QUICKIE DER WOCHE: Das Kurzinterview mit Jeremy Lentner (Traitors To The Crown)

von Marko Jakob


Pix666: Hallo Jeremy. Danke, dass du Zeit für ein kurzes Interview hast. Ich hoffe es geht dir und den Jungs aus der Band gut?

Jeremy: Hey, vielen lieben Dank für die Einladung. Ja uns geht es gut und wir sind gerade super happy, dass wir endlich unsere zweite Single ASCENSION rausbringen konnten. Du kannst dir vorstellen, dass es gerade jetzt nicht so einfach ist, Videos zu drehen, im Studio zu sein und generell das Bandleben zu gestalten.


Pix666: Da es eure Band Traitors To The Crown erst seit ein paar Monaten gibt, denke ich, dass es da bei dir schon eine musikalische Vorgeschichte gibt – was hast du vorher musikalisch so ‚getrieben‘ und wer sind deine Vorbilder?

Jeremy: Ja – wir haben natürlich alle die ein oder anderen musikalischen Vorgeschichten. Was mich und meinen Bruder Josh, den Gitarristen bei den Traitors angeht, sind wir seit unseren späten Teenagertagen ein Teil des Hardrock Trios Midriff. Somit sind wir doch schon etwas länger dabei und durften sehr viele schöne Dinge in den letzten Jahren erleben. Musikalische Vorbilder bzw. Einflüsse gibt es viele und das glaube ich, hört man der neuen Musik auch an. Ich bin ein großer Musikfan, höre sehr viel aktuellen Metal wie While She Sleeps, Architects, Erra,…Bin aber auch ein großer Rockfan. Bands wie Monster Truck oder Alter Bridge finden sich genauso in meiner Musiksammlung wie Alben von Country-Artists oder Popsongs von Billie Eilish.


Pix666: Wo haben sich denn die Bandmitglieder kennengelernt und wer hatte die Idee, diese neue Band zu gründen?

Jeremy: Nach dem letzten Midriff-Album-Cycle zeichnete sich ab, dass die Band aus privaten Gründen etwas zurücktreten wird und Josh und ich machten das, was wir seit einem Jahrzehnt nach jedem Album machen – wir gingen wieder ins Songwriting. Dabei merkten wir allerdings, dass wir einfach mal ohne Druck und Grenzen Songs geschrieben haben.

Das war eine ganz neue Erfahrung und tat dem kreativen Prozess richtig gut. Ich hätte mir vor zehn Jahren nie vorgestellt, dass ich mir mal einen Synth kaufen würde! Es gab keine wirklichen Genregrenzen, wir haben mit vielen Sounds experimentiert und viele neue Songideen gesammelt. Dabei war es bald klar, dass wir für diesen neuen kreativen Output auch ein passendes Outlet schaffen müssen – und die Entscheidung, eine neue Band zu gründen war gefallen. So machten wir uns auf die Suche nach zwei Mitstreitern. Zu Beginn waren wir gar nicht wirklich fixiert auf eine männliche oder weibliche Stimme, es war uns nur wichtig, die richtige Stimme für die Songs zu finden.

Ein Kumpel von mir gab mir dann einen Tipp zu Chris Matthews und wir haben uns einfach mal ne Unplugged-Cover Show von ihm angesehen und fanden es richtig geil. Dann kam der erste Lockdown und wir konnten uns erstmal nur digital kennenlernen. Da er in Deutschland lebt, war ein Grenzübertritt nach Österreich bis Juni nicht möglich.

Dafür starteten wir dann gleich mit der Studioarbeit zur ersten Single. Max kennen wir schon viele Jahre, wir sind in der gleichen Ecke aufgewachsen, teilen denselben Proberaumkomplex und ja – die Musikwelt ist einfach klein. Und er war bereits im vertiefenden Writingprozess vor der Bandgründung unser Wunschkandidat für den Posten hinter den Kesseln. Dass er auch die harten Vocals beisteuern kann wussten wir gar nicht, es hat uns aber schnell geholfen, unseren Sound zu finden.



Pix666: Gibt es irgendeine Geschichte, die hinter eurem Bandnamen steckt?

Jeremy: Ja – Josh und ich waren gerade in einer sehr kreativen Songwritingphase und ich war für ein paar Tage in London. Bei einer kleinen Schifffahrt auf der Themse schnappte ich die Worte „Traitor to the Crown“ auf – und ich dachte mir nur, wie geil wäre dieser Name für das neue Projekt? Es schlich sich ja auch nach und nach beim Songwriting vor der Bandgründung das Gefühl ein, dass man in einer Art und Weise Verrat an dem begeht, was man jahrelang musikalisch macht. Als es dann soweit war, dass wir komplett waren, haben wir den beiden Jungs den Namen vorgeschlagen und jeder war sofort begeistert!


