ist ein sehr existenzieller Bandname. Und traurig.


Pix666: Eure Band gibt es jetzt seit etwa 3 Jahren und ihr habt bisher 2 Alben veröffentlicht. Was waren denn für euch die bisher schönsten Erlebnisse mit eurer Band Acht Eimer Hühnerherzen?

Vega: Wenn ein neues Lied mit der Band nach seinem Entstehen irgendwie fertig wird. Das Gefühl, dass dieses Lied echt da ist. Und Konzerte! Zu dritt im Soundgewirr verschwinden!

Herr Bottrop: Für mich ist es immer der Moment, wenn wir das Studio verlassen und uns sicher sind, dass ein Haufen mehr oder weniger schöner neuer Lieder relativ wohlgestaltet auf Tape festgehalten ist. Für immer.


Pix666: Ihr singt ja deutsch, kein Wunder bei einer Deutschpunkband – aber zu welchem Zeitpunkt trifft man diese Entscheidung, nicht Englisch oder Russisch singen zu wollen?

Vega: Da gab es keine Entscheidung.

Herr Bottrop: Sind wir denn eine Deutschpunkband?

Bene: Irgendwas mit Punk…


Pix666: Bei Punkbands denkt man an Dauerspaß, Saufen und wilde Parties – aber ihr seid da anders, oder?

Vega: Ich will Orgien, Stress und Streit und mehr Gemeinheit! Aber darüber singen – das kann ich nur nüchtern.

Bene: Dieses Dauerspass-Bild ist generell ziemlich überholt. Punks können auch ganz schön spießig sein. Aber eine Fun Punk Band sind wir definitiv nicht, falls Du das meinst.

Herr Bottrop: Aber wir sind immer noch dieselben fiesen Punks, die ohne Fahrschein U-Bahn fahren und Verkehrsteilnehmer beleidigen.



Pix666: Immerhin singt ihr nicht nur über belanglose Dinge, wie andere Punkbands, sondern beschäftigt euch auch mit tiefgründigen Themen. Euer letzter Videoclip von Anfang 2021 heißt ‚Zahlen‘. Da auch euer Bandname eine Zahl enthält, kann ich mir gut vorstellen, dass mindestens einer von euch ein Faible für Zahlen hat – vielleicht seid ihr ja deshalb zu dritt (kleinste Primzahl, und dann noch ungerade!)?

Herr Bottrop: Es gab da mal einen Zahlentick – oder gibt’s den eigentlich immer noch, Vega…?

Vega: Das ist ja jetzt schon wieder etwas länger her… Und das Lied selbst brauchte echt lange. War ja auch nicht so einfach… Hast du keinen Zahlentick?

Herr Bottrop: Wer hat schon keinen Zahlentick?


Pix666: Ja natürlich habe ich auch einen Zahlentick, ich hätte euch am Liebsten durchnummeriert, dann hätte ich mir die Namen nicht merken müssen 😊 Wo habt ihr denn den Clip zum Song ‚Zahlen‘ gedreht und gab es irgendwelche lustigen Momente beim Dreh? Musstet ihr beim Dreh eigentlich irgendwelche Corona-Regeln einhalten? Habe da gerade Bilder im Kopf, und sehe, wie die Polizei euch beim Dreh kontrolliert.

Vega: Es war ziemlich kalt! Wir haben alle gefroren! Angst vor der Polizei war da gar kein Thema. Überhaupt…!

Herr Bottrop: Und überhaupt… das Zahlen-Video wurde genau einen Tag vor Lockdown-Verkündung gedreht. Ich weiss nicht wie’s in anderen Bundesländern ist, aber als ‚Berufsmusiker‘ hat man in Berlin relative Restriktionsfreiheiten. Es dient ja dem Broterwerb, genau wie Bauarbeiter oder Gabelstablerfahrer… Das heisst aber nicht, dass man bei solchen Projekten auf Tests oder Abstandsregeln scheissen darf. Logisch.


Pix666: Könnt ihr euch eigentlich noch an euren letzten Liveauftritt erinnern, bestimmt ne Weile her…? Konntet ihr die neuen Songs vom 2020er ‚Album‘ schon irgendwo aufführen?

Herr Bottrop: Ja. Und sogar schon drei neue Unveröffentlichte

Vega: Eigentlich haben wir alle Lieder vom “Album” schon irgendwo und irgendwann gespielt! Nur nicht im Ganzen, mit Ansage….Aber im Badehaus und Conne Island konnten wir das meiste… und haben da auch schon “Zoni” gespielt, oder? Und dann im Kesselhaus auch.

