QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Marie Matthies (Kontorsionistin/ Feuerkünstlerin) April 2020

Pix666: Hallo Marie – danke, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast. Kontorsionistin und Feuerkünstlerin ist dein Beruf. Wie lange machst du das schon professionell und was genau passiert bei deinen Shows?

Marie: Ich mache das jetzt seit ca. 5 Jahren und in meinen Shows kombiniere ich gerne ein Mischprogramm aus Feuershow, Tanz und Kontorsion. Feuershow je nach Möglichkeit, so ist es z.B. indoor häufig aus Brandschutzgründen nicht möglich offene Flammen zu verwenden, so dass ich dann eher LED-Einlagen nutze.


Pix666: Wann bemerkt man, dass man sich so verbiegen kann? Ist das teilweise ‚angeboren‘ oder reines Trainingsergebnis?

Marie: Es gibt beides. Bei mir ist es vor allem angeboren, so dass ich mein Gewebe entsprechend grundlegend dehnen kann, jedoch das Ganze dann durch intensives Training ausbaue und vervollkommne. Sowohl in Hinblick auf Beweglichkeit als auch sehr stark fokussiertes Muskel- und Gleichgewichtstraining, um dann das eigene Gewicht in diesen Posen aufrecht halten zu können.
Von meiner Hypermobilität erfahren habe ich übrigens mit 14 Jahren, als ich mich beim Schulsport in einer Weise verletzt hatte, die normalerweise an dieser Stelle eigentlich nicht möglich sein sollte, so dass dem behandelnden Arzt meine besondere Veranlagung dann schnell klar wurde.


Pix666: Du trägst bei deinen Shows immer coole Outfits. Lässt du dir diese speziell anfertigen, oder machst du die selbst?

Marie: Ich habe das Privileg, gelernte Maßschneiderin zu sein und daher nicht auf ein bereits bestehendes Repertoire an Kleidung zugreifen und hoffen zu müssen, dass ich etwas passendes finde, sondern kann mir meine Outfits je nach eigener Kreativität und Vorstellung zusammenschneidern.


Pix66: Bei welchen bekannten Veranstaltungen bist du schon aufgetreten und was waren für dich die Highlights, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Marie: Ich habe bereits bei mehreren Veranstaltungen Auftritte vorzuweisen. Die Bekanntesten dürften das WGT, die Zitadelle in Spandau und über mehrere Jahre auch die inzwischen bedauerlicherweise eingestellte Königin der Nacht sein.



Pix666: Ist bei einer Show auch schon mal was schiefgegangen?

Marie: Abgesehen von Kleinigkeiten, wie z.B. kleineren Brandverletzungen beim Körperfeuer – im Übrigen durch meine damaligen Showpartner bzw. Assistenten verursacht und nicht durch mich selber; in der Hinsicht habe ich glücklicherweise noch eine weiße Weste – oder die üblichen Showpannen, wie z.B. einzelne Dochte, die nicht so brennen, wie sie es eigentlich sollten, habe ich keinerlei “Unfälle” vorzuweisen.

Ich lege viel Wert auf Sicherheit und bin daher gerne auch mal mehrfach am Abend damit beschäftigt, dem Publikum in Erinnerung zu rufen, dass Feuer heiß ist und man nicht in die Schalen spazieren sollte. Diese Sorgfalt sorgt dafür, dass meine Unfallquote gering bleibt.


Pix666: Trittst du nur bei öffentlichen Veranstaltungen auf, oder kann man dich und deine Show auch für private Feiern buchen?

Marie: Ich bin gerne bei allem dabei, was ich mitnehmen kann. Ob große, öffentliche Veranstaltungen oder private Feiern, wie z.B. Hochzeiten – ich mache immer gerne mit. Einzig solche doch sehr …unpassenden Veranstaltungen wie z.B. ein Schlagerfestival wäre etwas, dass ich überdenken müsste, weil ich da musikalisch, rhythmisch, etc. nicht so reinpassen würde. Auch steigt natürlich die Unfallgefahr mit dem Alkoholpegel des Publikums, was ich gerne vermeide. Safety first ist für mich mehr als nur eine Redewendung.


Pix666: Hast du noch irgendwelche Wünsche für die Zukunft – bei welcher Art von Projekten würdest du am Liebsten mal mitwirken?

Marie: Das eine habe ich bereits erreichen können – die World Championship of Performing Arts (WCOPA) wird mich nächstes Jahr im deutschen Team sehen und das andere wäre eine Mitgliedschaft im Cirque du Soleil, für die ich aber noch einiges an Arbeit investieren werde. Die aktuelle Krise hat mir da einen Aufschub in Hinblick auf den Besuch des Zirkus geliefert, den ich mit Training zu verbringen gedenke, um sie von meinen Qualitäten überzeugen zu können.



Pix666:
Wie überbrückst du aktuell die Zeit des Veranstaltungsverbotes?

Marie: Einerseits habe ich als Solo-Unternehmerin Anspruch auf den staatlichen Zuschuss und auch wenn dies die verlorenen Einnahmen natürlich nicht ersetzen kann, hilft es dennoch beim Überleben. Ansonsten habe ich immer noch meine Auftragsarbeiten im Maßschneidergewerbe, die es mir ermöglichen nicht am Hungertuch zu nagen und dennoch meine Miete zahlen zu können.

Sagen wir wie es ist: die Situation ist hart, aber ich werde mich schon irgendwie durchbeißen.
Meine Hoffnung beruht auf der Zukunft, wo ich derzeit mit dem Pyro Team Berlin im engen Kontakt stehe und zusammen mit ihnen auf die neu erwachte Welt Hoffnungen setze und bereit stehe, die Menschen dann nach Corona wieder im Leben willkommen zu heißen. Sobald das alles endlich bewältigt ist, versteht sich.

Pix666 wünscht dir weiterhin viel Erfolg und Gesundheit


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