QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Bjørn M. und RooDee (BlueForge)

von Marko Jakob


Pix666: Hallo Bjørn, hey RooDee. Ein außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns. Wie geht es euch, seid ihr gesund?

RooDee: Wie wahr, was für ein außergewöhnliches Jahr, aber wir haben es gesund und relativ problemlos überstanden…trotz aller mißlichen Umstände und Widrigkeiten.

Bjørn: „Außergewöhnlich“ beschreibt das Jahr auch irgendwie, wenn auch nicht vollständig.


Pix666: BlueForge gibt es seit 2017. Erzählt doch mal ein bisschen über eure Band. Wie hat alles begonnen, wie habt ihr euch kennengelernt und welche Art von Musik macht ihr?

RooDee: Begonnen hat die BlueForge Story eigentlich schon vor ca. 23 Jahren. Damals haben Bjørn und ich uns über einen gemeinsamen Freund kennengelernt und angefangen gemeinsam Musik zu machen. Das Projekt zerfiel dann aber und wir verloren uns aus den Augen.

Ende 2016 führte uns besagter Freund erneut zusammen und daraus entwickelte sich BlueForge in der jetzigen Form.

Bjørn: Ist das alles schon so lange her? Wie die Zeit vergeht! Aber wahrscheinlich haben wir diese Zeit auch gebraucht. Ganz allgemein kann man unsere Musik im Synth-Pop/-Rock verorten, wobei ich immer etwas amüsiert bin, wenn ich die ganzen Stilbezeichnungen höre, denen wir zugeordnet werden könnten. Ich bräuchte da dringend Nachhilfe. Natürlich sehen wir uns als Musiker etwas breiter aufgestellt und gehen auch nicht so ran, dass wir beim Komponieren und Produzieren irgendein Ergebnis bereits im Kopf haben oder ganz gezielt eine Stilrichtung bedienen wollen.

Für uns  sind eingängige Melodien, eine gewisse Tiefe und Atmosphäre wichtig. Da ich schon immer mit Synthesizern und Samplern gearbeitet habe, fühle ich mich damit natürlich am wohlsten und das prägt auch unseren Sound. Irgendwie verspüren wir auch einen gewissen Weltschmerz, weshalb unsere Songs meistens einen melancholischen Touch haben. Aber so blöd wie es manchmal kommen kann, so blöd kann man garnicht denken, wie wir gerade alle erleben.


Pix666: In welchen Bands habt ihr denn schon so alles mitgewirkt und was habt ihr da so Interessantes erlebt?

Bjørn: Bei mir ist es schon etwas länger her, dass ich in einer Band gespielt habe. Seit Mitte der 90iger bis 2001 hieß die Formation NewPassion. Wir hatten zwar ein paar schöne Gigs, haben aber nie etwas veröffentlicht. Zu Beginn von BlueForge hatten wir gedacht, dass wir daran anknüpfen würden und hatten die Single „Retrospective“ rausgebracht mit zwei Songs aus dieser Zeit, so dass wir NewPassion quasi unseren eigenen kleinen Schrein gebaut haben.

RooDee: Schon vor BlueForge habe ich in der Rockband ROPE gesungen und gespielt, was ich auch immer noch mache.


Pix666: Wie entstehen denn eure Songs, macht ihr das alles selbst, oder habt ihr da noch zusätzliche Unterstützung?

RooDee: Wir machen wahnsinnig viel selbst, vielmehr als wir anfangs gedacht und uns gewünscht hätten. Auch unsere Videos und das gesamte Artwork machen wir selbst. Für unsere Bandfotos spannen wir Uwe Schröder und für die Videos Bjørn‘s Bruder ein.

Bjørn: Zunächst haben wir unseren Co-Writer Dominic Schimmelpfennig. Wir teilen uns die Kompositions- und Textarbeit. Manche Songs steuert er aber auch komplett bei, so zum Beispiel auch einen unserer beliebtesten Songs „Fading&Fall“. Das Arrangieren, Mixen und Mastern mache ich dann. Es kommt auch oft vor, dass ich mit nahezu fertigen Songs komme und Dom und ich dann beginnen, einfach drauflos zu texten. Wir haben aber kein standardisiertes Vorgehen und jeder Song bekommt von uns eine Spezialbehandlung. Für „Pre-Star“ hatten wir das große Glück, Dirk Riegner gewinnen zu können.

Er hat viele eigene Ideen eingebracht und die Songs neu gemischt. Nicht nur, dass es „Pre-Star“ musikalisch echt nach vorne gebracht hat, konnten wir auch viel für unsere kommende Arbeit von ihm lernen. Ansonsten remixe ich auch gerne Songs von anderen Bands und wir lassen auch Versionen für unsere Singles erstellen. Die Zusammenarbeit mit anderen Musikern bringt immer sehr viel Spaß und ist sehr wichtig für uns. Viele Grüße an dieser Stelle an alle Genannten und vor allem auch an die Nicht-Genannten!