Herr Bottrop: „Zoni” ist ein ganz neuer Song. Er handelt nicht etwa über Mauerfall oder Wiedervereinigung, sondern über unser eigenes inneres Bandgefüge.

Bene: Das war Oktober 2020 im Kesselhaus, Berlin, zusammen mit Zuckerclub. Einige der „Album“-Lieder haben wir aber auch schon im Set gehabt, lange bevor die Platte rauskam.

Herr Bottrop: Ja, die Platte haben wir fast komplett live gespielt bevor sie wirklich erschienen ist – alle Songs, bis auf „Zahlen“.


Pix666: Eure kommende Tour hat den wundervollen Titel „wenn nicht jetzt, dann voraussichtlich ein andermal TOUR 2022“? Denkt ihr, dass das Corona Gespenst bis nächstes Jahr vertrieben ist?

Bene: Ich hüte mich mittlerweile vor jeglichen Prognosen. Keine Ahnung.

Herr Bottrop: Vermutlich wird die Krankheit noch 10 oder 20 Jahre am Start sein, aber nach und nach ihren Schrecken verlieren. 2/3 der Hühnerherzen sind mittlerweile geimpft.


Pix666: Habt ihr bis dahin dann so viele Songs geschrieben, dass ihr eventuell 3 Stunden live auf der Bühne stehen werdet?

Vega: Eher 1,5 Stunden. Danach bin ich kaputt.

Bene: So in etwa.

Herr Bottrop: Vielleicht sollten wir mal einen Pausen-Block einbauen?



Pix666: Ihr wollt ja auch in Österreich und der Schweiz auftreten. Kennt man euch dort überhaupt? Verfolgt man eigentlich als Band Stream-Statistiken und weiss dann genau, wo die Hörer und Fans leben?

Vega: Ich weiß nicht, wer kennt uns denn?

Bene: Wird interessant herauszufinden, ob uns da jemand kennt. Ich verfolge die Statistiken nicht.

Herr Bottrop: Wir haben viele Fans auf Sardinien, da war „Eis auf Ex“ schon mal in Auswanderer-Eisdielen-Dauerrotation.


Pix666: Wo seht ihr Acht Eimer Hühnerherzen in etwa 5 Jahren – welche Träume habt ihr als Band und auf welchen Bühnen würdet ihr am Liebsten mal spielen?

Vega: Ich würde gerne meine Band mit nem Porsche abholen oder mit nem Golf 1, gerattet, ohne Verdeck. Die Bühne ist mir eigentlich egal, da ich auf jeder erst unfassbar aufgeregt und am Ende befreit bin.

Bene: Im Moment hoffe ich, dass die meisten schönen, kleinen Bühnen überhaupt noch da sind, wenn es wieder möglich ist zu spielen. Fünf Jahre plane ich nie im Voraus, aber ein Bandporsche wäre super.


Pix666: Als Musiker beschäftigt man sich mit Sicherheit die meiste Zeit mit Musik – aber was macht ihr sonst in der Freizeit so, wenn ihr mal auf andere Gedanken kommen wollt– gibt es interessante Hobbies, die ihr betreibt?

Vega: Ich lerne Cello spielen.

Herr Bottrop: Ich lerne Musik machen.


Pix666: Gibt es eine Frage, die ihr schon immer mal in einem Interview beantworten wolltet, die aber noch nie gestellt worden ist? Wenn das der Fall ist, wäre jetzt die Chance dazu > Frage und Antwort ‚diy‘ am Stück.

Vega: Woher die Gewalt?

Herr Bottrop: Und wieso eigentlich?

Bene: Ja, was weiss ich (!?!)


Pix666: Eine Frage hätte ich aber selbst noch: Wo kann man Acht Eimer Hühnerherzen Merch und Platten kaufen?

Bene: Z.B. bei Coretex Berlin oder Flight 13 Freiburg

Herr Bottrop: Die Platten gibt’s eigentlich in jedem gutsortierten Punk- und Indie-Mailorder… und auch bei Spotify.


Pix666: Möchtet ihr den Fans noch was Spezielles mit auf den Weg geben?

Vega: Es ist immer wunderbar, wenn ihr mitsingt! Danke!

Bene: Bis bald!!

Herr Bottrop: “Es ist nicht schwer, zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen.“ Johannes Brahms


Pix666: Vielen Dank für die interessanten und sympathischen Antworten. Bleibt gesund – und ganz viel Erfolg für die Zukunft. Vielleicht sieht man sich ja nächstes Jahr auf Tour


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Fotos © Acht Eimer Hühnerherzen