JULFEST 2024 – Enns, Kulturzentrum d’Zuckerfabrik 06.01.2024

von Marko Jakob und Lucifera Nightmare

Unser Konzertjahr 2024 begann nicht wie üblicherweise mit einem Konzert, sondern gleich mit einem eintägigen Festival. Der Weg führte in die Zuckerfabrik Enns zu einem Festival, welches jahrelang in einem Dornröschenschlaf lag. Aber zum Glück dauerte der Schlummerzustand des Julfest nicht so lange, wie bei der blonden Märchenschönheit. Der Veranstalter Alpine Asylum hat insgesamt sieben Bands aus Deutschland und Österreich zum wohl ersten einheimischen Festival des Jahres gelockt.
Viele Fans haben den Weg durch den winterlichen Dauerregen auf sich genommen und bescherten dem Veranstalter bei der Neuauflage des Julfest ein fast ausverkauftes Haus. Es waren sogar Metalheads aus Italien und Rumänien vor Ort.

Die Organisation der Veranstaltung verlief absolut reibungslos, dies begann bereits mit umfassenden Informationen auf Website und Social Media. Auch vor Ort gab es keine Komplikationen. Außer der Musik war auch für Essen und Trinken gesorgt. Im Außenbereich gab es ein Zelt mit Glühwein und Glühmet. An der Indoor Bar gab es alle gängigen Getränke, und diese zu einem Preis, der weit unter dem von uns in Wien gewohnten lag. Als besonderes Highlight gab es eine Honigbier-Kreation, die in Zusammenarbeit der Imkerei Pfaffeneders Wabenreich BIO-Imkerei sowie der Hofbrauerei Bierkanter entstanden ist.

Aber nun mal ein paar Worte zur Musik …



GRAUFAR

… los ging es kurz vor 17 Uhr mit der einheimischen Band Graufar. Die Black/Death Metalband aus Linz hatte hier in Enns ein wahres Heimspiel, das sorgte von Beginn an für Super Stimmung. Die Zuckerfabrik war schon gut gefüllt und einige Graufar Fan Shirts waren in den ersten Reihen auch zu sehen. Die Musik war ziemlich abwechslungsreich, vor allem auch, weil sich Gitarrist und Bassist auch intensiv am Gesange beteiligt haben. Bleiben wir gleich mal beim Graufar Bassisten – er hatte definitiv die längsten Haare des Abends – die braune Mähne reichte bis zur Kniekehle. Der Sound in der Location war absolut gut und die Lichtanlage der absolute Hammer. Der kleine Club ist echt eine Perle. Für ihre tollen Show bekamen die Jungs aus Linz lautstarken Applaus von den Fans.

https://www.facebook.com/graufar



KNAAT

Nun waren die ersten Gäste aus Deutschland an der Reihe. Die Pagan/Folk Metal Band Knaat aus München zog mit ihren entblößten Oberkörpern gleich mal alle Blicke auf sich – aber auch musikalisch lenkten sie sofort die Aufmerksamkeit der Festivalbesucher auf sich. Auf der Bühne war ordentlich Bewegung. Der Keyboarder der Band hatte sich zusätzlich ein Keyboard zum Umhängen bereitgestellt – damit machte er sich dann auch gleich mal auf eine Runde durchs Publikum. Die Jungs von Knaat kreisten unentwegt mit den Köpfen und ließen die langen Haare wehen. Der letzte Song begann mit einem sehr ruhigen Intro, krachte dann aber wie auch der Rest der Songs so richtig los. Die Band zeigte vollen Einsatz und auch im Publikum wehten inzwischen die langen Mähnen. Das ging ja richtig gut los hier beim Julfest 2024. Zwei Bands und zweimal ein richtiger Volltreffer.

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BLACK FOREST

Die Pausen zwischen den Bands waren mit 20 Minuten ziemlich kurzgehalten – alles ging bei den Umbauten sehr flott und so begann um 19 Uhr schon die dritte Band.  Nun war wieder eine Band aus Österreich am Start. Black Forest aus Wien bedankten sich gleich zu Beginn ihrer Show bei den Fans für das zahlreiche Erscheinen, obwohl sie laut eigener Aussage in Oberösterreich eigentlich noch ‚Nobodies‘ sind. Aber nach Nobodies klang die Musik von Black Forest nun wirklich nicht. Sänger Fabian bestach mit einer sau guten Bühnenpräsenz und präsentierte mit seinen Bandkollegen eine handvoll starke Songs. Die Jungs hatten auch neue Songs dabei, die es exklusiv beim Julfest live zu hören gab. Die Fans wurden dann auch noch zum Plaudern zum Merchstand eingeladen, aber zuvor noch mit einen mega Gitarrensolo verzückt. Dann wurde aber leider schon der letzte Song angekündigt. „Ruft einfach jetzt schon mal Zugabe“ sagte Fabian – … und die Fans schrien und bekamen ‚Moonlight‘ vom 2018er Debutalbum.