Pix666: Anfang November letzten Jahres habt ihr dann eure Debut-Single ‚It’s Not Time To Die‘ inclusive eines schönen Videoclips veröffentlicht. Wie waren denn die Reaktionen der Fans auf den Erstling?

Jeremy: Wir waren natürlich super nervös, als wir Mitte Oktober die Social-Media Kanäle starteten und in die Promotion für „It’s Not Time To Die“ gingen. Wie würden es die Leute aufnehmen, wie sind die Rückmeldungen, wie nehmen es die Medien auf? Das sind viele Fragen, die man sich zu Beginn stellt. Aber es gab eine dermaßen tolle Resonanz von allen Seiten, dass uns das schon sehr bestärkt hat, dieses doch schwierige Unterfangen, in von Lockdowns, Social-Distancing und Reisebeschränkungen geprägter Zeit ein neues Projekt aufzubauen, zu wagen.


Pix666: Letzte Woche ist dann euer nächstes Video ‚Ascension‘ erschienen. Wo habt ihr denn eure bisherigen Clips gedreht und habt ihr dabei auch lustige Momente erlebt?

Jeremy: Wir haben die Clips in Kufstein gedreht – dafür konnten wir eine Halle anmieten bzw. in einem Lagerraum das Film-Set aufbauen. Aktuell müssen Videodrehs noch genauer geplant werden und somit ist alles schon zeitlich sehr straff vom Timing her. Aber natürlich gibt es da die ein oder anderen lustigen Momente, ist ja klar. Einige Szenen haben wir zum ersten Mal realisiert – wie etwa die Badewannenszene der ersten Single. Da ist man schon erleichtert, wenn das Färben des Wassers funktioniert – wir hatten nur ein einen Versuch. Es muss dann einfach alles passen, Team, Schauspielerin, Camera-Operator…da kommen viele Faktoren zusammen. Und herzlich zu lachen, nach der geglückten Szene, darf natürlich auch nicht fehlen.


Pix666: Der neue Song enthält sogar einige Rap-Einlagen, wie man sie auch vom neuesten Hit von Blind Channel aus Finnland kennt.  ‚Ascension‘ klingt wirklich nicht nach Österreich, und das ist natürlich absolut keine Beleidung. Ich denke das öffnet euch die Türen, um auch im Ausland bekannt zu werden. Weisst du, in welchen Ländern eure Songs am häufigsten gestreamt werden?

Jeremy: Vielen Dank für das Kompliment – ich glaube, dass sich in Österreich wie in Deutschland eine starke und selbstbewusste Hard&Heavy Szene gebildet hat. Mit Norbert Leitner haben wir einen großartigen Partner in Sachen Editing, Mixing und Mastering gefunden, der unserer Produktion den letzten Schliff und das gewisse Etwas verleiht. Wir hoffen natürlich, dass vor allem der deutsche Markt aufspringt – das ist für uns mal mit Sicherheit der erste große Step. In der Tat sind Deutschland und Österreich stark in den Streams vertreten, doch auch Skandinavien und USA scheinen weit oben in den Statistiken auf.



Pix666: Habt ihr eigentlich innerhalb der Band eine klar strukturierte Herangehensweise, was das Schreiben von Songs angeht? Wer von euch macht das was?

Jeremy: Aktuell arbeiten wir natürlich Songideen von Josh und mir auf – da gibt’s ziemlich viel Material. Doch was die Lyrics angeht, arbeitet Chris auch mit einem Kumpel, der Ideen beisteuert und die wir zusammen bei uns im Studio ausarbeiten und verfeinern. Der Workflow funktioniert so bereits ziemlich gut. Da wir auch über ein angenehm ausgestattetes Home-Studio verfügen, kann hier tagelang produktiv und relaxed gearbeitet werden.


Pix666: Wie weit seid ihr im Hinblick auf ein Debutalbum, ich denke mal ihr habt euch in eurem Homestudio ‚verschanzt‘?

Jeremy: Wir arbeiten aktuell an vielen Songs – da wir uns allerdings nicht häufig treffen können – der Grenzübertritt ist für einen von uns aktuell gar nicht möglich, findet einiges an Arbeit digital statt. Wir konzentrieren uns auf möglichst tolle Songs, ein Album ist für 2021 allerdings noch kein Thema – das macht nur Sinn, wenn man dieses auch anständig betouren kann. Aktuell ist es wichtig, eine möglichst starke Community aufzubauen, tolle Singles zu releasen, um dann, möglichst gestärkt und erfolgreich erste Shows spielen zu können. Es sind gerade viele Dinge in Planung – mehr dazu gibt es hoffentlich bald.


Pix666: Wie würdest du die Musik eurer Band beschreiben, wenn du sie in einen Katalog, der nach Genres sortiert ist, einfügen müsstest?

