WINTER MASTERS OF ROCK 02.12.2023

von Marko Jakob und Lucifera Nightmare

In diesem Jahr machten wir uns zum ersten mal auf die Reise zum Winter Masters of Rock nach Zlín in der Tschechischen Republik – und es sollte eine wahre Winterreise werden. Das Festival machte also in diesem Jahr seinem Namen alle Ehre – es gab nicht nur Rock vom feinsten, es war auch tatsächlich schon richtiger Winter.

Auch in der Veranstaltungshalle war es recht kühl – man musste sich warmspringen oder -trinken. Aufgrund der Witterungsbedingungen haben es nicht alle Bands pünktlich geschafft, so kam es leider zu Verspätungen und Verschiebungen im ersten Teil des Timetables. Mit Skarlett Riot und Phantom Elite hat es zwei Bands erwischt, auf die wir uns besonders gefreut hatten – aber vielleicht gibt es ja ein nächstes mal in einem anderen Jahr. Der Festivalbeginn wurde um 45 Minuten nach hinten verlegt, die Pausen zwischen den ersten Bands etwas ausgedehnt, so dass bei Liv Sin um 15.10 Uhr wieder alles nach dem ursprünglichen Plan ablief.



NEWSPEAK

Den Auftakt des Winter Masters of Rock 2023 machte die uns bis dahin unbekannte tschechische Metalcore Band Newspeak. Aber wahrscheinlich waren wir fast die Einzigen, die die Band noch nicht kannten, denn das vorwiegend einheimische Publikum ging gleich zu Beginn richtig ab, sogar einen Mini Circle Pit hatte sich schon gebildet – aber das war sowieso keine schlechte Idee, sich in der kühlen Halle gleich mal ein bisschen zu bewegen. Der Sound war top, die Stimme vom Sänger angenehm und kräftig. Weiter ging es mit Bewegung – ausgiebiges Klatschen sowie in die Hocke gehen und Springen brachte einiges an guter Konzertstimmung auch schon zur Mittagszeit. Es waren immerhin bereits mehrere hundert Metalfans in der Sporthalle in Zlín dabei.

Zum Abschluss machte die Band noch ein Erinnerungsfoto mit den Fans. Das war ein guter Beginn und letztendlich eine gute Idee, das Festival mit einer einheimischen Band zu beginnen



DARK SKY

Wie schon oben erwähnt, wurden zu Beginn des Festivals die Pausen zwischen den Bands etwas ausgedehnt – so vergingen nun vierzig Minuten, bis die nächste Band die Bühne betrat.

Dark Sky haben in diesem Jahr mit ‚Signs of the Time‘ ihr erstes Album seit vielen Jahren veröffentlicht. Die Band bestach mit sau guter Bühnenpräsenz und Ausstrahlung – auch die fetzige 80ies Revival Frisur von Sänger Frank war ein echter Hingucker. Zwischenzeitlich trug er auch mal eine Sonnenbrille – das hatte schon sowas wie das gewisse Etwas an Rockstar-Look. Frank hat die Fans sogar auf Tschechisch begrüßt.

Besonders gekracht hat die Eishockey Hymne ‚Heroes on Ice‘, die die Band für eine deutsche Eishockeymannschaft geschrieben hat. Dann wechselte der Sänger die Jacke und weiter ging es mit ‚Wonderland‘ vom neuen Album. „Es ist fantastisch hier vor euch zu spielen, Leute“ sagte er dann und kündigte gleich noch den nächsten Titel an „Das nächste ist ungefähr 17 Jahre alt und ich hoffe ihr mögt es“

Das Tempo zog an und die Stimmung wurde immer besser – dann gab es auch noch eine Überraschung für die Fans, die Band hat CDs in die Menge geworfen. „Ihr seid so ein tolles Publikum.“ Den nächsten Song zelebrierte der Bassist dann auf Knien und es wurden wieder einige CDs im Publikum verteilt, dann gab es sogar noch ein paar Bandshirts. „Einen haben wir noch – ‚Dancing with the Devil‘“ Dark Sky lieferten eine mitreißende, 50.minütige Rockshow ab. „Zlin. We love you“ riefen sie den Fans entgegen und machten dann noch ein Abschiedsfoto mit den Fans und der tschechischen Nationalflagge.