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NORDBLUT

Als nächstes betraten Nordblut das ‚Schlachtfeld‘ Bühne. Die Band aus Ober- und Niederösterreich lockte nun so gut wie alle Besucher weg von Glühweinzelt und Bar – der Konzertbereich war nun richtig gut gefüllt und die Fans bekamen eine wirklich fantastische Show geboten. Tolle Kostüme und reichlich Nebel sorgten auch optisch für ein wahres Musikfest. Das Konzert von Nordblut sorgte für richtig gute Laune und machte natürlich auch durstig. Die Band hat dann auch mit den Fans während der Show angestoßen und dabei die Bühne ein wenig in einen See verwandelt. Nordblut überraschten unter anderem auch mit einer minimal abgeänderten Coverversion eines berühmten deutschen Schlagerhits – das war wohl eines der interessantesten ‚Atemlos‘ Cover, das wir je gehört haben. „Ihr seid der Wahnsinn“ sagten Nordblut dann, da die Stimmung nun wirklich den Höhepunkt erreicht hatte. Band und Fans waren jetzt wie in einem Rausch – die Zuckerfabrik kochte vor Energie. „Vom Nächsten gibt es ein Video auf YouTube – ‚Das Haus im Nebelwald‘“ hieß es dann. Die Band verabschiedete sich dann von ihren euphorischen Fans und verabredete sich zu einem Treffen am Merch. „Und wer brav ist, darf Mal meine Hörner anfassen“ lautete die heiße Einladung von Sängerin Hagazussa. Wer mehr von Nordblut hören mag, hat am 20.02.2024 die Chance dazu im Escape in Wien.

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THORMESIS

Die deutsche Band Thormesis hat bereits sieben Alben veröffentlicht, das neueste Werk ‚If Mania Never Ends‘ erschien 2022. „Wir sind Thormesis – Guten Abend“, so begrüßte das Post-Black Metal Quartett die Fans in der Zuckerfabrik Enns. Die Band startete 2006 mit deutschen Lyrics, seit 2019 gibt es aber auch Songs in Englisch. Die Stücke zeichneten sich durch atmosphärische Soundharmonien und einen stetigen Tempowechsel aus. Das Headbangen mussten während der Thormesis Show die Fans alleine bewältigen – die drei Jungs an der ‘Front’ hatten dazu nicht die passende Haarlänge, lediglich der Drummer tat es den Fans gleich.

Thormesis hielt die Fans mit Songs wie zum Beispiel ‚Scherbentanz‘ und aus ‚Still the claim‘ wach. Für alle, denen es zu langsam war, kam dann die erlösende Ansage: „Jetzt etwas schneller – ‚Falling depth‘. Und schon begannen die Metal Fans wieder, mit den Köpfen zu Wackeln. Dann wurde es wieder emotional – ‚In den Nächten der Wiederkehr‘ aus dem Jahr 2012 wurde für einen verstorbenen Freund geschrieben. „Österreich – wir waren Thormesis – Hier ist unser letztes Lied für heute Abend ‚You are the Parting‘“. Und plötzlich war nochmal mega Stimmung in der Hütte, die ganze Zuckerfabrik klatschte im Takt mit. Ein toller Auftritt mit einem grandiosen Schlussakt.

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GERNOTSHAGEN

Nun war es schon spät am Abend geworden, die sechste Band stand bevor. Für den Auftritt von Gernotshagen hatte sich aber erstmal der Fehlerteufel zu Wort gemeldet – ein Stecker hatte sich verirrt und eine zwanzig minütige Suche begann. Aber zum Glück hatten ja die Fans zur Ablenkung gutes Bier und zahlreiche nette Leute zum Plaudern. Dann hieß es ‚Daumen hoch‘ und es ging endlich mit brachialem Sound weiter – Pagan Metal der Extraklasse. Gernotshagen, gegründet vor fast 25 Jahren, traten auch hier in Oberösterreich in ihren traditionellen, coolen Outfits auf. „Habt ihr noch Bock?“ fragte Sänger Askan in die Menge. Die Stimmung war auch nach 23 Uhr immer noch super und das Publikum noch kein bisschen müde. Die Band aus Thüringen in Deutschland feierte hier in der Zuckerfabrik zusammen mit etwa 200 begeisterten Besuchern eine knapp einstündige Metalparty. Schluss war allerdings leider schon früher, als gedacht. „Das Letzte Stück, da wir am Anfang etwas getrödelt haben, falls es jemandem aufgefallen ist.“ Mit ‘Zyklus Tod’ vom 2020er Album ‘Ode Naturae’ endete der Auftritt von Gernotshagen und war somit etwa 10 Minuten kürzer, als ursprünglich geplant. Wer mehr von den Jungs sehen mag, dem können wir das Dark Troll Festival im Mai 2024 empfehlen, dort hat die Band fast ein Heimspiel.

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ANCST

Nun wurde es etwas leerer im Saal, das lag aber natürlich nicht an der Band, sondern vielmehr daran, dass die Bahnfahrer rechtzeitig zum letzten Provinzzug zum Bahnhof Enns kommen mussten. Die Bühne war bereit für –Ancst. Die Band mit der außergewöhnlichen Mischung von Stilen – hauptsächlich Hardcore und Black/Death Metal – legten ohne große Vorrede los und die Fans nutzen das etwas Mehr an Platz konsequent aus. Jetzt ging es noch mal richtig ab, die Metalheads hatten sich noch jede Menge Kraft und Energie für den Schlussakkord aufgehoben. „Schön, dass noch ein paar da sind – wir sind aus Berlin“ so meldete sich Sänger Tom dann nach ein paar Songs zu Wort. Ancst hatten das Publikum bis weit nach Mitternacht fest im Griff. Ein toller und schweißtreibender Abschluss eines etwa 8-stündigen Eintagesfestivals.

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Wir waren am Ende ziemlich erschöpft, etwas rauschig – aber vor allem total happy über das Erlebte. Wir möchten uns bei allen Bands bedanken, aber natürlich vor allem beim Veranstalter für dieses super organisierte Event und die Einladung. Außerdem verneigen wir uns vor dem tollen und friedlichen Publikum und hoffen nun, dass sich Dornröschen nicht wieder schlafen legt – denn wir würden gern im nächsten Jahr wiederkommen. Das hat riesen Spaß gemacht und war ein perfekter Einstieg ins Konzertjahr 2024. Stay Metal !!!

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