Jeremy: Das Genre ist immer so eine Sache – für die einen hat es noch was mit Rock zu tun, für die anderen ist es Metal. Erstaunt haben mich die überaus positiven Rückmeldungen Rock- und Metal-orientierter Radios in Deutschland und Österreich. Ich würde es als modernen Hard’n’Heavy beschreiben. Es geht vor allem in der Production in eine Art von “Nu-Core“. Vielleicht einigen wir uns auf „Modern Metal“…haha…für Fans von Bring Me The Horizon, Architects, While She Sleeps. Aber natürlich ist auch etwas von Alter Bridge, Linkin Park und diversen Pop-Artists drin. Wie gesagt – beim Songwriting waren Genregrenzen mal nur sehr am Rande existent.


Pix666: Gibt es generell schon Überlegungen, einige Konzerte zu terminieren – oder wartet ihr, bis wir das Corona-Gespenst vertrieben haben?

Jeremy: Grundsätzlich machen große Tourplanungen gerade noch wenig Sinn, das Jahr 2021 ist eigentlich planungstechnisch rum, die Tourneen besetzt und jeder wartet nur mehr auf den Startschuss, der einfach nicht kommen will. Es werden die ein oder anderen Shows gebucht – richtig losgehen wird es aber wohl erst 2022. Also noch genug Zeit um viel tolle Promoarbeit zu leisten.



Pix666: Wie ist denn eigentlich zur Zeit die Stimmung in der Bevölkerung in Österreich im Bezug auf die Pandemie, die uns alle nun schon über ein Jahr stark einschränkt?

Jeremy: Ich versuche möglichst wenig Kommentare auf Social Media zu lesen – da ich mich über die meist sehr extremen Positionen der Diskussionsteilnehmer aufregen müsste. Aber man merkt zusehends eine Pandemiemüdigkeit der Bevölkerung – aber das müssen wir halt jetzt aussitzen. Unsere Branche war die erste die geschlossen wurde und wird wohl auch die letzte sein, die wieder „normal“ arbeiten darf.  Grundsätzlich empfinde ich es halt als sehr schade, dass die Berichterstattung über die schwer betroffene Kunst- und Kulturszene zusehends in den großen Medien versandet. Kunst- und Kultur sind halt leider nicht wie andere Branchen binnen wenigen Tagen wieder startklar.


Pix666: Wo siehst du Traitors To The Crown in etwa 5 Jahren – welche Träume hast du oder habt ihr als Band und auf welchen Bühnen würdet ihr am Liebsten mal spielen?

Jeremy: Oh – das ist immer eine sehr schwierige Frage und aktuell empfinde ich diese Frage fast als unbeantwortbar, weil gerade so viele unterschiedliche Faktoren den Erfolg beeinflussen. Vor 13 Monaten hätte sich niemand gedacht, dass man sich für ein Jahr im Studio einschließen kann/muss und der Grenzübertritt zwischen Tirol und Bayern schier unmöglich ist…

Aber ja – natürlich wäre es schön, wenn TTTC kontinuierlich wachsen würden, man sich einige unangenehme Extrarunden der letzten Jahre sparen würde und tolle Musik schreiben kann, die den Fans da draußen auch noch so gut gefällt, dass sie die Songs streamen, die Videos ansehen, zu den Konzerten kommen und diese Band nach und nach ein Level weiter nach oben heben würden.  Ich würde mich schon sehr auf gefüllte Festivalsommer freuen – das wäre wirklich wieder mal sehr sehr schön.


Pix666: Als Musiker beschäftigt man sich mit Sicherheit die meiste Zeit mit Musik – aber was machst du sonst in der Freizeit so, wenn du mal auf andere Gedanken kommen willst– gibt es interessante Hobbies, die du betreibst? 😊

Jeremy: Ich habe eigentlich nicht wirklich Hobbies – hab ja mein Hobby glücklicherweise vor Jahren zum Beruf gemacht – ich betreibe neben meiner Bandtätigkeit eine kleine private Musikschule und bin jeden Tag nur mit Musik umgeben. Aber ich genieße es, draußen weit spazieren zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, einfach den Kopf abzuschalten. Meist kommen einem da auch wieder tolle Ideen. Und ja – manchmal einfach nur ganz gemütlich eine witzige Serie zu sehen, macht schon auch richtig Spaß.


Pix666: Möchtest du den Fans noch was Spezielles mit auf den Weg geben?

Jeremy: Es bleibt eigentlich nur mehr eins zu sagen – danke für den tollen Support, echt krass, was mit den ersten zwei Singles bereits passiert ist! Und sagt es bitte einfach weiter…zeigt es euren Freunden und lasst uns, wenn die Zeit gekommen ist, zusammen am Festival jubeln und in den Clubs schwitzen!


Pix666: Vielen Dank für die interessanten Antworten. Bleibt gesund – und ganz viel Erfolg mit der Band.


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Fotos © Roland Thaler