LIV SIN

Nun war zeitlich alles wieder im Plan und Liv Jagrell, die frühere Sängerin der Band Sister Sin erstürmte mit ihren Jungs die Bühne des Masters Of Rock. Die ganz in Rot gekleideten Schweden von Liv Sin legten gleich los wie die Feuerwehr und die Sängerin schüttelte ihre Haare fast pausenlos. Liv Sin rissen mit ihren guten Songs und dynamischen Sound das Publikum mit, alle hatten richtig Spaß. „Unser nächster Song heißt ‚D.E.R.‘“ beim mitreißenden Refrain wurde dann auch laut mitgeklatscht. „Ihr seid toll – lasst mich euch hören.“, sagte Liv. Weiter ging es mit ‚Chapter of the Witch‘ und wieder kreiste der Kopf – in den ersten Reihen wurde jetzt auch mitgemacht und der Funke zwischen Band und Fans war endgültig übergesprungen. „Schreit für mich – einen haben wir noch.“

Zum Abschluss gab es mit ‚King Of Fools‘ einen weiteren Song vom aktuellen Album ‚KaliYuga‘. Dabei machte Liv einen ausgiebigen Ausflug ans Geländer zu den Fans und ließ sich dort feiern. Die Fans waren nun echt aus dem Häuschen. Den Abstecher zum Masters of Rock nach Tschechien machten Liv Sin inmitten ihrer gemeinsamen Tour mit den Deathstars. Liv Sin sind definitiv eine Band, die man sich für später merken sollte und die das Zeug haben, auch als Headliner einen Club zum Wackeln zu bringen.



PRIEST

Eine weitere Band, die zurzeit den Tourbus mit den Deathstars teilt, sind Priest. Das ist wohl auch der Grund, warum eine Electro Band, auf einem Rock/Metal Festival auftritt. Aber einen Metal-Bezug haben Priest trotzdem, immerhin war Sänger Mercury mal Bassist in der bekannten Band Ghost und auch Keyboarder Salt spielte mal bei der schwedischen Nummer 1 Band mit. Einige Fans hatten nun wahrscheinlich die Zeit für Essen und Trinken genutzt, es war nicht mehr ganz so voll, wie noch zuvor beim Auftritt von Liv Sin. Die dageblieben waren, tanzten trotzdem, auch wenn es eine Pause von Rock und Metal gab.

Zu den Tönen von ‚A Signal in the noise‘ gab es eine voll coole Lichtshow. Die Band stellte sich den Metalfans dann auch noch selbst vor „Wir sind die Band Priest aus Schweden – ich sehe so viele wunderschöne Gesichter hier“ Auch wenn man als Metalfan die Musik etwas befremdlich fand, konnte man sich ja immerhin an den skurrilen Kostümen der Band erfreuen oder einfach weiterhin warmtanzen. „Der nächste Song ist unser populärster aber ich werde euch den Titel nicht nennen“ sagte Mercury dann. Es war der Song ‚The Cross‘, der immerhin schon über 600.000 YouTube Views hat. Weiter ging es mit ‚Obey‘ und inzwischen hatten sich auch prominente Gäste unter das Publikum geschlichen. Marcus und Skinny von den Deathstars wackelten in der dritten Reihe genüsslich mit den Köpfen.



ENEMY INSIDE

Nachdem Liv Sin in rot leuchteten, glänzten Enemy Inside nun ganz in weiss – und richtig weiss war es inzwischen auch draußen, der Schneefall kannte kein Ende. „Wir sind aus Deutschland und zum ersten Mal in eurem schönen Land.“ sagte Sängerin Nastassja. Die große Sporthalle war inzwischen mehr als zur Hälfte gefüllt – Sitzplätze und Stehplätze waren etwa gleichstark belegt – das reichte allemal für eine tolle Konzert- bzw Festivalstimmung. Die Stimme von Sängerin war atemberaubend klar, davon konnte man sich kurz vor der Show schon beim a capella Mikrofoncheck ein Bild machen. Dann gab es ein kleines technisches Problem, welches Nastassja damit überbrückte, unter anderem von der beschissenen Anreise zu berichten. Die Band kam erst kurz vor Showbeginn in Zlín an, das hatte auch zur Folge, dass die Sängerin ihre lange blonde Mähne heute nicht offen getragen hat – also die Konzertfotos mit den zusammengeknoteten Haaren sind scheinbar eine Rarität.