Pix666: Einen Tag vor Heilig Abend 2020 habt ihr den Videoclip zum Titel ‚Clouds‘ veröffentlicht, ein total schöner Clip in einer tollen Location.  Wo habt ihr denn den Clip gedreht und gab es da Schwierigkeiten beim Dreh bezüglich irgendwelcher ‚Corona-Auflagen‘?

Bjørn: Wir hatten in einem Foto-Studio in Berlin gedreht, überwiegend aber um Greenscreenaufnahmen zu machen. Der größte Teil spielt also in einem virtuellen Raum. Nebenbei konnten wir uns aber auch in den Requisiten austoben, wo auch ein paar schöne Szenen und dann auch Fotos entstanden sind.

RooDee: Wir hatten echt Glück, was die Beschränkungen anging, da wir für die Dreharbeiten die „Lockdown-Pause“ genutzt hatten. Wenn wir so könnten, wie wir wollen, würden wir gerne noch aufwendigere Videos machen.


Pix666: ‚Clouds‘ ist ja bereits die dritte Singleauskopplung aus eurem Debutalbum ‚Pre-Star‘. Wir waren denn bisher die Reaktionen auf die Songs und Videos?

Bjørn: Beschimpft wurden wir jedenfalls noch nicht. Bisher haben wir eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen. Im schlimmsten Fall kommt sowas, wie ihr ja wisst, das ist nicht so meine Musik, aber es ist gut gemacht.

RooDee: Häufig werden unsere Songs auch mit denen von Depeche Mode verglichen. Natürlich ist so ein Vergleich und in eine Schublade gesteckt zu werden, nie besonders erfreulich, aber dieser Vergleich schmeichelt uns als Depeche Mode Fans sehr. Auch wenn wir nicht so sehr danach streben, nach irgendjemand zu klingen, können wir wohl unsere musikalischen Vorlieben nicht verbergen, aber es gibt schon auch einen „BlueForge-Sound“.

Schön sind auch die persönlichen Reaktionen, wenn ich Freund‘innen unsere ersten Aufnahmen vorspiele, um mal so vorzufühlen, ob die Songs funktionieren. Zum Beispiel haben wir für das kommende Album „Soul Rockets“ die absolut ergreifende Ballade „After All“ aus der Feder von Dom aufgenommen. Regelmäßig wenn die jemand zum Probehören bekommt, fließen die Tränen. Was soll man sagen, Tränen lügen nicht 😉


Pix666: Ein Song auf eurem Album hat es mir besonders angetan, und zwar das wundervolle Duett ‚Cure & Disease‘ zusammen mit Crystal Joilena? Da ich Crystal bereits von ihrem Duett ‚Eternally Yours‘ mit Motionless In White (eine der berühmtesten Metalcore Bands der Welt) kenne, frage ich mich jetzt ernsthaft, wie ihr es geschafft habt, an die junge Frau ranzukommen. Bitte die komplette Geschichte – ich bin total neugierig.

RooDee: Wir sind auf Crystal durch ihr fantastisches Cover von „Walking in my Shoes“ aufmerksam geworden. Für uns eins der besten Depeche Mode Cover überhaupt. In jedem Fall waren wir wohl schnell genug. Aber wir haben auch immer noch Kontakt.

Bjørn: Ich war auch total von dem Cover begeistert und in irgendeiner Nacht habe ich sie einfach ganz naiv und ohne irgendwelche ernsthaften Erwartungen angeschrieben und gefragt, ob sie Lust darauf hätte, mit uns was zumachen. Ich war schon überrascht, als sie einfach und ohne irgendwelche Bedingungen zugesagt hat. Ich habe ihr dann unsere Demos geschickt und sie hatte sofort Lust darauf, „Cure&Disease“ zu machen. Neben dem Duett auf „Pre-Star“ habe ich nochmal einen Remix gemacht, den sie alleine singt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir diese Version auf einer der kommenden Singles veröffentlichen.

Zusätzlich hat sie dann auch noch einen weiteren Song von mir genommen und einfach drüber getextet und eingesungen. Die Ballade „The 90‘s“ hat sie dann auch lange vor unserem Album unter Crystal Joilena feat. BlueForge rausgebracht. Als wir dann unser erstes Konzert im Dezember 2019 im Silverwings angekündigt hatten, wir hätten sie wahrscheinlich nie danach gefragt oder so etwas zu hoffen gewagt, da hatte sie schon online angekündigt, dass sie extra aus New York kommen wird, um mit uns „Cure&Disease“ zu performen. Ich wünschte, dass mehr Künstler so entspannt und offen für gemeinsame Projekte wären. Das war wirklich eine ganz außergewöhnliche Erfahrung in der ersten Phase in der wir als Band überhaupt in Erscheinung getreten waren.


