QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Daniel Kremsner (PSYCHO VILLAGE)


Pix666: Hey Daniel, als wir uns Anfang Januar in Berlin getroffen haben, und ich dir sagte, ich mag Psycho Village und höre es oft im Auto, war deine Antwort: „Du siehst nicht aus, als würdest du ‚It’s okay‘ mögen“. Bist du irgendwie froh, dass du mit deiner Musik genreübergreifend Menschen erreichst?

Daniel: Ich war immer Fan von verschiedenen Genres und Songs und das spiegelt sich auch in unserer Musik wider. Es gibt natürlich bei allem einen gemeinsamen Nenner. Mir ist es sehr wichtig einen „catchy“ Chorus zu schreiben, der im Ohr bleibt und man im Idealfall direkt mitsingen kann. Es ist tatsächlich auch für uns sehr überraschend, wie unterschiedlich unsere Fangruppen sind. Wir waren zB mit The Raven Age auf Tour, bei denen der Großteil des Publikums aus Iron Maiden Fans besteht und hatten ein enorm gutes Feedback und haben wirklich viele CDs verkauft. Im Kontrast dazu waren wir zB mit tAKiDa und The Calling auf Tour deren Publikum vorwiegend Weiblich ist die eher die Balladen mögen und haben auch hier im Schnitt ähnlich viele Fans gewonnen. Unsere Fans strecken sich also wirklich von Metalliebhabern bis hin zu Leuten die normalerweise Pop hören und das freut mich wirklich, weil ich das Gefühl habe, dass wirklich für jeden etwas dabei ist und wir flächendeckend Menschen berühren können.


Pix666: Als du Psycho Village gegründet hast, warst du noch sehr jung. Welche Bands haben dich als Teenager geprägt? Gibt es musikalische Vorbilder, die vielleicht auch Einfluss auf die Musik haben, die du mit deiner Band machst?

Daniel: In meinen Teenager Jahren habe ich sehr viel Guns n Roses, Velvet Revolver und Backyard Babies gehört, darüber bin ich dann irgendwann zu Alter Bridge und Black Stone Cherry und Shinedown. Das waren die frühesten Einflüsse wegen denen ich auch Psycho Village gegründet habe. Aktuell höre ich viel die neuen Sachen von Bring me the Horizon, Falling in Reverse, Crown the Empire, Fever 333 etc. Ich liebe es neue Bands und Musik zu entdecken und mich auch davon inspirieren zu lassen.


Pix666: Erst etwa 10 Jahre nach Bandgründung ist euer erstes richtiges Studioalbum ‚Unstoppable‘ erschienen. Warum hat das so lange gedauert und wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis?

Daniel: Wir haben 2013 die erste Single und 2014 die erste EP veröffentlicht, da war ich um die 18 Jahre alt. Wir waren dann bis 2015 in Österreich unterwegs, haben sehr viele Radiosender besucht und wirklich viele Konzerte gespielt. 2015/16 haben wir dann begonnen in Deutschland auf Tour zu gehen und wurden dann 2017 für unsere ersten internationalen Tourneen engagiert und waren uA mit Nothing More, The Creepshow und Fates Warning unterwegs.

Zu dem Zeitpunkt haben wir schon einige neue Songs gespielt, aber nach diesen Tourneen kam einfach eine Tour nach der nächsten dazu sodass wir nicht die Zeit gefunden haben, das Album fertig zu stellen. Wir waren dann 2018 noch mit Puddle of Mudd, Saving Abel, Raveneye und The Fallen State unterwegs und konnten dann im Sommer 2018 das Album fertig stellen, also seit dem ist das Album fertig. Während der Tour mit Saving Abel, hat uns deren Bassist an ein US-Label vermittelt welches uns dann unter Vertrag nehmen wollten und bis die Verhandlungen durch waren, und der Vertrag unterschrieben wurde ist wieder etwas Zeit vergangen. Anfang 2019 waren wir dann mit Otep und The Raven Age auf Tour, und haben die Verhandlungen mit unserem jetzigen EU/UK Label (7hard/7us Meda Group) gestartet. Im Endeffekt ist dann das Album im September 2019 erschienen, als ziemlich genau 10 Jahre nach Bandgründung, und wird am 17.April in den USA erscheinen.