Das Headbangen mit offenen Haaren übernahmen also die Jungs an den Gitarren. Beim wunderschönen ‚Summer Son‘ gab es dann sehr geile Lichtstrahler. Enemy Inside verzückten das tschechische Publikum mit zauberhaften Songs und eingängigen Melodien. „Das ist leider schon unser letzter Song – der Titeltrack von unserem ersten Album“. Bei ‚Phoenix‘ gaben Band und Fans dann nochmal alles. Die Frage „Seid ihr bereit zu springen“ beantworteten die Fans auf ihre Art. Das war echt schön anzusehen. Enemy Inside waren scheinbar von den Fans beim Winter Masters of Rock begeistert und verabschiedeten sich mit den Worten „Wir würden sehr gern in euer schönes Land zurückkommen – Vielen Dank“.



XANDRIA

Als nächstes war die legendäre deutsche Band Xandria an der Reihe. Auch Xandria haben viele Stunden auf der Autobahn verbracht, aber es zum Glück rechtzeitig nach Zlín geschafft. Die Band um den Bandleader Marco Heubaum hat seit dem vergangenen Jahr mit Ambre Vourvahis eine tolle, neue Sängerin. Mit ihrer besonderen Ausstrahlung hebt sie die Xandria Liveshows nochmal auf eine ganz neue Stufe. Mit dem aktuellen Album ‚The Wonders Still Awaiting‘ schafften Xandria erstmal den Sprung in die Top 10 der deutschen Albumcharts. Neben neuen Songs waren natürlich auch einige Klassiker im Programm, wie zum Beispiel ‚Nightfall‘. Tolles Licht und Rauchsäulen bis zur Hallendecke machten die Show zu einem besonderen Erlebnis. Die Halle war jetzt übrigens inzwischen weit mehr als halbvoll und das Publikum wurde immer lauter. Sängerin Ambre erzählte zu jedem Song eine kleine Story über die Entstehung oder die Thematik. Nach dem Titelsong des aktuellen Albums wurde es dann etwas ruhiger. Bei der Metalballade ‚Your Stories I’ll Remember‘ war Ambre zunächst alleine auf der Bühne – später kamen dann die Jungs auch wieder dazu und unterstützten mit ihren Instrumenten, später griff auch noch das Publikum mit ins Geschehen ein und klatschte rhythmisch mit. Mit „A Prophecy of World’s to Fall“ hatten Xandria auch einen Song mit, der seit etwa zehn Jahren nicht mehr auf der Setlist stand. „Nun ein Party Song zum Springen – ‚ My Curse Is My Redemption‘ verlangte den Fans nochmal alles ab. „Danke, dass ihr Party mit uns gemacht habt.“ Xandria beendeten ihre Show mit jeder Menge Nebel zum Song ‚Valentine‘. Wow, das war toll … und eine Xandria Show funktioniert auch mal ohne ‚Ravenheart‘.



DEATHSTARS

Die Deathstars aus Schweden waren nun am Start. „Wir Sind gerade auf Tour mit wundervollen Bands – es ist schön, hier in eurem Land zu sein“ so begrüßten sie das Masters Of Rock Publikum. Die Jungs, die vor vielen Jahren schon mit den Weltstars von Korn oder Rammstein auf Tour waren, legten mit der Nummer ‚Night Electric Night‘ los. Die Fans waren sofort ‚on fire‘ und feierten mit dem genialen Live-Quintett eine wundervolle ‚Midnight Party‘. Dann gab es interessante Zungenspielchen bei ‚Tongues‘. Song für Song setzen die Deathstars noch einen drauf und die Stimmungsspirale schraubte sich stetig nach oben. ‚Dead dies hard‘ war der nächste Kracher.

„Wir haben noch ein paar mehr Songs für euch – Schreit“. Jetzt drehten die Fans so richtig durch. Nun folgte ein Stück über die ‚Fröhlichkeit‘ in Schweden – die ‚New dead Nation‘. „Lasst mich eure Hände sehen – Zlin are you into Metal? – dann haben wir einen Song für euch – ‚Metal‘“. Bei den Liveshows sind Skinny und Cat sowas wie richtige Bühnenbiester und stehlen Sänger Whiplasher fast sie Show.

Nun wurde ‚Synthetic Generation‘ angesagt – aber es brach Gelächter auf der Bühne aus und es ging mit ‚Everything destroys you‘ weiter. Bei ‚Chertograd‘ rauchte Whiplasher dann genüsslich eine Zigarette während dem Singen. Die Band bedankte sich beim enthusiastischen Publikum sogar auf Tschechisch: „Děkuji“ sagten sie mehrmals während der Show. Dann verschwand die Band kurz, Sirenen heulten auf und Whiplasher kam mit neuer Kopfbedeckung zurück und führte die Fans durch einen musikalischen ‚Blitzkrieg‘. Mit dem Titel ‚Cyanide‘ endete eine fantastische Show. „Danke Zlin – perfekter Abend“ so fiel kurz und knapp das Fazit der Band aus.