Pix666: Schaut man sich als Musiker auch mal die Anzahl der Streamings an und schielt auf Statistiken? Wisst ihr z.B., in welchen Ländern ihr am meisten gehört werdet?

Bjørn: Ich beobachte das natürlich. Glücklicherweise gibt es dafür ja die Tools der Streaminganbieter. Die Liste der Länder ist inzwischen wirklich lang. Eigentlich gibt es auf dem gesamten europäischen und australischen sowie den amerikanischen Kontinenten Hörer. In Asien und Afrika gibt’s vereinzelt auch mal jemand. Quantitativ ganz vorne sind aber Russland und die Staaten. Bei aller Kritik an den Streamingdiensten muss man schon anerkennen, dass es ohne sie wohl nicht möglich wäre, jemand in El Salvador, Japan, auf Island oder im Libanon zu erreichen. Wenn man dann auf die Abrechnungen schaut, tritt aber auch Ernüchterung ein, aber ohne Streaming geht‘s zukünftig nicht.

RooDee: Natürlich hört man uns auch in Deutschland, was jetzt keine große Überraschung sein dürfte.



Pix666: Wie sehen eure Pläne für 2021 aus? Wird es mehr neue Songs geben, vielleicht sogar eine Albumveröffentlichung? Wie sieht es mit der Tourplanung aus, oder ist sowas aktuell aus eurer Sicht noch verfrüht??

Bjørn: An einigen Stellen ist es mir ja schon rausgerutscht, dass es einiges Neues von BlueForge in 2021 geben wird. Komplett fertig sind die Songs für das in diesem Jahr erscheinende Album „Soul Rockets“. Im Moment sind wir dabei das Artwork zu machen und uns zu überlegen, wann und wo wir veröffentlichen, da wir aktuell kein Label haben.

RooDee: Wir arbeiten auch schon an den Singles, wobei unsere Remixe für die ersten beiden Singles „Last Procedure“ und „Break It Down“ schon fertig sind. Auf die Remixe unserer Musikerkollegen warten wir noch und wir wollen noch Videos produzieren, was aktuell sehr schwierig ist. Offen ist auch noch, ob wir auch mal eine Ballade als Single veröffentlichen werden. Wie es ja schon durchgeschimmert ist, haben wir mit „After All“ aus unserer Sicht ein ganz besonderes emotionales Stück am Start, welches uns auch sehr am Herzen liegt und eine Veröffentlichung als Single verdient hätte.

An eine Tourplanung ist aktuell irgendwie noch nicht so richtig zu denken. Wir haben zwar eins, zwei Termine im Herbst, zum Beispiel das Dark Rush Festival Revival in Berlin, aber dieses wurde inzwischen auch schon mehrfach verschoben.


Pix666: Was macht ihr außer Musik noch so? Habt ihr vielleicht interessante Hobbies?

RooDee: Ich bin Zimmermann und arbeite auch in diesem Beruf. Neben dem Job, BlueForge und ROPE bleibt aber keine Zeit für weitere Hobbys.

Bjørn: Für mich ist Reisen sehr wichtig und ich koche sehr gerne. Neben meinem Job und BlueForge bleibt mir inzwischen aber auch kaum Zeit für anderes. Am Anfang von BlueForge hatte ich tatsächlich gedacht, lass mal ein bisschen Musik machen. Inzwischen ist aber soviel mehr dazu gekommen. Zum Beispiel machen wir ja auch die Videos selbst und das ganze Artwork, so dass sich alleine daraus ein neues Hobby entwickelt hat. Hin und wieder remixe ich auch für andere Bands.


Pix666: Was werdet ihr nach Beendigung des Lockdown als erstes tun – was habt ihr in den vergangenen Monaten am Meisten vermisst?

RooDee: Wir hoffen darauf, endlich wieder live spielen zu können. Als Band haben wir das am meisten vermisst.

Bjørn: Definitiv live spielen und reisen, wobei das natürlich nicht nur von der Beendigung des Lockdowns abhängig ist. Es war schon sehr frustrierend, dass wir unser Debütalbum bis jetzt nicht live präsentieren konnten.


Pix666: Danke für eure Zeit und für die interessanten Antworten. Bleibt gesund und viel Erfolg weiterhin!!!


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Fotos © Uwe Schröder (https://www.facebook.com/UweSchroederFotografieBerlin/)