Ich bin der Meinung, dass es das beste Album ist, dass wir zu dem Zeitpunkt hätten schreiben und produzieren können und bin mehr als Glücklich mit dem Ergebnis. Das Ziel war es ein modernes Album zu produzieren, dass trotzdem nicht nach Plastik klingt sondern nach einer tatsächlichen Band die spielt aber eben mit moderner Produktion und Sounds. Von der Songauswahl haben wir die 10 stärksten Songs aus der 10 Jährigen Bandgeschichte genommen. Manche Songs wie ‘Half Caste Symphony’ und ‘It´s Okay’ wurden schon 2011/12 geschrieben. Andere wie ‘Unstoppable’ erst kurz vor Albumrelease. Den Chorus zu ‘Broken Hearted’ habe ich zB 2010 geschrieben, und erst 2018 fertig gestellt. Manchmal braucht es sehr lange um einen Song zufriedenstellen fertig zu schreiben und dann passieren auch manchmal einfach Songs und sind in 5 Minuten geschrieben.



Pix666: Ihr seid ja sehr viel auf Tour, habt etwa 200 Konzerte in den letzten zwei Jahren gespielt. Wie hart trifft es einen Musiker emotional und auch finanziell, wenn plötzlich – aufgrund eines fast weltweiten Veranstaltungsverbotes – eine Tour unterbrochen bzw. abgebrochen werden muss.

Daniel: Wir waren tatsächlich bis zum Tag des Shutdowns (Österreich) auf Tour. Am 6. Januar ging es los und am 15. März waren wir zu Hause und das war tatsächlich recht knapp. Eine sogenannte „Post Tour Depression“ ist etwas über das wenig Touring Bands sprechen, aber unter Musikern die viel auf Tour sind ein sehr verbreitetes Problem. In diesem Fall, war es wirklich noch etwas härter. Wir sind von fast 2,5 Monaten Tour nach Hause gekommen und dürfen bis aufs Einkaufen etc nicht mal mehr das Haus verlassen, oder Freunde besuchen.

Gerade das ist für die Psyche nach einer so langen Zeit auf Tour unumgänglich und trifft einen danach noch stärker als sonst. Unsere aller erste US-Tour mit Trapt, Smiles Empty Soul und einigen anderen Bands wurde abgesagt. Das wäre natürlich einer unserer größten Träume gewesen, auf einer entsprechend großen US-Tour dabei zu sein. Eine zweite Tour im September in den USA wurde auch abgesagt und alle unsere Pläne für dieses Jahr innerhalb einer Woche zu nichte gemacht. Noch dazu kommt, dass wir ja auch in unterschiedlichen Ländern leben, was die Arbeiten am nächsten Album auch nicht einfacher macht. Wir werden auf jeden Fall weiter machen, und arbeiten auch an neuen Songideen, aber nach so langer Zeit auf Tour, und mit 12-14 Menschen auf engstem Raum, dann ohne großartig etwas zu tun und in der Wohnung eingesperrt zu sein, ist alles andere als einfach.


Pix66: Wo genau wart ihr, als die Information kam, dass die Tour nicht fortgesetzt werden kann? Wird die Tour irgendwann weitergehen?

Daniel: Wir waren in Dublin und haben uns gerade auf das erste Irlandkonzert in Cork vorbereitet. Die Konzerte in Irland, Schottland und England die wir nicht spielen konnten werden voraussichtlich im Rahmen dieses Tourpackages nicht nachgeholt und stattfinden. Wir werden aber natürlich alles versuchen in welchem Rahmen auch immer in diese Städte zu kommen.