THE DEAD DAISIES

Bei The Dead Daisies standen im Laufe der gut zehn Jahre ihres Bestehens ja bekanntlich schon einige Besetzungswechsel an, trotzdem haben sie nie an Klasse verloren. Das bewiesen sie auch heute Abend beim Winter Masters Of Rock in Zlín. Am Mikrofon begrüßte die Fans der Rückkehrer John Corabi, der bereits von 2015-2019 Frontmann der australisch-amerikanischen Hardrock Band war. Die Fans kreischten von Beginn an. Der Song ‚Make Some Noise‘ war dann zusätzlich noch eine musikalische Ansage an die Fans, was sie zu tun hatten.

„Habt ihr eine gute Zeit? – Wir machen das jetzt seit zehn Jahren und wollen uns für die Unterstützung bedanken. Wir spielen Songs aus den letzten Jahren.“  Das nächste Stück war dann vom Top 10 Album ‚Holy Ground‘ aus dem Jahr 2021. Die Rock- und Metalurgesteine überzeugten mit tollem Sound und tollen Songs. Übung und Erfahrung haben sie auf jeden Fall genug, wenn man bedenkt, in welchen Bands schon alles mitgemischt worden ist – Whitesnake, Billy Idol, Foreigner, Ozzy Osbourne, Guns N‘ Roses und Mötley Crüe stehen da zum Beispiel in der Historie. Dann sagten die Jungs: „Wir haben ein paar Freunde mit heute Abend – Alkohol und Musik“ haha wie das bei alten Rockern nun mal so ist. Vorm Titel ‚Mexico‘ gab es die gute Idee, doch einfach die Kälte und den Schnee hier hinter sich zu lassen, in ein Flugzeug zu steigen und Sonne, Strand und Tequila zu genießen – eine wirklich gute Idee. Inzwischen war die Halle in Zlín fast komplett voll und die Fans wärmten sich quasi gegenseitig.

„Wir spielen jetzt einen Song von einem Freund von uns – eine der größten Stimmen im Rock“ – es folgte das Whitesnake Cover ‚Slide it in‘. Und es ging gleich weiter mit einem Coversong – nun war ‚Helter Skelter‘ -time. Danach kam schon die Verabschiedung: „Wir sind The Dead Daisies – wir lieben euch, danke! – lasst uns noch ein Foto machen, welches wir mit nach Amerika nehmen können“.



CAVALERA

 

Die Stunden verflogen, die Uhr zeigte fast Mitternacht, draußen hatte die Schneedecke inzwischen die 10 cm Marke überschritten – aber in der Konzerthalle stand nun die heißeste Show des Abends bevor. Die Fans konnten es kaum erwarten, dass gleich die legendären Cavalera Brüder gemeinsam die Bühne in Zlín betreten werden. Seit etwa 15 Jahren sind sie als Cavalera Conspiracy wieder gemeinsam unterwegs. Cavalera und Sepultura Sprechchöre schallten schon vor Showbeginn durch die Halle. Die Brüder Max und Igor aus Belo Horizonte, die vor inzwischen fast 40 Jahren die legendäre Band Sepultura gründeten, haben im Sommer 2023 das 1986er Debutalbum ‚Morbid Visions‘, sowie die EP ‚Bestial Devastation‘ unter dem Namen Cavalera neu veröffentlicht. Und nun schmetterten sie diese Metal-Klassiker den Fans beim Winter Masters of Rock 2023 um die Ohren. Das Metal-Feuerwerk zu später Stunde sorgte für ordentlich Stimmung und ließ keine Wünsche offen. Das war nun nix mehr mit Rock hier beim Festival, das war Trash- und Death Metal der alten Schule und von extremer Klasse. Auch für ordentlich Dekoration war gesorgt – das riesengroße Bühnenbanner, die Monitore rechts und links, sowie das etwas erhöht stehende Drum – das war alles ziemlich gut aufeinander abgestimmt. Am Sound hatten wir auch weiter nix auszusetzen. Eine beeindruckende Show und für uns das erste Mal, Max Cavalera nicht als Sänger von Soulfly auf der Bühne zu sehen.

Das hat echt Spaß gemacht und nun freuten wir uns schon auf die dicke Schneeschicht, die auf dem Auto liegen sollte. Danke an Pragokoncert für diese tolle Veranstaltung, wir werden es weitererzählen.