QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Jan Euler (Breathe Atlantis)

von Marko Jakob | 05.04.2022 |


Pix666: Hallo Jan. Danke, dass du dir die Zeit für ein kleines Interview genommen hast. Wie geht es dir zurzeit?

Jan: Hey Marko, wir haben zu danken, dass du uns hier befragen möchtest. Ich bin zurzeit etwas gestresst, weil ein Album Release immer mit super vielen Aufgaben und Arbeiten verbunden ist, wie z.B. die Promo zum Album auszurollen, Merchandise und Album Bestellungen zu packen und rauszuschicken oder auch eben Interviews geben. Wobei das alles tolle Beschäftigungen sind und ich super froh bin, dass wir damit viel zu tun haben, denn das bedeutet auch das unsere Musik gut anzukommen scheint.


Pix666: Ihr wart in der letzten Zeit unglaublich fleißig – ihr habt vier Singles, jeweils inclusive eines Videoclips, veröffentlicht – und vor ein paar Wochen erschien dann euer viertes Album ‚Overdrive‘. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis und wie waren bisher die Reaktionen auf die neuen Songs?

Jan: Am Ende sind es sogar 6 vollwertige Musikvideos geworden, was eine unglaublich hohe Quote bezogen auf die Songanzahl auf dem Album und im Vergleich zu unseren bisherigen Alben. Das ganze so umzusetzen, bedeutet auch immer einen immensen Zeit- (und auch Geld-) Aufwand, aber wir wollten unsere Vision zum Album auch visuell so gut es geht umsetzen. Letztendlich wurden wir mit viel Lob und großartigen Kritiken belohnt und haben durch die Bank positive Rückmeldungen in Form von Nachrichten und Kommentaren bekommen. Wir haben versucht all unsere Emotionen in dieses Album zu stecken und anscheinend können viele Menschen sich in die Songs hineinversetzen. Wir wollten so ehrlich wie möglich mit unseren Gefühlen umgehen und die Leute fühlen das.


Pix666: Gab es irgendwelche Unterschiede in der Arbeitsweise – im Vergleich zu den vorherigen Alben – die durch die Covid Pandemie bedingt waren?

Jan: Definitiv, wir waren damals gerade auf einer nationalen Tour, die nach 3 Shows abgesagt wurden und das gab uns schon ein ziemlich schlechtes Gefühl was wir erstmal verarbeiten mussten. Wir dachten, dass die Welt untergeht (zumindest metaphorisch) und daraus ist z.B. der Song „Going Down“ entstanden.

Wir waren also früher als geplant wieder im Studio und konnten uns dadurch auf jeden Song einzeln konzentrieren, was dazu führte das die Tracks reifen konnten und wir keinen Zeitstress hatten.

Dennoch hatten wir mit vielen Problemen zu kämpfen, wie z.B. dem Ausstieg unseres Gitarristen Joschka oder einer Stimmbandentzündung unseres Sängers Nico, um nur die größten Baustellen zu nennen. Es war keine einfache Zeit, aber wir haben uns durchgebissen, auch das hört man auf dem Album.



Pix666: Wie oben schon erwähnt, dreht ihr ziemlich viele Videoclips. Das scheint euch als Band wirklich Spaß zu machen. Wie lange dauert denn bei euch so ein Dreh im Durchschnitt, und was passiert alles an lustigen Dingen hinter den Kulissen?

Jan: Wir stecken ziemlich viel Herzblut in die Videos und haben dabei auch immer eine Do-It-Yourself Mentalität, was aber meistens dazu führt, dass die Drehtage super anstrengend und lang sind. Wir haben dann so schöne Ideen wie z.B. uns im Winter bei 0 Grad Außentemperatur nachts auf eine Industriehalde (illegaler Weise) zu stellen und in Jeansjacke einen Song zu performen (Break The Silence) oder eine Autoszene (Changes) direkt vor einer Shisha-Bar zu drehen, um durchgängig gefragt zu werden, wer der krasse Rapper hier denn sei. Wir haben bei den Drehs aber immer viel Spaß und versuchen es allen Leuten am Set so entspannt wie möglich zu machen. Natürlich fließt dann auch das ein oder andere Bier und es werden auch irgendwann Witze am Fließband produziert. Nach 10 Stunden Dreh kannst du dann auch nicht mehr ganz professionell bleiben.


Pix666: Wie entstehen denn eure Songs – gibt es da innerhalb der Band eine bestimmte Aufgabenverteilung und von welchen Themen handeln eure Songs vorwiegend – hat es da einen roten Faden?

Jan: „Overdrive“ ist zwar kein Konzeptalbum, aber man kann in den Geschichten der Texte schon eine Linie erkennen. Wir verarbeiten unsere innersten Gefühle, wie man beim Titelsong des Albums hört und auch im Video sieht. ‚OVERDRIVE‘ ist für uns zu einem Wendepunkt geworden, den wir alle gebraucht haben. Wir verarbeiten auf der Platte unsere Vergangenheit, in der wir aufgrund äußerer Umstände oft frustriert und deprimiert waren und wir uns limitiert und eingeengt gefühlt haben von Erwartungen oder externen Vorstellungen. Bei diesem Album haben wir einfach mal gemacht, worauf wir Bock haben und haben uns alles von der Seele geschrieben und geschrien. Das ist unser ehrlichstes und gefühlsvollstes Album, das wir bis jetzt geschrieben haben.

Die Texte schreibt Nico, aber wir versuchen ihm auch immer Input oder evtl. ein Thema zu geben und arbeiten die finalen Lyrics dann zusammen aus. Musikalisch bietet jeder seine Ideen an und auch da setzen wir uns zusammen in den Proberaum oder ins Studio und nehmen die Demos auf.

