QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Herrmann Ostfront (OST+FRONT) Mai 2020

von Marko Jakob


Pix 666: Hallo Herrmann. Die wichtigste Frage gleich am Anfang. Bist du gesund und guter Laune, trotz der derzeit ungewohnten Umstände?

Herrmann: Danke der Nachfrage. Ich bin gesund und sehr im Stress mit dem neuen Album. So im Stress das ich von der Krise so richtig noch gar nichts mitbekommen habe. Klar die Straßen und Bahnen waren leer auf dem Hin und Rückweg zum und vom Studio.

Einige auch mir wichtige Geschäfte waren zu, aber ich hatte seit Monaten keinen freien Tag mehr und bin nicht dazu gekommen, mich emotional in diese seltsame Zeit zu begeben. Vielleicht auch zum Glück, wenn ich viele Leute in meinem Umfeld betrachte. Es geht vielen nicht gut, weil sie z.B. nicht ausgelastet sind und den ganzen Tag grübeln, wie es in Zukunft weiter geht.


Pix 666: Du bist nun seit über 10 Jahren mit deiner Band Ost+Front unterwegs, hast auf den bekanntesten Festivals gespielt und die coolsten Clubs des Landes zum Kochen gebracht. Wie sehr vermisst du die Bühne?

Herrmann: Wenn ich jetzt nicht solche Berge an Arbeit zu bearbeiten hätte, würde mir das sicher sehr fehlen. Jetzt ist es gar nicht so verkehrt, denn ich muss meine Arbeit nicht unterbrechen. Aber wenn ich das alles erledigt habe, freue ich mich auch wieder ganz doll auf die Bühne.


Pix 666: Ihr habt in diesem Jahr wieder zahlreiche Festivalauftritte und im Herbst eine kleine Clubtour geplant. Was denkst und hoffst du, wird von diesen Terminen stattfinden. Oder bist du eher der Meinung, das Jahr 2020 ist bereits ‚beendet‘, was Großveranstaltungen angeht?

Herrmann: Das kann ich überhaupt nicht einschätzen. Irgendwann müssen die Leute ja auch mal wieder Spaß am Leben haben dürfen. Deshalb hoffe ich, dass wenigstens Clubshows bald wieder stattfinden können. Wenn auch mit Auflagen wie Atemmasken. Im Supermarkt geht das ja auch.


Pix 666: Habt ihr, wie viele andere Bands auch, ein Streaming-Kontert geplant? Was hältst du von diesem Trend, der die aktuelle konzertlose Zeit versüßen soll?

Herrmann: Wir haben das nicht geplant und ich kann auch nicht einschätzen wie gut das funktioniert, weil ich mir bisher zeitlich bedingt noch kein Online Konzert angucken konnte.



Pix 666: Wie verbringst du aktuell deine Zeit? Die Fans warten sehnsüchtig auf den Nachfolger von ‚Adrenalin‘? Arbeitest du mehr als sonst an neuen Songs oder bevorzugst du lieber einen Spaziergang durch Berlin?

Herrmann: Ich arbeite jetzt seit 2 1/2 Jahren an dem neuen Album und in den letzten Monaten ganz extrem. Aktuell bin ich mit allem von meiner Seite durch. Es sind sämtliche Spuren im Kasten. Jetzt beginnt die Abmischung in den Fascination street Studios in Schweden. Sie schicken mir immer den fertigen Mix zu und ich sage dann, was ich für Änderungen haben möchte. Das ist jetzt meine Aufgabe für die nächsten Wochen. Nach der langen Zeit im Studio, werde ich aber auch sehr viel in Berlin spazieren gehen. Dabei mache ich dann immer meinen Bürokram. Telefonieren, Mails beantworten, Facebook und Instagram. Alles an der frischen Luft.


Pix 666: Wie ist denn so allgemein die Lage und Stimmung in der Hauptstadt? Erkennt man die nie schlafende Stadt Berlin überhaupt noch wieder?

Herrmann: Es wird langsam besser. Aber es ist dennoch eine andere Stadt. Vor ein paar Wochen habe ich jede Nacht in einem Studio auf einem Schiff in Treptow gearbeitet. Das war ziemlich gespenstisch. Nachts um 5 auf dem Heimweg waren an der Warschauer Brücke nur die Dealer unterwegs und die waren ziemlich neben der Spur, weil sie wohl vor Frust ihr eigenes Zeug eingenommen hatten. Alles sehr verstrahlt und aggressiv.


Pix 666: Ohne die modernen Kommunikationsmittel wäre die Zeit der Isolation oder sogar Quarantäne sicher noch viel weniger zu ertragen. Wie hältst du Kontakt zu Freunden, Verwandten und den Bandkollegen – probierst du da aktuell auch neue Dinge aus?

Herrmann: Ich versuche den Leuten in dieser angespannten Zeit ein bisschen Freude zu machen. Allerdings gehe ich dabei keine neuen Wege. Das passiert in erster Linie über Instagram und Facebook. Oder ich poste mal was Lustiges in unserer Bandinternen WhatsApp Gruppe. Wie gesagt macht mir Corona noch gar nicht zu schaffen, aber ich merke wie meine Mitmenschen leiden und ich versuche sie etwas aufzuheitern.


Pix 666: Wird diese Corona-Krise dauerhaft Spuren hinterlassen – bei dir selbst und bei der Menschheit allgemein?

Herrmann: Ich hoffe nicht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass die Leute noch eine Weile distanzierter im Bezug auf körperliche Nähe bleiben könnten. Ansonsten wird sicherlich vielen bewusst, was sie eigentlich für ein tolles Leben hatten und so wird bestimmt wieder mehr ins Kino auf Konzerte oder ins Schwimmbad gegangen.


Pix 666: Vielen Dank für die interessanten Antworten – Bleib gesund und hoffentlich bis bald auf Tour!

Herrmann: Vielen Dank! Euch auch alles Gute! Bitte bleibt gesund 🙂


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