Pix666: Was waren bei den vielen Konzerten bisher die Highlights – positiv wie negativ? Sind da interessante oder ungewöhnliche Dinge passiert?

Daniel: Das größte Highlight seit ‘Unstoppable’ veröffentlicht wurde war definitiv die Show in der ausverkauften Batschkapp Frankfurt vor +1500 Leuten. Wir waren davor auf einer anderen Tour, auf der ich ziemlich krank geworden bin, die letzten Shows waren leider auch nicht wirklich gut besucht und wir haben einige Shows vor unter 100 Leuten gespielt und ich musste krankheitsbedingt die letzte Show dieser Tour absagen, weil ich keine Stimme mehr hatte und natürlich war ich auch entsprechend nervös ob ich dann in Frankfurt singen kann. Am nächsten Tag war dann die erste und größte Show der zweiten Tournee mit tAKiDa vor einer riesigen ausverkauften Halle, die Stimme war wieder da und wir haben mehr CDs verkauft als jemals bei einer einzelnen Show. Diese Show zu toppen wird schwierig.

Ein weiteres Highlight waren die Shows in Merthyr Tydfil und Edinburgh. Beide Venues waren extrem kleine Clubs und die Veranstalter haben da teilweise +300 Leute reingequetscht, sodass es so eng war, dass sich niemand bewegen konnte und so heiß, dass wir schon klatschnass waren als wir auf die Bühne gegangen sind, und das Anfang Februar. Die Stimmung war der Wahnsinn. Während der Show ist dann auch zwei Mal der ganze Strom ausgefallen sodass man nur noch die Drums gehört hat.

Eine Show die auch in Erinnerung bleiben wird ist unsere erste Show in Rom. Da haben wir in einer sehr großen 800er Halle gespielt und hatten neben den beiden Screens mit denen wir immer spielen auch noch einen 10m langen LED Screen hinter uns. Das war mit Abstand die größte „Production“ die wir jemals bei einer Show hatten und das italienische Publikum ist immer sehr enthusiastisch.


Pix666: Was macht man als Musiker, wenn man das Haus nicht verlassen soll/darf? Wie vertreibst du dir die Zeit, schreibst du vielleicht schon neue Songs?

Daniel: Wir haben während der Tour einige Shows gefilmt und auch das Audio recorded. Ich arbeite gerade daran hier ein mögliches Livealbum zu erstellen und erstelle auch zu fast jedem Song ein Video vom entsprechenden Konzert. Hier wird es bald Live-Versionen und Videos aus London, Berlin und Paris geben die wir auch auf Youtube veröffentlichen werden. An ein paar neuen Songs arbeite ich auch gerade.


Pix666: Ihr habt eine sehr aktive Fangruppe auf Facebook (The Unstoppables). Wie wichtig ist für dich als Musiker ‚Social Media‘?

Daniel: Social Media ist in Wahrheit die einzige Möglichkeit mit unseren Fans in Kontakt zu bleiben, neue Veröffentlichungen zu kommunizieren und zu bewerben. Alles andere ist leider einfach nicht im Budget. Entsprechend ist es umso wichtiger eine Fangruppe zu haben, die glücklicher Weise auch sehr aktiv und begeistert ist. Andrea hat nach der Tour mit tAKiDa die Fangruppe „Psycho VIllage Fans Europe – The Unstoppables“ ins Leben gerufen die mittlerweile auf über 300 Mitglieder gewachsen ist und langsam zu einem richtigen Streetteam wird. Das bedeutet uns wirklich viel und wir hätten niemals geglaubt, dass wir jemals einen „offiziellen“ Fanclub haben werden! Jeder einzelne der uns unterstützträgt einen großen Teil dazu bei, dass wir Musik spielen und schreiben können und weiterhin auf Tour gehen können.


Pix666 wünscht dir und deiner Band viel Erfolg


Psycho Village bei Amazon
Psycho Village auf Facebook

photos © Psycho Village