Bei ‚Overdrive‘ konnten wir uns den Luxus erlauben zusammen mit Andy Posdziech (unserem Produzenten) an den Songs und Demos zu arbeiten und Song für Song durchzuarbeiten. Seine Erfahrung hat uns enorm geholfen, das auszudrücken was wir sagen wollten.



Pix666: Euer neues Album gibt es in limitierter Auflage auch als wunderschönes Box Set (Vinyl oder CD) mit jede Menge Inhalt. Wenn man so ein umfangreiches Paket auf die Beine stellt, wie sehr hilft da die Zusammenarbeit mit einem starken Partner, der bei euch Arising Empire heisst?

Jan: Arising Empire ist ein Label, das unheimlich viele gute und junge Bands rausbringt und hilft, die Musik zu den Hörern zu bringen. Da arbeiten Menschen, die die Musik lieben und dafür brennen, Metalmusik populär zu machen. Wir sind unheimlich froh, so einen Partner an unserer Seite zu haben und wir haben uns sehr über die Möglichkeit gefreut unsere allererste Vinyl-Platte an den Start zu bringen.

Die limitierte Box haben wir allerdings selbst auf die Beine gestellt, aber auch da konnten wir auf Freunde und unsere DIY- Mentalität zurückgreifen. Wir designen die Produkte alle selbst und kümmern uns auch selbst um Produktion der Sachen.


Pix666: Vor einigen Jahren habt ihr eine Tournee mit der sehr bekannten schwedischen Band Imminence gespielt. Ihr habt ja nun in diesem Jahr euer 10-jähriges Jubiläum mit der Band. War diese Tour 2018 für dich eines der großen Highlights der bisherigen Bandgeschichte? Was ist dir aus diesen zehn Jahren noch alles als Meilenstein in besonderer Erinnerung geblieben?

Jan: Die damalige Imminence-Tour war schon eine geile Nummer, aus der auch Freundschaften entstanden sind, die z.B. auch zum Feature mit Eddie Berg (‚Savior‘) geführt haben. Neben dieser Tour bin ich auf so viele große und kleine Dinge stolz, wir haben u.a. das Album ‚Futurestories‘ zusammen mit dem renommierten Produzenten Dan Korneff in New York produziert und dort ein Musikvideo (‚Lost‘) gefilmt. Wir haben für Kindheitshelden wie Sum41, Memphis May Fire oder Bury Tomorrow als Support gespielt. Wir haben auf unserem Weg so viele Freunde kennengelernt und ich bin froh überhaupt so lange mit dieser Band überlebt zu haben, allein das ist heutzutage schon eine Ausnahme, da viele Bands eine relativ kurze Lebenszeit haben.


Pix666: Nun gab es ja in den vergangenen beiden Jahren kaum die Möglichkeit, live aufzutreten. Wie sehr wünscht ihr euch das echte Tourleben zurück und wo kann man euch in diesem Jahr spielen sehen? Gibt es schon fixe Termine?

Jan: Leider ist durch Corona die Situation sehr schwierig geworden. Etliche Touren und Termine wurden zwei oder dreimal verschoben und kollidieren dadurch wiederrum mit anderen Terminen. Von daher wird es noch etwas dauern, bis wir eine komplette Tour spielen können aber wir arbeiten mit Hochdruck an ein paar Release Shows noch in diesem Herbst.

Dennoch freue ich mich wieder Konzerte spielen zu können, dafür leben und arbeiten wir schlussendlich. Nichts gibt dir so ein Gefühl wie eine Rock Show.



Pix666: Als Musiker bleibt ja bestimmt sehr wenig Freizeit übrig, aber hast du trotzdem irgendwelche Interessanten Hobbies?

Jan: Früher habe ich viel und gerne Fußball gespielt, mittlerweile habe ich fast ausschließlich Hobbies, die sich um Musik drehen. Mir machen viele Sachen Spaß wie z.B. Songwriting, Producing oder auch das Reparieren von Instrumenten und Verstärkern. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht irgendwas Musikalisches mache.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich zwischendurch auch schon mal gerne eine Runde ‚League Of Legends‘ zusammen mit meiner Freundin zocke. Ich rege mich immer auf, wenn ich verliere…


Pix666: Ihr habt als Band zwar schon ziemlich viel erlebt, aber zum Abschluss des Interviews darf nun mal geträumt werden. Jan, auf welchem Festival würdest du in Zukunft gern mal auftreten und mit welchen Bands gern auf Tour gehen?

Jan: Da gibt es viele, aber wenn ich es mir aussuchen müsste, wäre mein Wunsch-Festival natürlich Rock am Ring. Schon am Anfang meiner Karriere habe ich immer das Ziel gehabt, einmal im Leben auf diesem Festival zu spielen.

Papa Roach wäre wahrscheinlich die Band, mit der ich gerne touren würde. Das sind einfach Kindheitshelden, mit denen ich zur Rockmusik gefunden habe und es wäre mir eine Ehre als Vorband spielen zu dürfen.


Pix666: Gibt es noch irgendwelche Neuigkeiten über Breathe Atlantis, die du den Lesern ausplaudern magst?

Jan: Zurzeit ist das aktuelle Album ja noch frisch und wir haben auch noch ein paar Überraschungen für den Album-Zyklus geplant. Davon ab arbeiten wir aber tatsächlich schon wieder an neuer Musik und haben Spaß daran in welche Richtung sich das alles entwickelt. Was daraus wird, kann ich natürlich noch nicht verraten;)


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten und viel Spaß bei den kommenden Auftritten – ich hoffe, man sieht sich mal auf Tour. Bleib gesund!

Jan: Vielen Dank, gleichfalls und bis bald! J


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Fotos © Katharina Sterl (@kathisterl)